Die Geschichte der Giraffenartigen

Bis zum Ende des Pleistozäns - vor rund 20.000 Jahren - kam die Familie Giraffidae nicht nur in Afrika, sondern auch in den gemäßigten Zonen Europas und Asiens vor. Heute sind nur mehr zwei Spezies übergeblieben.

Die erste lebende Giraffe wurde im Jahr 46 v. Chr. von Caesar nach Europa gebracht (HEDIGER, 1938). Auch Giraffenfleisch war schon damals ins Römische Reich importiert worden: US-Archäologen fanden in Abfallhalden der damals beliebten Einkaufsmeile am Stabiae-Tor in Pompeji Giraffenknochen.... mehr im Kapitel Giraffen in Zoos.

 

Systematischer Überblick

  • Klasse Säugetiere (Mammalia)
  • Ordnung Paarhufer (Artiodactyla)
  • Unterordnung Wiederkäuer (Ruminantia)
  • Familie Giraffen (Giraffidae); die in drei Unterfamilien unterteilt wird,
  • die Rindergiraffen (Sivatheriinae) die - möglicherweise erst von 8000 Jahren - ausgestorben sind, 
  • die Waldgiraffen (Palaeotraginae) -mit der Gattung Okapi und die
  • eigentlichen Giraffen oder Steppengiraffen (Giraffinae) mit der Gattung Giraffa.

 

Giraffe in Schönbrunn

Giraffe in Schönbrunn (Bild: a.sansone)

Acht Unterarten der Steppengiraffe

  • Netzgiraffe (G. c. reticulata)
  • Uganda-Giraffe/Rothschild-Giraffe (G. c. rothschildi)
  • Angolagiraffe (G .c. angolensis)
  • Kap-Giraffe,
  • Massai-Giraffe,
  • Nubia-Giraffe,
  • Kordofangiraffe (G. c. antiquorum)
  • Tschad-Giraffe

Obwohl sie alle einer Art angehören, hat jede Unterart ihre spezielle Netzzeichnung. Angepasst ihrem Verbreitungsgebiet; ein General hätte die Tarnmuster nicht besser aussuchen können.

 

Giraffen Netzmuster

(Bild: James_Valma / Pixabay)

Diese Zeichnung wiederum ist bei jedem Tier individuell so einzigartig, wie bei Menschen der Fingerabdruck.

  • Der Giraffenrüssler (Trachelophorus giraffa) allerdings hat nur seinem langen Hals diesen Namen zu verdanken. Er gehört zu den Käfern und lebt auf Madagaskar.

(Bild: Mbragion / Pixabay)

Die Giraffe (Giraffa cameleopardis)

Giraffen sind die am höchsten gewachsenen Landsäugetiere. Mit einer Höhe von über 5 Metern (die höchste jemals gemessene Giraffe 5,80 Meter) blicken sie auf uns herab. Je nach Region sind sie hell oder dunkelbraun gefleckt. Der bis zu einen Meter lange Schwanz hat am Ende ein Haarbüschel.

Die Giraffe und ihr spezialisierter Blutkreislauf

Wie bei fast allen anderen Säugetieren hat die Giraffe auch nur 7 Halswirbel. Diese weisen jedoch jeweils eine Länge bis zu 40 cm auf und sind durch sehr starke Halsmuskeln gestützt.

Der extrem lange Hals erfordert vom Herz der Giraffe eine besondere Leistung, um das Blut zum Kopf zu befördern. Es kann 60 Liter Blut pro Minute durch den Körper pumpen, wiegt zwölf Kilo und sorgt für einen Blutdruck, der dreimal so hoch ist wie beim Menschen.

 

Was aber geschieht, wenn der Kopf sich senkt? Damit das Blut nicht mit hohem Druck in den Kopf schießt, sorgt ein ausgeklügeltes System mit Ventilen für das rechtzeitige Schließen der Arterie. Immer wenn die Giraffe den Kopf senkt, schließen sich Ventile, denn sonst würde das Tier bei jedem Beugen ohnmächtig werden.

Dass eine Giraffe um Wasser zu trinken fast einen Spagat hinlegen muss, erklärt sich wohl von selbst.

Wie die Giraffe zu ihrem Namen kam

Immer, wenn es sich um die Namensgebung der Arten dreht, kann es auch heiter werden. Ursprünge gibt es meist viele und manchmal lag man mit der Deutung der Herkunft auch kräftig daneben. Aber schön der Reihe nach.

  • Der Name Giraffe kommt aus dem Arabischen und könnte auf "Serafe"= die Liebliche zurückzuführen sein. Aus Serafe wurde Giraffe.
  • Der Name Giraffe könnte aber den Ursprung auch von "der, der schnell geht" abstammen. Bei jedem Schritt legt nämlich eine ausgewachsene Giraffe fast 4,50 Meter zurück. Passt doch auch gut?

