Geier im Wilden Westen (Bild: Unsplash / Pixabay)

Geier sind die Gesundheitspolizei in ihren Territorien

Nach dem Verdauungsschlaf schweben sie wieder über den Grassteppen oder Wüsten dahin, so hoch, dass sie von der Erde aus häufig gar nicht mehr zu erkennen sind. Sie selbst verfügen jedoch über so scharfe Augen, dass sie auch aus großen Höhen die kleinste Bewegung auf dem Boden wahrnehmen können. Geier sind eine sehr nützliche und notwendige Erscheinung, sorgen sie doch mit ihrem alles verschlingenden Appetit dafür, dass weder Unrat noch Abfälle lange herumliegen und zu Brutstätten übler Krankheiten werden können. Nicht umsonst haben Geier auch den Ruf, die Gesundheitspolizei ihrer Territorien zu sein.

Zur Zeit des Wilden Westens begleiteten die Geier häufig Siedlertrecks über weite Strecken bis zu deren Rastplätzen. Sobald die Siedler aufbrachen, stürzten sich ihre gefiederten Begleiter auf den zurückgelassenen Abfall, und erst nachdem sie alles gründlich vertilgt hatten, folgten sie dem weiterziehenden Treck erneut. Nur zur Brutzeit geben die Geier ihr Wanderleben auf. Sie ziehen sich in unzugängliche Gebiete zurück. Jedes Paar baut in einer Nische steiler Felsen aus groben Ästen, Grasbüscheln und anderem zusammengetragenen Material sein Nest. Ein Geier-Küken ist meist ein Einzelkind. Zwillinge sind sehr selten.

Geier öffnen den Kadaver an der weichsten Stelle, um an die Innereien zu kommen

Das Kleine wird von beiden Eltern liebevoll aufgepäppelt und später einmal bis zu 15 Kilo wiegen. Die Jungvögel sind Nesthocker. Sie brauchen etwa 120 Tage, bis sie das Nest verlassen. Dann sind sie an ihrem dunklen Schnabel zu erkennen. Auch ihr Gefieder ist erst viel dunkler als das der Altvögel. Am Hals haben Geier übrigens keine Federn. Der Grund dafür ist ein bisschen unappetitlich. Wenn sie ein verendetes Tier sehen, stürzen sie sich förmlich darauf, um es aufzufressen. Sie versuchen, den Kadaver an der weichsten Stelle zu öffnen, um an die Innereien zu kommen. Das ist manchmal Schwerstarbeit, die auf jeden Fall sehr schmutzig macht.

Und da sich Vögel am Hals nur schlecht putzen können, haben Geier dort entweder gar keine Federn oder nur einen dünnen Flaum aus Daunen, wie zum Beispiel der Gänsegeier. Die allermeisten Vögel schwingen sich in einer Höhe von gut sichtbaren 100 bis 2000 Metern durch die Lüfte. Die Zugvögel schaffen noch weit mehr, nämlich 9000 Meter. Sie überqueren ohne Probleme den Himalaya. Rekordhalter ist aber - so weit bekannt - ein Sperbergeier. In der unglaublichen Höhe von 11274 Metern kollidierte er 1973 über der Elfenbeinküste (Afrika) mit einem Verkehrsflugzeug.

Autor seit 12 Jahren
354 Seiten
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