Honig im Kopf
Das Schlossparktheater Berlin bringt den Kinofilm von Til Schweiger auf die Bühne, mit sparsamem Bühnenbild, viel Wortwitz und Humor und doch nie trivial.Die Handlung
Es beginnt mit der Trauerrede für die verstorbene langjähige Ehefrau, die der Opa der Enkelin in einer sehr ungewöhnlichen Form hält und wo die Erkrankung schon das erste Mal deutlich aufgezeigt wird. Die Enkelin führt als Erzählerin durch das Stück und wird einige Male von Vater und Mutter abgelöst.
Die Ehe der Eltern wirkt zerrüttet, beide gehen fremd uns streiten sich permanent, Die Tochter fühlt sich mehr zum Opa hingezogen und bemerkt als einzige dessen Einsamkeit, auch als er in der Familie wohnt. Dabei wird Alzheimer in Situationskomilk verpackt, wie etwa, als der Opa die Minibar mit dem WC verwechselt oder die neuen Schuhe der Mutter als Kuchen für seine Frau bäckt. Auch das Schneiden der Gartenhecke, "nur 10cm", ja wie, abschneiden oder neue Höhe, bringt die Mutter an den Rand der Verzweiflung. Denn natürlich kürzt der Opa die Hecke auf 10cm Höhe. Die Reaktion gerade der Mutter entlarvt die Scheinheiligkeit der nach außen heilen Welt, die durch den Einzug des Kranken und dessen Verhalten plötzlich offen zu Tage tritt. Die Enkelin bringt den Opa dann auf die Idee, noch einmal nach Venedig zu fahren, die Stadt der Hochzeitsreise des alten Mannes.
Wie eine Halbwüchsige und ein an Alzheimer Erkrankter diese Tour unternehmen, mit allen Schwierigkeiten, "Wo ist der Opa denn nun schon wieder?", wird mit sehr viel Witz und Komik dargeboten.
Aur der Suche nach den Beiden nähern sich auch die Eltern wieder an und entdecken ihre immer noch vorhandene Liebe füreinander, so dass in Venedig alle 4 wieder glücklich vereint sind.
Fazit
Selten wurde ein so ernstes Thema so humorvoll und mit Augenzwinkern aufgearbeitet und das Publikum zu Lachern animiert. Grandiose Schauspieler, denen die Spielfreude während des gesamten Stückes anzumerken war, lassen den Theaterbesuch zu einem unvergesslichen Erlebnis werden.
Auch wenn Didi Hallervorden nicht, wie im Film, die Hauptrolle spielt, das Stück in seinem Theater ist auf jeden Fall zu empfehlen. Es nimmt die Doppelmoral der Mittelschicht gekonnt aufs Korn und zeigt, wie ein junges Mädchen mehr vom Leben und von der Einsamkeit des alten Mannes, ihres Opas, versteht, als die sich im Alltag aufreibenden Eltern. Nur notiert sie ihre Gadanken in ihr Tagebuch, weil ihre Eltern keine Ansprechpartner für sie sind.
Das Stück zeigt mehr als nur die letzten Jahre eines kranken alten Mannes, es ist auch ein Aufruf für mehr menschliche Anteilnahme, nicht nur innerhalb der Familie.
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Bildquelle:
Ruth Weitz
(Lilli Chapeau und ihr kleinstes Theater der Welt in Miltenberg)