Das Nordkap in Norwegen

Sunset Over Nordkapp, North Cape, Mageroya Mahkaravju Island, Norway (Bild: Gary Cook)

Das Städtchen Honningsvag

Hoch im Norden in der Region Finnmark ist Honningsvag, Anlaufpunkt vieler Kreuzfahrtschiffe. Im Sommerhalbjahr liegen häufig mehrere Schiffe gleichzeitig im Hafen. Die Postschiffe der Hurtigruten legen auf ihrem Weg von und nach Kirkenes täglich an. Der ehemalige Fischerort, der 1996 die Stadtrechte erhielt, zeigt sich als abwechslungsreiches Städtchen mit den typischen bunten Holzhäuschen in einer rauen Landschaft. Gegen Ende des 2. Weltkrieges wurde die ganze Stadt zerstört, nur die kleine deutsche Kirche blieb stehen. Bei einem Rundgang kann man das Leben in einer arktischen Stadt entdecken.

Direkt am Hafen liegt die Touristinformation, bei der man sich mit einem Stadtplan und Informationsbroschüren eindecken sollte. Vor dem angegliederten Nordkappmuseum steht ein steinerner Bernhardiners, in Form der s.g. Bamsestatue. Der in Honningsvag geborene Bernhardiner Bamse soll mehrere Menschenleben gerettet haben. Er kämpfte als Maskottchen und Mitglied des Marineschiffes Thorodd. Sein Bildnis der Tapferkeit wurde im Krieg an besonderen Feiertagen an alle Norweger geschickt.

Im Nordkappmuseum kann man sich über die Fischerei in der Region informieren, die das Leben der Menschen seit Jahrhunderten prägt. In der durch den Golfstrom eisfreien Küste werden Dorsch und Schellfisch gefangen. Manche Delikatessen wie z.B. die großen Königskrabben, Garnelen oder Heilbutt landen im Netz. Früher wurde der Fisch auf Holzgestellen getrocknet, um ihn haltbar zu machen. Die Fischerei ist auch heute noch ein Haupterwerbszweig der Region. Eintritt: 50 NOK für Erwachsene.

Die kleine Honningsvag-Kirche inmitten des Ortes kann besichtigt werden. Der weiße Langschiffbau im neugotischen Stil wurde 1885 eingeweiht. Nachdem der Ort im Krieg komplett zerstört wurde, war sie für die Bewohner ein tröstendes Zeichen für den Neubeginn.

Der Hafen in Honningsvag

Der tapfere Bamse

Die Kirche in Honningsvag

Artico Ice Bar - Ein kaltes arktisches Vergnügen

Ein besonderes Highlight ist die Artico Ice Bar, die sich selbst als nördlichste und coolste Bar der Welt bezeichnet. Sie wird in jedem Jahr aus arktischen Eisblöcken errichtet. Als Besucher erhält man einen wärmenden roten Mantel. Ein Film zeigt die mühsame Arbeit, das Brechen der Blöcke aus dem Eis und den Aufbau der Bar. Durch eine Kälteschleuse betritt man das frostige Innere. Eine erfrischende Luft, die konstant auf -5 Grad gehalten wird, empfängt uns. Alles ist hier aus kalt schillerndem Eis: eine runde Bar, die wie Glas aussieht, die Wände, der Boden. Man kann das Eis mit allen Sinnen wahrnehmen. Es ist glasklar, manchmal mit kleinen Einschlüssen und kristallen Formen. Wärmende Tierfelle auf den Sitzbänken schützen den Körper vor Frost. Ein kleines Iglu und mehrere Schlitten dienen als hübsches Fotomotiv. Mit einem alkoholfreien Likör im eisigen Glas genießen wir die Atmoshäre. Wer noch nie in einer Eisbar war, sollte sich das Erlebnis gönnen. Im Eintrittspreis von 135 NOK für Erwachsene sind die wärmende Kleidung sowie zwei nichtalkoholische Cocktails enthalten. Die Eisbar ist von Anfang April bis Mitte Oktober geöffnet und liegt in der Sjogata 1 a, nahe des Hurtigrutenanlegers.

