Winterzauber in Salzburg

Den jährlichen Winterzauber hatte sich Amelie ganz anders vorgestellt. Keinesfalls hätte sie damit gerechnet, ihren Freund beim sportlichen Intimtraining mit einer blonden Nachhilfelehrerin zu erwischen. Diese Demütigung und Enttäuschung verwindet die junge Frau lange nicht. Zu allem Unglück machen es ihr Chefitäten, Kollegen und insbesondere Kunden schwer, den anstrengenden Arbeitsalltag einer Kellnerin zu bewältigen. Kann ein Ausflug auf den Salzburger Christkindlmarkt die Stimmung heben?

Nur kurzfristig, denn ein heißer Flirt mit einem Vorgesetzten stellt sich als weiterer Schlag ins eiskalte Wasser heraus! Sollte sie es anders als ihre WG-Mitbewohnerinnen – gleichzeitig ihre besten Freundinnen – nicht schaffen, eine funktionierende, glückliche Beziehung einzugehen? Schließlich hat sie es satt, für einen schwulen Freund dessen Verlobte spielen zu müssen, damit seine konservative Mutter nicht der Homophobie erliegt.

Nach vielen Wirren und Missverständnissen scheint ihr das Glück doch noch hold zu werden: Ausgerechnet bei einem harmlosen Kinobesuch lernt sie den gut aussehenden, charmanten Geschäftsmann Francesco kennen und lieben. Eine überaus wichtige Kleinigkeit steht aber dem perfekten Glück im Wege: Ist Francesco am Ende gar nicht der, als der es sich ausgibt?

Auch als eBook erhältlich

Frauenroman: Unmännlich?

Nun zählen Frauenromane weder zu den Lieblingen schöngeistiger Kritiker, noch zur bevorzugten Lektüre männlicher Mitmenschen (ausnahmsweise und beabsichtigt ohne Binnen-I). Gerade als Vielleser sollte man aber die genretypischen Scheuklappen ablegen und sich mutig in bislang ungewohnte Gefilde wagen. Insofern stellt der Frauenroman "Hallo, Fräulein!: Winterzauber" eine Zäsur im Leseverhalten des Rezensenten dar, eingedenk ängstlicher Gedanken noch vor dem Aufschlagen der ersten Seite: Würde er die zweite, dritte und folgende Seiten bewältigen, ohne sein entsetztes Geschmackszentrum mit Clive Barkers "Büchern des Blutes" desinfizieren zu müssen?

Die Antwort auf diese bange Frage überraschte den gestrengen Leser aber doch: Yes, he can! Und wenngleich sein Zerebralzentrum keinen ausgelassenen Cancan zelebrierte, blieb nach dem Zuklappen des Buches ein zarter Hauch von Winterzauber zurück. Denn um es vorneweg zu nehmen: Der unter dem Pseudonym Diana E. Grant veröffentlichte Frauenroman weist Witz, Situationskomik, aber auch durchaus ernsthafte Gedanken auf.

Aufs Tempo, statt auf die Tränendrüse gedrückt

Mozartstadt SalzburgNach dem kurzen Prolog wird der Leser rasch in den Alltag der Ich-Erzählerin Amelie geworfen und wird mit der wenig glamourösen Welt hinter den Kulissen der Mozartstadt Salzburg konfrontiert: Herrschsüchtige, bisweilen boshafte Gäste pflastern den Weg der jungen Kellnerin bis zum jeweils heiß ersehnten Feierabend. Feierabend, das bedeutet: Die Suche nach dem Traumprinzen wird fortgesetzt!

Die Autorin schildert diese Suche auf amüsante, mitunter sehr pikante Weise. Mit der jungfräulichen Schüchternheit einer Disney-Prinzessin haben Amelies Überlegungen und Taten wenig gemeinsam. Sehr forsch und direkt geht sie zur Sache, wie es – diese Vermutung muss erlaubt sein – in einem Männerroman vermutlich Usus wäre, so dieses Genre denn existierte.

Gleich einem Actionfilm drückt die Erzählerin aufs Pedal und hetzt durch turbulente Wintertage. Dies führt freilich dazu, dass den Figuren keine ausreichende Charakterisierung zugestanden wird. Den meisten Figuren drückt die Autorin einen höchst oberflächlichen Stempel auf, was zum wohl größten Schwachpunkt dieses Frauenromans führt: Die Charaktere bleiben blass und sind sowohl auf Grund der Anzahl, als auch ihrer praktisch nicht vorhandenen Tiefe kaum oder gar nicht unterscheidbar. Immer wieder ertappte sich der Rezensent dabei, wie er nachgrübeln musste, wer denn nun diese oder jene Person sei, die doch eigentlich eine der besten Freundinnen Amelies verkörperte.

