Goldwaschen im Napfgebiet in der Schweiz
In der Schweiz findet man fast überall Gold - nicht nur im Rhein bei Disentis - sondern z.B. auch im Napfgebiet, wo das Gold wegen seiner Reinheit bei Goldschmieden sehr beliebt ist.Das Napfgold
Der Ursprung des Napfgolds liegt in den Alpen. Als vor etwa 50 Mio. Jahren die Alpen gebildet wurden, kamen Golderze zu Tage, die heute als Primärquelle des heutigen Napfgoldes gelten.
Etwa 30 Millionen Jahre später - zu Beginn des Miozän - begannen die Urflüsse der Alpen in ihrem Geröll das Gold in die Ebenen des Mittellandes zu transportieren. Das Napfbergland ist aus solchen Flussablagerungen entstanden. Heute sind diese Flusssedimente längst zu Gesteinen wie Nagelfluh, Sandstein oder Mergel geworden.
Das Napfgebiet ist wahrscheinlich das geschichtlich älteste Goldvorkommen der Schweiz und soll schon durch die Helvetier und Römer durchsucht worden sein. Heute sind die Bäche und Flüsse unter Hobby-Goldsuchern wohl bekannt. Die natürliche, unberührte Landschaft der Schweizer Voralpen und die Möglichkeit, schnell ein oder zwei Goldflitter zu finden, machen das Napfgebiet zu einem perfekten Goldwasch-Gebiet.
Das Napfgold wird vom Regen aus dem Gestein herauserodiert und gelangt als kleine Goldflitter in das Kies der Napfbäche. Es finden sich durchschnittlich etwa 0.4 Gramm pro Tonne Gestein, in den goldhaltigen Seifen bis zu 10 Gramm pro Tonne. Das Napfgold zeichnet sich durch seine rauhe Oberfläche und seine goldgelbe Farbe aus. Die Goldflitter bzw. Goldplättchen haben meist einen Durchmesser von 0.1 bis 4 mm (selten auch mal 7 oder 8 mm) und eine Dicke von etwa 0.1 mm bis 0.2 mm. Goldnuggets werden im Napfgebiet zwar nicht gefunden, dafür ist das Napfgold sehr rein und hat einen hohen Goldgehalt von 96,5 bis fast 99 Prozent. Im Napfgebiet müssen etwa 2000 Goldflitterchen gefunden werden, um ein Gramm Gold zu erhalten.
Tipps für Goldwäscher
Gold ist 19 (!) mal schwerer als Wasser und wird daher weder sehr schnell noch sehr weit transportiert. Das Gold nimmt sozusagen immer den Kürzesten Weg und befindet sich mehrheitlich am oberen Kopf einer Kiesbank, wo die große Steine dicht an dicht abgelagert werden. Gerne wird man von feinem, hellem Sand getäuscht, der sich häufig am unteren Ende einer Sandbank sammelt und in Form von sogenanntem Katzengold (Mineralien wie Muskowit oder Biotit) verführerisch glitzern und funkeln kann.
Vor allem terassenähnliches Gelände ist eher goldhaltig. Steile Bachabschnitte weniger. Bei Stufengefälle gilt, dass die höchste Konzentration im Oberlauf zu finden ist und zwar gegen das Terassenende, kurz vor dem Steilabfall (viele Sturzblöcke, Grobgeröll und wenig Sand).
Gute Stellen sind also dort zu finden, wo die Wasserströmung zunächst direkt auf das Ufer trifft, dort Material abträgt und es später infolge geringer Geschwindigkeit an so genannten Sedimentstellen wieder absetzt. Diese Sedimentstellen finden sich an Biegungen wo der Fluss määndert, wo die Strömung abgebremst wird oder wo der Fluss die Richtung ändert. Beliebte Suchorte sind deshalb u.a. die Innenseiten von Bachkrümmungen. Wer die Strömungsverhältnisse eines Flusses kennt, ist hier klar im Vorteil.
In Spalten und Ritzen eines Flußbettes finden sich manchmal überraschend große Goldflitter. Besonders Kolke, die sich z.B. im Napfgebiet häufig am Fuße von Kaskaden gebildet haben, verdienen eine genauere Prüfung.
Auch tiefe Stellen, Stellen vor oder nach Engpässen, kleine Wasserfälle oder anstehendes Felsgestein im Bachbett eignet sich zum Suchen. Auffallend große Felsblöcke, die mitten im Flussbett liegen und nur bei Hochwasser überschwemmt werden, sollten ebenfalls untersucht werden. Hinter den Steinen sinkt das Gold ab und sammelt sich am Flussgrund.
Solche Sande, in denen sich das Gold ablagert, nennt man Goldseifen. Die Beschaffenheit der Seife sollte kompakt und mit vielen großen Steinen durchmischt sein. Feine Kiesbänke enthalten kein Gold. Deshalb wird man nicht in den hellen und feinen Sanden fündig, sondern bei den dunklen Sanden, die mit Eisen und anderen Schwermetallen durchsetzt sind. Wenn sich diese schweren Sande auf dem Flussgrund - englisch Bedrock - absetzen muss die Schaufel zur Hand genommen und bis zum Bachbett gegraben werden. Ein rostiger Nagel oder ein altes Hufeisen sind gute Zeichen und sollen ganz viel Glück bringen.
