Brandts Blitzableiter gegen Helmut Schmidt

Der treue Gefolgsmann von Willy Brandt hatte es schwer mit anderen führenden Sozialdemokraten. "Hotte", der Scharfzüngige, sagte und schrieb es selbst: "Ich war beispielsweise Brandts Blitzableiter gegen Helmut Schmidt." Schließlich, zum Ende seiner politischen Laufbahn, war er ein außenpolitischer Fachmann von hohen Graden im Parlament. Und hier schließt sich der Kreis:

Autor im Römerlager oder der Eifel

Danach saß der Ex-Politiker entweder in seinem Haus im Bonner "Römerlager" oder in seinem geliebten Ferienhaus in der Eifel unweit von Bonn und schrieb mit ziemlichem Erfolg Kriminalromane. Eine Trilogie entstand: "Global Players", "Euro-Coup" und die "Himmelsfackeln". In diesem dritten Krimi entwickelt sich die Story, vielleicht noch ein bisschen stärker als in den beiden ersten Texten, aus einem Spannungsbogen, dessen Eckpunkte in der "beruflichen" Entwicklung des Autors liegen: Er nutzt den geschulten Blick auf politische Zusammenhänge und spickt Abläufe mit dem langjährig angesammelten Insiderwissen eines Ministers in verschiedenen Ressorts.

Der BND operierte im eigenen Haus

Und mit eigenen Erfahrungen: Denn seine temperamentvolle Frau Maria, eine gebürtige Tschechin, hatte Prag 1968 nach dem Einmarsch russischer Truppen verlassen, war in den Westen gegangen und hatte Ehmke 1972 geheiratet. Aber die Frau des Kanzleramtschefs, der auch den BND kontrollierte, wurde von konservativen Kreisen als "Sicherheitsrisiko" eingeschätzt und eine zeitlang observiert. So wurden ihm die Stoffe nachgerade ins Haus geliefert. Aber ein Weiteres kam und kommt hinzu: Er kann spannend schreiben, Szenarien entwickeln, Bilder verdichten, Knoten schürzen und lösen. Noch 2006, mit 79 Jahren, kam er mit einem weiteren Kriminalroman auf den Markt: "Im Schatten der Gewalt" heißt der Thriller, der eintaucht in die Welt der Geheimdienste und deren Kampf gegen den internationalen Terrorismus.

Horst Ehmkes Himmelsfackeln

Ehmke, "der Realist mit viel Phantasie", wie der "Standard" einmal schrieb, hatte sich allerdings vor allem in den "Himmelsfackeln" eines besonders delikates Themas angenommen – mit besonderen aktuellen Bezügen. Und damit auch besondere Aufmerksamkeit erregt. Hier geht es im Zeichen der Globalisierung um den Zusammenprall der Kulturen, hier um religiösen Fundamentalismus und die Rolle der Türkei im größer werdenden Europa. Da mag mancher auf den ersten Blick abwinken, um auf den zweiten von der Spannung gepackt und nicht mehr losgelassen zu werden. Der mysteriöse Mord an einem islamischen Wissenschaftler in Berlin, Spurensuche im Drogen- und Waffenhändlermilieu, im Kietz wie in Istanbul: Ehmke taucht den Leser ein in eine Welt aus Angst, Extremismus und organisiertem Verbrechen. Und hierbei kommt dann immer wieder die "berufliche" Erfahrung des Autors zum Tragen. Alles wirkt echt, nichts ist aufgesetzt.

Und, das gehört zu "Hotte" Ehmke wie das Amen in der Kirche: Eine gute Prise Sex mischt seine spannenden Stories zwischendurch auf. Er steht im 90. Lebensjahr.

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