Salzburger Winterzauber

Der Stil passt sich dem hohen Tempo in dem Sinne an, dass er wie ein gutes Schmiermittel den Plot flüssig dahingleiten lässt, so man von einigen Passagen der vorderen Kapitel absieht, wo zahlreiche Fußnoten den Lesefluss empfindlich stören. Was anfangs noch wie ein witziges erzählerisches Gimmick wirken mag, erweist sich rasch als unnötiger Ballast, den man problemlos hätte streichen können.

Winterzauber in SalzburgDem stehen die flotten und authentisch wirkenden Dialoge gegenüber, in denen jedes Witzeregister gezogen wird: Von Anzüglichkeiten über sarkastische Kommentare bis hin zu schlagfertigen Entgegnungen reicht die Palette der salzburgerischen Winterzauberer. Leider würgt die Autorin so manchen Witz im Nachhinein ab, indem sie ihn erklärt. Der beste Witz ist aber bekanntermaßen immer noch jener, dessen Pointe hart und direkt trifft.

Angesichts der klaren Zugehörigkeit zur leichten Unterhaltungsliteratur sowie der Thematik darf man sich natürlich keine ausgefeilte Dramaturgie und gehobenen Stil erwarten. Der Frauenroman "Hallo, Fräulein! - Winterzauber" bedient unmissverständlich einen nach purem Entertainment ohne Anspruch verlangenden Leser(innen)kreis, das aber mit Raffinement. Denn die Suche nach Mr. Right gestaltet sich nicht als harmlose, in vorgefertigten Bahnen verlaufende Schlittenfahrt ins Glück und endet mit einem durchaus überraschenden Cliffhanger, der eine Fortsetzung in Aussicht stellt.

Ideale Urlaubslektüre: Frauenroman „Hallo, Fräulein! - Winterzauber“

Fazit nach 360 Seiten "Hallo, Fräulein! - Winterzauber": Diana E. Grants Frauenroman ist die ideale Urlaubs- oder Freizeitlektüre, die intellektuell zwar nicht herausfordert, aber über weite Strecken zu unterhalten weiß. Wer sich einfach nur vor dem Hintergrund Salzburger Lokalkolorits amüsieren möchte, wird von diesem Buch mindestens so gut bedient, wie es die meist geduldige Protagonistin Amelie im Café schaffen würde.

Interview mit der Autorin Diana E. Grant

Die erste von zwei unvermeidlichen Fragen: Warum haben Sie Ihren Roman unter einem Pseudonym veröffentlicht?

Da es mir als Jungautorin ganz schrecklich peinlich wäre, mit dem etablierten österreichischen Autor Daniel Glattauer verwechselt zu werden. Sie können jetzt Ihren Schluss daraus ziehen, wie ich möglicherweise heißen könnte. (schmunzelt)

Nein, im Ernst. Ich habe es vor Jahren als gute Idee angesehen, mich als Diana E. Grant zu verkaufen und ich vertrete noch immer die Meinung, dass der Name gut gewählt ist. Vielleicht fehlte mir auch der Mut oder es war die Vorsicht, die mich dazu animiert hat. Mit einem Pseudonym lebt man wunderbar anonym. Aber mittlerweile könnte ich mir durchaus vorstellen, unter meinem richtigen Namen zu veröffentlichen. Wer weiß, vielleicht oute ich mich ja bald. (lacht)

 

Daran anschließend die nächste Frage, die Sie inzwischen wohl nicht mehr hören können: Basieren die (Alltags-)Abenteuer der Protagonistin auf realen Ereignissen oder haben Sie diese einfach nur gut erfunden?

In jeder Geschichte steckt zumeist ein Körnchen Wahrheit, und diese mit ausreichend Fantasie angereichert, zaubert Ihnen ein wunderbar leichtes Degustationsmenü mit herrlicher Weinbegleitung.

 

Frauenromane genießen alle andere denn einen formidablen Ruf. Stört es Sie, in die Schublade der harmlosen Unterhaltungsliteratur gesteckt zu werden, die von der Kritik nicht ernstgenommen wird?