 

Kreuzung aus Kamel und Leopard?

Kamel (Bild: mariefrance / Pixabay)

Jetzt wird es allerdings heiter. Forscher von anno dazumal lagen nämlich ordentlich daneben.

  • Aufgrund der Form und der Fellmusterung glaubte man, dass die Giraffe aus der Kreuzung einer Kamelstute mit einem Leopard hervorgegangen sei, und nannte sie darum "Cameleopard". Dieser Name hat sich dann später im wissenschaftlichen Artnamen niedergeschlagen.

Die hatten wohl noch nie den Merkspruch: "Was sich schart und paart, gehört zu einer Art", vernommen.

  • Verbreitung: Afrika südlich der Sahara
  • Lebensraum Gras- und Buschsavannen
  • Größe: Scheitelhöhe Männchen bis 5,8m; Weibchen bis 4,5m; Giraffenbaby stattliche 1,8m.
  • Gewicht an die 800kg
  • Futter bevorzugt Akazienblätter und Gräser; bis zu 80kg täglich.
  • die blauschwarze Zunge ist an die 46cm lang

Die Giraffe und ihr Lebensraum in Afrika

Die Giraffe ist ein wiederkäuender Paarhufer des afrikanischen Kontinents, ihr Lebensraum ist die Savanne von Ostafrika und Zentralafrika.

Wie alle Huftiere lebt die Giraffe in Familiengruppen von sechs bis zehn Tieren oder mehr. Jede Gruppe für sich hat ein männliches Leittier, einige Weibchen und deren Junge. Durch ihre Höhe kann sie Gefahren kilometerweit erkennen. Ihre Hauptnahrung sind Blätter, Knospen, Blüten und Früchte, kaum Gras, Lieblingsfutter: die Akazie, wo ein subtiles Teamwork zwischen Akazie-Ameise und Giraffe besteht. Mit ihrer bis langen blauschwarzen Zunge ergreift sie einen Zweig und streift mit den Zähnen die Blätter von den Zweigen. Dass sie an der giftigen Akazie nicht stirbt, liegt an der besonderen Speichelzusammensetzung und einer speziellen Leber. Nahrungsspezialisten leben nun mal gefährlich (siehe auch Koalas).

Anders als die meisten anderen Wiederkäuer kann die Giraffe die Nahrung aus dem vierkämmrigen Magen wieder hochwürgen und dabei gleichzeitig laufen. 12 bis 20 Stunden täglich verbringt sie mit Fressen. Als Beinahrung, wichtige Mineralstoffe etc. wird Erde, Aasknochen, Lehm und Holzkohle gefressen.

Das Familienleben der Giraffen

Nach einer Tragzeit von 15 Monaten kommt vorwiegend ein Junges immer bei Sonnenaufgang zur Welt. Dazu begeben sich die trächtigen Giraffen an besondere, vor Feinden geschützte Stellen entlang ihrer Wegroute. Meistens sind es mehrere Mütter gleichzeitig. Die Jungen fallen buchstäblich ins Leben, denn sie stürzen aus zwei Metern Höhe auf die Erde. Das Junge wiegt bei der Geburt zwischen 47 und 70 Kilo und ist etwa 1,80 Meter hoch. Es wird von der Mutter trocken geleckt und sobald es sich aufrappeln kann, wird getrunken. Schon knapp nach der Geburt schließt sich die Giraffe mit ihrem Jungen der Herde wieder an.

Unter Mama Giraffas langen Beinen ist es sicher

Die Jungtiere flüchten bei drohender Gefahr immer zwischen die Beine ihrer Mütter. So wehrlos eine Giraffe wirkt, ihr langer Hals wird schon mal als Keule eingesetzt und auch ihre Hufe können einen Feind vertreiben. Später werden die Jungen in einer Art Kindergarten in der Obhut von Tanten gemeinsam beaufsichtigt, während sich die Mütter stärken. Mit zehn Monaten kann das Junge schon selber wiederkäuen und wird entwöhnt. Mit zehn Jahren ist eine Giraffe ausgewachsen.

Die natürlichen Feinde der Giraffe, vor allen Dingen der Kälber, sind Löwen, Leoparden, Hyänen, Giftschlangen und Wildhunde.

In freier Wildbahn kann eine Giraffe 26 Jahre alt werden, in Zoos sogar bis zu 36 Jahre.