Die Arctico Icebar am Hurtigrutenanleger

Ein Prost auf das Nordkap

Iglu und Schlitten

Einkaufen, Essen und Trinken

Direkt am Hafen neben der Touristinformation bietet der Souvenirshop, Arctic Suvenir, die landesüblichen Produkte wie z.B. Norwegerpullis, Schals, Mützen und Handschuhe. Ein mächtiger ausgestopfter Eisbär und ein Rentier begrüßen uns am Eingang. Im Ort finden sich noch weitere kleine Geschäfte wie z.B. die Galerie East of the Sun mit Kunsthandwerken der deutschen Künstlerin Eva Schmutterer, die auf der Insel Mageroy lebt.

Besonders gut gefallen hat uns ein kleines Geschäft nahe der Icebar, welches handgemachte Produkte der Samen anbietet. Wir hätten den Laden fast übersehen, vor der Tür hängen einige Rentierfelle und Geweihe. Zwei ältere Damen, in der blauroten Tracht der Samen, verkaufen Schmuckstücke aus Horn mit magischen Zeichen des Schamanismus, geschnitzte Holzschalen, bunte Hausschuhe und Pullover. Das nomadische Volk der Samen, früher auch Lappen genannt, lebt mit seinen Rentierherden seit Urzeiten in der Region Lappland, welches Teile Norwegens, Schwedens, Finnlands und Russlands umfasst. Ihre ursprüngliche Religion war der Schamanismus, die heilige Rahmentrommel, der Jolk-Gesang und Meditationsriten zeugen heute davon.

Die meisten anderen Geschäfte bieten in erster Linie Sportbekleidung, Angelzubehör und andere praktische Dinge, die für ein Leben in der Arktis benötigt werden.

Kleine Cafes und Restaurants wie z.B. das Tre Kokker oder das Corner bieten sich für eine kleine Pause ein. Hier kann man kleine Snacks wie das typische Smørrebrød (belegte Brote) oder frischen Fisch probieren.

Eisbär und Rentier

Die magische Rahmentrommel

Die magische Rahmentrommel

Ausflug zum Nordkap

Das Nordkap auf der Insel Mageroy ist durch die Europastraße 69 mit Honningsvag verbunden. Es liegt auf 71° 10' 16" nördlicher Breite über dem Polarkreis. Die Strecke beträgt 34 Kilometer und ca. 45 Fahrminuten. Die Straße führt durch die polare Landschaft vorbei an Rentierherden. Auf einer Höhe von 307 Metern ragt das felsige Nordkap steil über dem arktischen Ozean. Beliebtes Wahrzeichen ist der in 1978 errichtete Globus mit den "Kindern dieser Erde". Die Nordkaphalle bietet neben einem Restaurant mit Panoramaterrasse, Ausstellung über die Geschichte des Kaps, einen Videofilm sowie ein Infocenter. Eine Ansichtskarte vom nördlichsten Punkt Europas freut die Daheimgebliebenen.

Gäste, die mit dem Schiff anreisen, buchen meist einen Busausflug vorab. Hierbei ist zu bedenken, dass im Sommer sehr viele Reisende vor Ort sind. Mit einem freien Taxi ist eher nicht zu rechnen, auch ein Mietwagen sollte vorab gebucht werden. Die Pauschaltouren werden über den Tag verteilt meist als 3-Stunden-Tour angeboten. Es bleibt noch genügend Zeit, um einen Spaziergang im Ort zu unternehmen.

Es gibt eine öffentliche Busverbindung, die sechs Mal am Tag die Strecke zum Nordkap fährt. Der Preis für Erwachsene beträgt inklusive Eintritt NOK 490,-. Tickets sind über die Touristinformation zu erhalten. Kreuzfahrer sollten hier unbedingt die genauen Zeiten prüfen und im Zweifelsfall lieber eine auf dem Schiff gebuchte Pauschaltour wählen. Das Schiff wartet nicht! Da das Nordkap die meist besuchte Sehenswürdigkeit ist, kann es dort sehr voll werden. Wem der Rummel zu viel ist, sollte einen anderen Ausflug unternehmen.

