Plakat der Aufführung

Plakat der Aufführung

Dicht pulsierende, sphärische Klänge

Die Performance-Gruppe Showcase Beat Le Mot, das ist echte Gießener Schule, bestehend aus Veit Sprenger, Nikola Duric, Dariusz Kostyra und Thorsten Eibeler, die es schon lange miteinander aushalten. Sie interagieren mit Monika Werkstatt, einem Musikerinnen-Kollektiv, deren Mitglieder (Gudrun Gut, Pilocka Krach, Beate Bartel und Islaja) sich in der elektronischen Musikszene etabliert haben. Gudrun Gut ist einem aus New-Wave-Zeiten (DIN A Testbild, Malaria) noch sehr vertraut, sie wirkt 10 Jahre jünger, die Musik hält sie anscheinend noch frisch, so frisch wie Kaltes klares Wasser, einem Hit von 1981. Den besten Part leistet diesmal Pilocka Krach, die mit Gummistiefeln, orangefarbenem Schal und langem weinroten Mantel auftritt. Sie steuert dicht pulsierende, sphärische Klänge mit starkem Rhythmus bei, und hinter einem Vorhang tauchen Schattenspiele von kostümierten Gestalten auf. Überhaupt die Vorhänge! Das Vor- und Zuziehen markiert eine los umrissene Zeitenwende und damit lässt sich auch viel Wind machen. Wenn es grün wird, deutet das an, dass es draußen zu blühen und knospen beginnt. Der juvenile Zustand der Natur, eine gute Zeit für eine Lagerfeuer-Atmosphäre mit Gitarre. Im Hintergrund lauert ein kratiger Mond, der Magma ist schon ausgetreten.

 

Auf den Keyboards werden Geschichten erzählt

Es werden viele Wetterbegriffe ins Publikum geschleudert, mitunter gewinnt man den Eindruck, hier handele es sich um Hobby-Meteorologen, die sich mit wissenschaftlicher Attitüde weit ins Thema hineingeforscht haben. Klar, das Wetter kann man auch mit künstlichen Hilfsmitteln manipulieren oder gar steuern, aber dabei kann es zu unvorhersehbaren Bruchlandungen kommen, und der Sommer wird kurzzeitig zum Winter. Egal, wie tief sich die vier Performer ins Thema eingearbeitet haben – der Abend wird durch die Musik zusammengehalten. Und die steuert mitunter einem Kulminationspunkt entgegen, den sie eine eine Weile halten kann, bis das Ganze wieder abflacht und in einen Minimalismus versinkt, der an visionärer Kraft einbüßt, wie eine fiktionale Erzählung, die einem negativen Finale entgegenläuft. Manchmal können die Frauen an ihren Keyboards narrativ werden und es wird richtig schön. Für eine Dystopie ist zu viel Power dahinter. Einziger Schwachpunkt: Die Veranstaltung ist mit 80 Minuten etwas zu kurz geraten und nicht ganz abendfüllend.

 

Dead Season

Idee & Umsetzung: Showcase Beat Le Mot.

Musik: Monika Werkstatt (Beate Bartel, Gudrun Gut, Islaja und Pilocka Krach)

Licht: Joscha Eckert, Kostüme: Hugo Holger Schneider, Choreografie: Sihäm Refaie.

Hebbel am Ufer 1, Premiere vom 26. Februar 2019.

 

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