Okapi

Okapi (Okapia johnstoni) (Bild: Derek Keats / Flickr)

Das Okapi (Okapia johnstoni), die kleine Schwester der Giraffe

Das Okapi Okapia johnstoni, ebenfalls in Afrika beheimatet, wurde erst 1901 vom Afrikaforscher Sir Harry Johnston entdeckt. Das Okapi ist im Gegensatz zur Giraffe nicht gefleckt, sondern an den Beinen gestreift und wird nur knapp zwei Meter hoch. Das Okapi kommt im Regenwaldgebiet Zentralafrikas vor.

Das Okapi ist die letzte afrikanische Großtierart, die der Wissenschaft bekannt wurde. Es wurde 1901 durch den damaligen Sekretär der Zoologischen Gesellschaft London auf der Grundlage einiger Fellstücke als Equus johnstoni sp.nov., als eine offenbar neue "Zebraart aus dem Semliki-Wald" beschrieben.

1904 sah der Basler Geologe Dr. J. J. DAVID als erster Europäer dann ein lebendes Okapi und schoss es im Namen der Wissenschaft auch gleich tot. Die Haut und das Skelett dieses Tieres werden heute noch im Naturhistorischen Museum Basel aufbewahrt.

Warum braucht das Okapi keinen langen Hals?

Der Beiname "Waldgiraffe" gibt bereits die Antwort. Im Gegensatz zur Savanne gibt es in Waldgebieten in jeder Wuchshöhe erreichbares Blattwerk. So reichen die etwa 1,7m Schulterhöhe, um Blätter zu erreichen. Mit seinen Hufen kann es sich allerdings genauso gut wie die Giraffe gegen Raubtiere verteidigen. 

Im Wald braucht man Streifen um nicht aufzufallen.

Zu gemeinsamen Merkmalen Giraffe-Okapi zählen die Stirnzapfen, die bei der Giraffe von beiden, beim Okapi nur vom Männchen getragen werden. Diese "Hörner" besitzen keine Hornscheide (Bovidae), sondern sind mit Haut überzogen.

Ein weiteres Kennzeichen der Giraffidae sind ihre niedrigkronigen Backenzähne, die mit kantig gewelltem Schmelz überzogen sind. Bei allen anderen Säugetieren ist die Schmelzhülle der Zähne glatt. Dieses Merkmal ist einmalig.

Giraffen und Okapis in Zoos

  • Bereits vor 4.000 Jahren hielt die ägyptische Königin Hatshepsut eine Giraffe in ihrer Menagerie.
  • Im Jahr 46 vor Christus ließ Julius Cäsar erstmals eine Giraffe nach Rom bringen.

Heute finden wir Giraffen in vielen Zoos und Tiergärten.

  • Wien, Tiergarten Schönbrunn

Die Giraffenherde im Tiergarten Schönbrunn zählt zu den Rothschildgiraffen, von denen es in den Savannen Afrikas nur noch rund 2.500 Tiere gibt. Derzeit leben hier Kimbar, der Bulle (21 Jahre), Carla (16 Jahre) und Rita (10 Jahre) und das Jungtier Lubango (2 Jahre).

Die Tradition, Giraffen zu halten, geht im Tiergarten bereits auf das Jahr 1828 zurück. In diesem Jahr kam die erste Giraffe als Geschenk des Vizekönigs von Ägypten an den österreichischen Kaiser nach Wien.

Höchste Zeit also, dass man im Tiergarten nun an einem neuen Zuhause für die langbeinigen Schönheiten arbeitet. 2017 wurde der neue Giraffenpark mit tollen Einblicken eröffnet.

  • München, Tierpark Hellabrunn

Die Münchner Giraffen zählen zu den Netzgiraffen Giraffa cameleopardalis reticulata.

  • Zoo Berlin

Als Giraffen werden Netzgiraffen Giraffa camelopardalis gehalten.

Er ist einer der wenigen Zoos (Basel, Berlin-Zoo, Frankfurt, Köln, Leipzig, Stuttgart, Wuppertal) die Okapis halten. Okapis sind in der Demokratischen Republik Kongo endemisch und stark gefährdet. Das Okapi Conservation Pojects wird vom Berliner Zoo finanziell unterstützt.

Mode à la Giraffa

Als die erste Giraffe den Schönbrunner Tiergarten erreichte, spielte kurz darauf die modewusste High-Snobiety verrückt. Da gab es kurz darauf

  • Hüte, Kleider, Handschuhe mit Fleckmuster (dem heutige Leolook vorgegriffen)
  • Trinkgefäße
  • Musikinstrumente
  • sogar Backwaren, sogenannte "Giraffeln" gab es auch. Den Kaiser wird es gefreut haben.
Adele_Sansone, am 16.08.2015
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Bildquelle:
a.sansone (Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Rosen und die Frage: Dorn oder Stachel?)

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