Die Insel Mageroy mit dem Nordkap

The Midnight Sun Breaks Through the Clouds at Nordkapp, Finnmark, Norway (Bild: Doug Pearson)

Vogelkolonien in der Barentssee

Naturfreunde freuen sich über den Besuch der Vogelkolonien im Naturreservat Gjesværstappan in der Barentssee. In diesem Biotop können Seevögel wie z.B. Papageitaucher, Tordalk, Kormorane, Trottellummen, Basstölpel und Dreizehenmöven, aber auch Robben beobachtet werden. Eine Schifffahrt bringt die Besucher vom Fischerdorf Gjesvær in Raftingboten zur Kolonie. Während der Busfahrt von Honningsvag nach Gjesvaer ziehen unzählige  Rentierherden der Samen in der kargen Landschaft vorbei.

Papageitaucher

Atlantic Puffin, Fratercula Arctica, Inner Hebrides, Scotland (Bild: Mark Hamblin)

Basstölpel

Northern Gannets and Chicks Roost on Cliffs Above the Atlantic Ocean (Bild: Norbert Rosing)

Königskrabben im Sarnesfjord

Die mächtige Königskrabbe wurde in den 60er Jahren von russischen Wissenschaftlern in der Barentssee angesiedelt. Da sie keine Feinde hat, hat sie sich leider enorm ausgebreitet und bedroht die einheimische Fauna. Sie kann bis zu 30 Jahre alt werden und ein Gewicht von 10 Kilogramm bei einem Umfang von zwei Metern erreichen. Ihr Fleisch soll ähnlich, wie das der Langusten schmecken. Ein Schiffsausflug begleitet den Fang der Tiere, die anschließend in einem Restaurant verkostet werden.

Königskrabbenbeine

Königskrabbenbeine

Wetter und Kleidung

Das Wetter im hohen Norden ist oft besser als sein Ruf. Die Temperaturen entlang der Küste sind durch den Golfstrom höher als in anderen Gegenden auf dem 71. Breitengrad. Während unseres Aufenthaltes im August hatten wir teils Sonnenschein, teils Wolken und eine Temperatur von ca. 16 Grad Celsius. Der Himmel war klärte immer wieder auf und die Sicht auf die umliegende Landschaft war überwältigend. Das Wetter kann sich innerhalb eines Tages bzw. weniger Minuten ändern. Wärmende, wetterfeste Kleidung und feste Schuhe sind von Vorteil. Auch ein Regenschirm kann nicht schaden. Mit Nieselregen ist immer mal zu rechnen. Sollte man im Winter vor Ort sein, empfiehlt es sich, warme Sachen in mehreren Schichten übereinander anzuziehen.

Die Mitternachtssonne geht zwischen dem 14. Mai und dem 29. Juli nicht unter. Auch in den Monaten August und September ist es lange hell und die Nächte sind kurz. Am 20. November verschwindet die Sonne hinter dem Horizont, um erst wieder am 22. Januar zurückzukehren. Diese dunkle Zeit wird jedoch mit dem Polarlicht (Aurora Borealis) versüßt, welches an klaren Nächten als sich bewegende Strahlen den Himmel ziert. Dann ziehen grüne, gelbe oder auch violette Lichter über das Firmament. Für frühere Kulturen waren es Zeichen der Götter oder der Toten, die mit den Menschen Kontakt aufnehmen wollten.

Aurora Borealis over Tjeldsundet in Troms County, Norway (Bild: Stocktrek Images)

Anmerkungen

Die angegebenen Preise und Angaben sind unverbindlich und Stand August 2013. Sie wurden in unserem Urlaub recherchiert und können sich selbstverständlich ändern.

Das Nordkap ist ein begehrtes Reiseziel und kann im Sommer überlaufen sein, wenn mehrere große Kreuzfahrtschiffe im Hafen liegen. Wer den Ausflug dorthin nicht machen möchte, sollte die Alternativen nutzen.

Bildquelle: Reisefieber

Gruß vom Nordkap

Gruß vom Nordkap

Weitere Häfen in Norwegen für Kreuzfahrer mit Tipps zu Ausflügen

Leknes, Lofoten

Reisefieber, am 26.08.2013
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Bildquelle:
Reisefieber / Lofoten (Leknes auf der Insel Vestvagoy, Lofoten - Tipps für Ausflüge)
Reisefieber (Dezember in Goa, Indien)

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