Feldhamster galten früher als Agrarschädlinge



Noch in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde der Feldhamster als Getreideschädling stark verfolgt. Von Hamsterfängern bedroht, in Fallen erschlagen, vergiftet, im Bau ertränkt und auf jede mögliche Art getötet wurde der Bestand des heimischen Hamsters stark reduziert. Die feinen und dichten Felle waren zusätzlich begehrt. Kinder konnten sich mit ihnen ein Taschengeld verdienen. Im Main-Taunus-Kreis vermehrten sich die Tiere um 1955 sehr stark. Dort wurden mehrere Tausend Tiere gefangen. Auch im anderen Teil Deutschlands wurde der Feldhamster stark dezimiert und die Bekämpfung staatlich gefördert. Es war nicht selten, dass ein einzelner Hamsterfänger pro Jahr Tausend Tiere tötete. Diese Jagd nach dem Hamster ist heute nicht mehr notwendig. Die Lebensbedingungen haben sich so verändert, dass der Mensch inzwischen für den Erhalt der heutigen Bestände kämpfen muss.

Intensive Landwirtschaft vertreibt den Nager

Feldhamster/ Sybille Daden / pixelio.deHeute findet der Feldhamster kaum noch genug Lebensraum, um sich so stark zu vermehren. Die großflächigen Felder werden zu schnell und gründlich abgeerntet. Zusätzlich wird oft schon kurz danach umgepflügt. Dadurch können die Tiere nicht mehr genug Vorräte für den Winter sammeln. Das trifft gerade die Weibchen, die erst nach der Aufzucht ihrer Jungen im August damit beginnen. Artenreiche Feldraine und Hecken mit Wildkräutern fehlen, Straßen zerschneiden den Lebensraum und die dichte Besiedlung nimmt immer mehr Platz für menschliche Bauten in Anspruch. Unsere aufgeräumte, offene Landschaft bietet den Hamstern wenig Schutz vor ihren natürlichen Feinden. Es sind Füchse, Katzen, Marder und Greifvögel. Nicht zuletzt fällt so mancher Feldhamster auch direkt Ernte- und anderen Landmaschinen zum Opfer. (nebenstehendes Foto: Sybille Daden / pixelio.de)

Lebensweise des Feldhamsters (Cricetus cricetus)

Unser heimischer Feldhamster ist deutlich größer als die im Handel erhältlichen Heimtierarten. Er erreicht ausgewachsen ungefähr die Größe eines Meerschweinchens. Sein Fell ist recht bunt. Die Füße und der Schwanz sind weiß, die Bauchseite immer dunkel, Kopf und die Seiten gelb, braun und weiß gefleckt. So löst sich in der Natur der Umriss des Tieres als Tarnung auf. Feldhamster sind hauptsächlich in der Dämmerung und nachts aktiv. Tagsüber schlafen die Tiere in ihrem unterirdischen Bau. Dieser kann Gänge von mehreren Metern aufweisen. Zum Bau gehören eine Schlaf- und Vorratskammer, Abbortkammer und mehrere Ausgänge. Die Tiere leben als Einzelgänger. Jedes hat einen eigenen Bau. Nur zur Paarung kommen sie kurz zusammen. Im Normalfall bekommen Hamsterweibchen zweimal im Jahr Junge. Im Mai paaren sich die Nager das erste mal. Nach 19 oder 20 Tagen kommen bis zu zehn nackte, blinde Junge zur Welt. Da die Mutter nur acht Zitzen zum Säugen hat, überleben meistens auch nur acht Junge. Nach 14 Tagen öffnen sich die Augen. Dann ist auch bereits das Fell entwickelt. Bei sehr guten Bedingungen verlassen die Jungtiere schon nach vier Wochen den Bau. Nach drei Monaten sind sie fortpflanzungsfähig. So erklärt sich das massenhafte Auftreten der Hamster in früheren Zeiten, als die kleinbäuerliche Feldwirtschaft noch gute Lebensvoraussetzungen für die Nager schuf.

