Starkes Stück ohne Tiefgang gespielt

John Düffel hat nun aus dem Buch eine Bearbeitung für die Theaterbühne geschrieben. Die Inszenierung von Wolf-Dietrich Sprenger feierte nun in Hamburg Premiere. Mit eingebunden wurde dabei auch das Jugendensemble des Ernst Deutsch Theater. Keine schlechte Idee, stellen die jungen Leute doch schließlich auch Sophies Clique dar. 

Hauptdarstellerin Kristin Suckow fehlt es allerdings in ihrer Darstellung als krebskranke Sophie an jeglichem Tiefgang. Nur eine wütende, oder extrem entschlossene oder fröhliche Patientin mimen - das ist schon etwas wenig für ein so komplexes Stück. Fast scheint es, als hätte Suckow Angst davor, Gefühle auf der Bühne zu zeigen. 

Eine gute Stimmausbildung ist am Theater schon mehr als die halbe Miete. Hannah Sieh als Sophies beste Freundin Annabel hätte da noch Nachholbedarf. Natürlich, das Ernst Deutsch Theater hat Platz für viele Leute, die alle den Text verstehen wollen. Aber mit einer guten Ausbildung ist das leicht zu schaffen. Auch ohne Geschrei. Doch wie äußerte sich eine Theaterbesucherin? "Die gefällt mir nicht, die brüllt so." Richtig, in dem krampfhaften Bemühen auch bis in die letzte Reihe verstanden zu werden, schreit Sieh ihren Text mehr als dass sie ihn spricht. Da nützt es dann auch nichts, dass das eigentliche Spiel der jungen Frau gar nicht so schlecht ist. Denn Hannah Sieh ist durchaus mit dem nötigen Temperament und Humor ausgespielt, um die Rolle der Annabel mit der entsprechenden Frische auszufüllen.

Felix Lohrengel als Fotograf Martin zeigt den beiden Damen wie es geht. Mit der einfachen Regel "weniger ist mehr". Zwerchfellatmung kennt Lohrengel nicht nur vom Hörensagen, er setzt sie sogar um. Glaubwürdig und zurückgenommen sein Spiel, entsprechend liebenswert die Rolle. Auch Lohrengels Kollege Pascal Pawlowski steht ihm in Nichts nach und ist als temperamentvollerer Pfleger Bastian eine wahre Freude. Nicht nur aufgrund seiner hervorragenden Gesangsstimme.

Im Krankenhaus begegnet Sophie der ebenfalls krebskranken Chantal. Jessica Kosmalla gibt die schwer kranke Frau abgeklärt, humorvoll und weise. Ihr Bewegungen sind dezent, wohl überlegt und bewusst gesetzt. Das gibt Tiefgang und schafft Sympathien. Und so bleibt am Ende des Abends zu sagen: Mit etwas besseren Hauptdarstellerinnen könnte "Heute bin ich blond" absolut sehenswert sein. Bei der Premiere zumindest gab es dennoch reichlichen und begeisterten Applaus für alle Beteiligten.

"Heute bin ich blond" wird noch bis zum 8. November 2014 am Ernst Deutsch Theater in Hamburg gespielt.

 

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