Harro Harring kam am 28. August 1798 auf dem Ibenshof bei Wobbenbüll in Nordfriesland zur Welt. Er war der Sohn eines Bauern, der auch das Amt eines Deichgrafen wahrnahm. Nach dem frühen Tod seines Vaters im Jahr 1810 konnte die verarmte Witwe ihrem Sohn keine Ausbildung finanzieren. Er fand am Zollamt in Husum eine Lehrstelle und war hier einige Jahre tätig.

Doch es entwickelte sich ein weitergehender Berufswunsch: Maler wollte er werden. Er zog 1817 nach Kopenhagen und studierte an der Kunstakademie Kopenhagen. Später setzte er seine Studien an der Kunstakademie in Dresden fort.

Durch Kontakte zum radikalen Flügel der deutschen Burschenschaften wurde er in seinem politischen Denken nachhaltig beeinflusst, er wurde 1819 Mitglied der "Alten Dresdener Burschenschaft" und war zeitweilig Mitglied der Freimaurerloge Apollo in Leipzig.

So entwickelte er sich zum Revolutionär. 1821 wollte er sich am griechischen Freiheitskampf gegen die Osmanische Herrschaft beteiligen. Doch vor Ort musste er feststellen, dass die Truppe des Generals Ypsilantis bereits besiegt war. Dann versuchte er, diesen griechischen Freiheitskämpfer aus der Festung Theresienstadt zu befreien. Was nicht gelang. Harring flüchtete nach München, wo er mit Heinrich Heine und dem Vormärzpolitiker Georg Fein in Kontakt kam. Er reiste dann weiter nach Italien und knüpfte Verbindungen zu Künstlern in Rom.

1823 zog er nach einer Begegnung mit dem englischen Dichter Lord Byron München. Hier lebte er bis 1826 und versuchte sich eine bürgerliche Existenz aufzubauen. Vor allem verfasste Dramen für das Theater.

Danach arbeitete er von 1826 bis 1827 als Dramaturg in Wien. Doch dort wurde die Regierung Metternich auf den Demokraten aufmerksam und verwies ihn schließlich als Demagoge des Landes.

Von 1828 bis 1830 diente Harring als Offizier in einem russischen Regiment in Warschau und wurde nun "Berufsrevolutionär". Er beteiligte sich an der Julirevolution von 1830 in Leipzig und Braunschweig, am Hambacher Fest und am Savoyenzug 1834. Mit Zeitungsbeiträgen, Gedichten und Romanen setzte er sich für unterdrückte Völker ein. In der Folge wurden seine Schriften teilweise verboten und er selbst mehrfach verhaftet und ausgewiesen.

Harring reiste 1840 nach Rio de Janeiro und setzte sich dort für Befreiung der Sklaven ein. In Skizzen schilderte er das Elend der Unterdrückten. Er wirkte als Kämpfer für Giuseppe Garibaldi und wollte die Vereinigten Staaten von Südamerika gründen.

1843 ließ er sich als Schriftsteller und Maler in New York nieder und gründete eine "Skandinavisch-nationale Gesellschaft".

Nach dem Ausbruch der Märzrevolution 1848 in Deutschland kehrte Harring nach Europa zurück. Kurz darauf kam es zu einem der Höhepunkte in seinem Leben. Das war seine Rede an die Nordfriesen auf dem Marktplatz von Bredstedt am 23. Juli 1848. Dort versuchte er, allerdings vergeblich, einen nordfriesischen Freistaat auszurufen.

In der Folgezeit gab er als verantwortlicher Redakteur die demokratisch-republikanische Zeitung "Das Volk" in Rendsburg heraus. Ab 1849 führten ihn Reisen nach Norwegen, England und in die USA. 1854 zog es ihn zum dritten Mal nach Rio de Janeiro. Dort wirkte er in der Folgezeit als Maler.

Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er krank, verarmt und isoliert auf der Kanalinsel Jersey. Theodor Storm unterstützte seinen Wunsch nach Rückkehr in die Heimat. Doch das Projekt scheiterte. Harro Harring beendete am 15. Mai 1870 in Saint Helier auf Jersey sein Leben selbst. Und zwar mit dem Dolch, den er 1848 bei seiner Rede in Bredstedt im Gürtel trug.

Seit 2016 steht auf dem Marktplatz in Bredstedt an der Stelle, von wo Harro Harring seine Rede an die Nordfriesen hielt, eine Stele zur Erinnerung an diesen Freiheitskämpfer aus Nordfriesland.

Harro Harring bei seiner Rede an die Nordfriesen (Bild: Bild auf der Steele auf dem Markt in Bredstedt)

Literatur

  • Sonja Wenzel: Ein nordfriesischer Rebell – Harro Harring. In: Friesenanzeiger, Oktober 2016, S. 24
  • Thomas Steensen: Harro Harring - ein Revolutionär. In: Ders.: Im Zeichen einer neuen Zeit. Geschichte Nordfriesland 1800-1918, 4. Aufl., Verlag Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2009, S. 71-74. ISBN 978-3-88007-330-2
  • Thomas Thode: Harro Harring. Eine kommentierte Bibliographie seiner Werke. Eutin: Eutiner Landesbibliothek 2005. ISBN 3-9808529-8-9
  • Hans-Ulrich Hamer: Die schleswig-holsteinische Erhebung im Leben von Harro Harring. Heide: Boyens 1998. ISBN 3-8042-0826-6
  • Thusnelda Kuehl: Harro Harring, der Friese. Glückstadt: Hansen 1906

 

Autor seit 10 Jahren
230 Seiten
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