Hamster hamstern gerne und viel

Als Allesfresser sind Hamster nicht wählerisch. Körner und jegliche pflanzliche Nahrung sind die Hauptbestandteile. Aber auch Würmer, verschiedene Insekten, junge Mäuse und selbst kleine Vögel bereichern den Speisezettel. Im Winter hält der Feldhamster in seinem warm ausgepolsterten Bau Winterschlaf. Seine Temperatur sinkt auf wenige Grade über Null. Zum Fressen wacht er ab und zu auf, um von seinen Vorräten zu zehren. Dies können bis zu 15 Kilogramm Getreide- und andere Körner, Wurzeln oder Früchte sein. Solche Vorratskammern sind durch das magere Nahrungsangebot der heutigen Kulturlandschaft nur noch sehr selten. Mit etwa fünf bis sechs Kilogramm Vorräten kommt der Hamster über den Winter. 

Feldhamster Bleistiftzeichnung ...

Feldhamster Bleistiftzeichnung Heike Nedo

Es gibt frühere Erzählungen, in denen die Bauern Hamsterbauten mit vollen Vorratskammern fanden, in denen ein einzelnes Tier bis zu 50 Kilogramm zusammengetragen haben soll. Diese Mengen halten die Wissenschaftler für zweifelhaft. Nachvollziehbar ist jedoch, woher die Bezeichnung des Hamsterns kommt. Es ist erstaunlich, wie viel so ein kleiner Nager in seine großen Hamsterbacken stopfen kann.

Heute streng geschützt

Der Mensch hat es geschafft, den einst häufigen Hamster fast auszurotten. Der Feldhamster steht auf der Roten Liste. Inzwischen sind Schutzprogramme notwendig, um die gefährdeten Bestände zu erhalten. Die Mitstreiter der Arbeitsgemeinschaft Feldhamsterschutz (AGFHA) bemühen sich seit mehreren Jahren um den kleinen Nager. Das Hessische Landschaftspflegeprogramm (HELP) und das Hamster-Patenschafts-Programm der AGFHA fördern Landwirte, die einen hamsterfreundlichen Ackerbau betreiben. Dazu gehören so genannte Hamsterstreifen. Das sind mehrere Meter breite Ackerstreifen, auf denen das Getreide in 30 Zentimeter Höhe geerntet wird und am Rand dieser Streifen bleibt einiges Getreide bis zur Aussaat der nächsten Feldfrüchte stehen. Auf diese Art wird für die seltenen Nager künstlich Lebensraum geschaffen, der auch gerne angenommen wird. Der Syrische Goldhamster oder die Zwerghamster haben als kleine Hamster-Lieblinge im Heim die Welt erobert, der in Mitteleuropa lebende Feldhamster hat es um so schwerer, in Freiheit zu überleben. 

Quelle (und für weitere Informationen):

Das Bild wurde im Müritzeum Waren aufgenommen von Sybille Daden (Pixelio). 

Die kleine Bleistiftzeichnung habe ich selbst angefertigt.

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Feldhamster in zehn Jahren ausgestorben?

Als Aktualisierung zum ursprünglichen Artikel möchte ich hier folgenden Link ergänzen (10. Februar 2015): Feldhamster in Gefahr - Proplanta Agrarinformationen. Demnach sind Feldhamster in den Ländern Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern bereits ausgestorben. Der Bestand hat sich in neun von elf beobachteten Bundesländern negativ entwickelt. Der Bericht des Bundesamtes für Naturschutz BfN geht davon aus, dass unser heimischer Hamster Cricitus cricitus bereits in zehn Jahren ausgestorben sein könnte. Lediglich in Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz wird der Bestand als stabil eingeschätzt. Der Hauptgrund für die Gefährdung des Feldhamsters ist die Intensivierung der Landwirtschaft. Das Amt fordert auf Grund der dramatische Situation dringende Schutzmaßnahmen für den kleinen Nager. Davon würden auch Feldhase, Rebhuhn und Feldlärche profitieren. 

Autor seit 13 Jahren
152 Seiten
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