Aus Skandinavien machten sich im 8. Jahrhundert n. Chr. Seefahrer in ferne Länder auf. Sie wurden Nordmänner, Normannen oder Wikinger genannt. Mit ihren schnellen und seetüchtigen Langschiffen kamen sie bis nach Russland, England, Frankreich und wohl auch bis Nordamerika. Sie trieben meist Handel. Aber sie waren aber auch als Krieger und Eroberer gefürchtet.

Eine der bedeutendste Siedlung der Wikinger war Haithabu. Dieser Ort am Haddbyer Noor, einer Bucht am Ende der Schlei und über diesen Meeresarm mit der Ostsee verbunden, war im 10. Jahrhundert das wichtigste Handelszentrum im Ostseeraum.

Die Siedlung Haithabu

Ins Mittelalter zurück werden Besucher von Haithabu versetzt. Diese Siedlung, am Haddebyer Noor gegenüber der heutigen Stadt Schleswig gelegen, war seit dem 9. Jahrhundert das wichtigste Handelszentrum im Ostseeraum. Über Land transportierten die Wikinger ihre Waren im Schutz des Danewerks zwischen Haithabu und der Treene bei Hollingstedt in Richtung Nordsee. So ersparten sie sich den riskanten Seeweg durch das stürmische Skagerrak.

Im 10. Jahrhundert war Haithabu das größte Handelszentrum Nordeuropas. Mit einer besiedelten Fläche von 24 Hektar war diese Wikingersiedlung etwa so groß wie das damalige Köln. Ein halbkreisförmiger Wall, der noch heute erkennbar ist, sicherte den Ort mit etwa 1.000 Einwohnern und zahlreichen Besuchern. Außerdem verliefen nahe der Siedlung wichtige Fernhandelswege wie der Ochsenweg von Jütland nach Süden. Die Bewohner von Haithabu waren Händler und Handwerker. Sie produzierten Tuch, Kämme, Schmuck und Waffen.

Im 11. Jahrhundert wurde Haithabu überfallen und zerstört. Geblieben ist nur der ringförmige Befestigungswall.

Freigelände mit Wikingerhäusern

Freigelände mit Wikingerhäusern (Bild: haros)

Wikinger-Museum Haithabu

Das Wikinger-Museum zeigt rund 3.000 Exponate. Darunter sind Schmuck, Kleidung, Waffen und Runensteine. Sie geben Einblick in das Leben der damaligen Oberschicht. Andere Fundstücke geben Eindrücke vom Alltagsleben im frühen Mittelalter wieder. Weitere Aspekte der Sammlung sind der heidnische Glauben und die christliche Religion sowie Handwerk und Handel. Das meist beachtete Ausstellungsstück ist in der Schiffshalle des Museums zu bestaunen: ein 23 Meter messendes Langschiff. Das wurde 1979 im Hafen von Haithabu ausgegraben und zum Teil rekonstruiert.

Ein Wermutstropfen ist die Tatsache, dass das Museum bis Frühjahr 2018 wegen dringender Sanierungsarbeiten geschlossen bleibt.

Wikinger-Museum

Wikinger-Museum (Bild: haros)

Freilichtmuseum Haithabu

Zugänglich ist aber weiterhin in der warmen Jahreszeit die rekonstruierte Siedlung im Freigelände. Sieben, durch Bohlenwege untereinander verbundene Häuser, wurden originalgetreu nachgebaut. Sie und die Hafenanlage bieten einen Einblick in Alltag und Kultur der Bewohner Haithabus vor mehr als 1.000 Jahren.

In den lehmverputzten Flechtwandhäusern werden die Handwerkstechniken die Wikinger präsentiert. Beispiele liefern das Haus des Kammmachers, des Holzhandwerkers oder des Fischers.

Am Ufer wurde eine 41 Meter lange und knapp 10 Meter breite Landungsbrücke nach historischen Vorbild angelegt. Einst gab es im Hafen mehrere dieser hölzernen Plattformen. An denen machten die Boote der Wikinger fest. Auf den Plattformen wurde wohl auch gehandelt und Ware gelagert. Heute liegt an der rekonstruierten Plattform der etwa neun Meter lange Nachbau eines Wikingerbootes aus Eichenholz.

 

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