Der goldhaltige Sand kann dann in der Pfanne durchsucht werden. Dabei die Pfanne nicht nur leicht bewegen oder drehen sondern unter Wasser feste rütteln und schütteln um so die leichten hellen Sande auszuzsieben bis nur noch der schwarze schwere Sand übrig bleibt.
Wer eine Schleuse einsetzt - mit der die Ausbeute übrigens deutlich größer ausfällt als mit der Goldwaschpfanne - sollte darauf achten, dass das Wasser mit höchstens 1 km/h Stunde durch die Schleuse fließt. Zu bevorzugen ist ein sanftes Gefälle, so dass golfballgroße Steine gerade noch durchgespült werden. Die Schleuse kann dabei auch bis zum oberen Rand unter Wasser stehen.
Sind die ersten Goldflitter gefunden, werden diese im Fläschli verstaut. Achtet darauf, dass beim Transport immer ein Luftbläsli im Fläschli bleibt - denn sonst kann es sein, dass der Goldfund in der Hosentasche verschwindet...
Goldwaschen im Napfgebiet
Im Quellgebiet der Aare und ihrer Nebenflüsse erhebt sich zwischen Bern und Luzern der 1411 m hohe Napf. Seine Nagelfluhbänke und Molasseschichten enthalten auch heute noch einige Millionen Franken an feinverteiltem Gold. Deshalb gehört das Napfgold weiterhin zu den bedeutendsten Goldvorkommen in der Schweiz.
Lichte Wälder und kleine einsame Liegenschaften wechseln sich ab mit offen Flächen, Wiesen und Alpweiden und charakterisieren die Landschaft um den Napf. Man käme an kein Ende, wollte man alle großen und kleinen Bäche zählen, die sternförmig vom höchsten Punkt abfließen.
Zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert wurde in der Reuss, der kleinen Emme, der Luthern und der Wigger Gold gewaschen. Ab 1523 mussten die luzernerischen Goldwäscher dem Staat Luzern Gold abliefern. Da war bekannt, dass Gold von der grossen Fontanne in die kleine Emme gelangte. Sie war damals - im Gegensatz zu heute - aber unwegsam.
Das Gold findet sich in den Flüssen und Bächen rund um den Napf in sogenannten Goldseifen, weshalb es auch als Seifengold bezeichnet wird. Erfolg verspricht die Suche in der großen und kleinen Fontanne, dem Goldbach, dem Seeblibach, der Luthern und der Wigger.
Das wichtigste Utensil eines Goldwäschers: Die Waschpfanne.
Ein guter Einstiegspunkt ist z.B. die Wydigbrücke, die zwischen Doppelschwand und Romoos über die große Fontanne führt. Etwas oberhalb der Brücke gibt es einen Parkplatz, von dem man in kurzer Zeit zur Brücke gelaufen ist. Aus dieser Richtung kommend kann man dann direkt nach der Brücke links in den Wald abbiegen und zum Bachbett absteigen. An dieser Stelle finden auch Goldwaschkurse statt und es gibt Möglichkeiten zum Grillen.
Auf der Homepage von Rainer Glanzmann sind weitere gute Einstiegsmöglichkeiten rund um Doppelschwand beschrieben. Man kann Goldwaschkurse buchen und Ausrüstungsgegenstände wie Gummistiefel, Schaufel oder Schleuse ausleihen und kaufen.
Ebenfalls gut beraten ist man auf der Seite Seite von Stefan Grossenbacher, der gelernter Goldschmied ist. Neben den Goldwaschkursen kann man seine Funde zu Schmuck verarbeiten lassen oder im Shop auch Goldnuggets aus anderen Ländern wie Australien oder Neuseeland erwerben. Goldnuggets aus Australien z.B., die viel Silber enthalten, glänzen silbrig goldig in der Sonne, während andere Nuggets mehr in einem sandfarbenen Gelb leuchten.
Das Schöne beim Goldsuchen in der Schweiz ist, dass das Suchen mit größeren technischen Hilfsmitteln wie Metalldetektoren oder Dredges (Unterwasserstaubsauger) verboten ist. Man sucht nur mit Schaufel, Pfanne und Schleuse. An den Bächen im Napfgebiet gibt es deshalb keinen störenden Lärm und die Stimmung unter den Goldsuchern ist friedlich. Man hilft sich gegenseitig und erhält auch als Neuling jede Menge wertvolle Tipps. Deshalb war ich schon mehrmals in der idyllischen Gegend und habe bereits beim dritten Versuch erfolgreich einige Goldflitter in der großen Fontanne gefunden. Welch ein schönes Erlebnis:)
Bildquelle:
Andreas Kolossa
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privat
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Sabine Heppert
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