Überhaupt nicht. Ich selbst lese diese Bücher, das wird Sie jetzt überraschen, sehr gerne. Ich bin der romantische Typ und mag leichte Literatur. Wenn ich tagtäglich in den Nachrichten sehe, was wieder alles – teilweise Unfassbares - passiert ist, bin ich froh, mich in ein Buch dieser Kategorie flüchten zu können. Mit solch einem Buch auf dem Nachtkästchen kann man problemlos einschlafen und man wird bestimmt nicht durch einen Albtraum aus dem Schlaf gerissen.

 

Das offene Ende scheint auf eine Fortsetzung hinauszulaufen. Haben Sie eine solche geplant und wenn ja, wann soll diese erscheinen?

Es wird tatsächlich einen zweiten Teil geben, der mühelos an den ersten Teil anknüpft. Das Rohkonzept ist bereits fertig gestellt, aber es wird wohl noch etwas dauern. Ich kann ja schließlich den armen Francesco nicht derart verzweifelt zurücklassen! Das geht nicht, da würde ich ja dem Klischee nicht gerecht werden.

 

Mittlerweile gibt es jede Menge Frauenromane, aber keine Männerromane. Worauf führen Sie dieses Phänomen zurück? Sind Frauen selbstbewusster und Männer zurückhaltender geworden, existiert kein entsprechender Markt für Männerromane oder haben Sie eine andere Erklärung?

Das ist eine wirkliche Marktlücke. Vielen Dank für den Tipp! Vielleicht erwäge ich es, mich mit einem renommierten Autor zusammen zu tun, mal sehen! (Lacht)

In meinem Bekanntenkreis fällt mir auf, dass Frauen schneller ein Buch zur Hand nehmen, währenddessen sich die Männer um andere Dinge annehmen. Ich habe ehrlich gesagt darüber noch nie nachgedacht. Es ist aber eine sehr interessante Frage, deren Beantwortung sicherlich spannend ist.

 

Apropos Männer: Diese kommen in Ihrem Roman nicht allzu gut weg und sind überwiegend damit beschäftigt, ihre Partnerinnen zu betrügen oder Machtpositionen auszunutzen. Was würden Sie einem Leser antworten, der Ihnen Männerfeindlichkeit vorwürfe?

Es sind einige Oberflächlichkeiten eingebaut, das kann ich schwer abstreiten. Aber das wird ja auch uns Frauen nachgesagt. Mit Klischees habe ich auch nicht gespart, aber so ist das Leben und da ergeht es Frauen und Männern oftmals gleich. Da gibt es nicht mehr den bösen Buben und die immerzu lächelnde, geduldige, treue Frau. Ich glaube, in der heutigen Zeit begegnen sich die beiden Geschlechter in gewissen Szenarien unbeeindruckt auf Augenhöhe.

Und Ihre letzte Frage bezüglich der Männerfeindlichkeit beantworte ich eindeutig und klar mit "Nein", obwohl es manche Passagen vielleicht wirklich vermuten lassen würden …

 

Als Autorin lesen Sie gewiss sehr viel. Welches sind Ihre Lieblingsbücher?

"Gut gegen Nordwind" - Daniel Glattauer

"Illuminati" - Dan Brown

"Der Medicus" und "Der Medicus von Saragossa" - Noah Gordon

Die Millennium-Trilogie" - Stieg Larsson

 "Stolz und Vorurteil" - Jane Austen

"Schokolade zum Frühstück" - Helen Fielding

"Plötzlich Shakespeare” - David Safier

Sämtliche Romane von Henning Mankell und natürlich noch einige mehr!

 

Haben Sie unter Ihrem realen Namen oder einem anderen Pseudonym bereits weitere Werke veröffentlicht?

Ich habe unter meinem Namen ein Kinderbuch geschrieben, aber dieses ist ausschließlich meiner Nichte und meinem Neffen vorbehalten - und die beiden sind vorbildliche Kritiker!

 

Abschließend eine weitere banale Frage, die ich einfach stellen muss: Welchen Rat möchten Sie hoffnungsvollen Nachwuchsautoren mitgeben?

Diese Frage stellen Sie bitte einem renommierten Autor, da ich mich selbst noch im aufnahmefähigen Lernstadium befinde und mich demnach als relative Newcomerin, also Jungautorin, bezeichne. Wobei mir selbstverständlich das "jung" sehr gut gefällt. (Lacht)

Über den Roman

Originaltitel: Hallo, Fräulein!: Winterzauber

Autor: Diana E. Grant

Veröffentlichungsjahr: 2011

Seitenanzahl: 360 Seiten

Verlag: Asaro Verlag

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