Premierenausstellung "Hoke's - Informelle Malerei"

Obwohl seine Werke auffallen, gehört der Kerpener Horst Kemper bisher nicht zu den in der überregionalen Kunstszene bekannten Malern. Dies liegt zum größten Teil daran, dass er den Sprung in die Ausstellungswelt erst jetzt gewagt hat. "Hoke's - Informelle Malerei" lautet der Titel des Querschnitts seiner Arbeiten, die erstmals einem breiteren Publikum in den Räumen des Finanzamts Jülich im Kreis Düren gezeigt werden. Dabei ist das Thema ein wenig irreführend - "Informelle Malerei" ist hier nicht im Sinn der in den Nachkriegsjahren entstandenen Kunsthaltung "Informel Kunst" zu verstehen, in der sich abstrakte Malstile ohne geometrische Formen vereinen. "Ein Freund meinte, dass ich mit meinen Bilden informieren würde, und so ist es zu diesem Titel gekommen", erläutert Kemper im Gespräch.

Die Malerei als ständiger Begleiter - Gestohlene Kindheit

Hoke, wie er sich selbst nennt, ist Autodidakt. Der Antrieb, das Erlebte und die daraus resultierenden
Gefühle malerisch festzuhalten, hat ihn bereits in jungen Jahren geleitet. Doch er durfte als Kind und Jugendlicher aus ganz privaten Gründen seine Kreativität nicht ausleben. So klagt der 1944 geborene noch heute: "Der Krieg hat mir meine Kindheit genommen." Anstatt der angestrebten künstlerischen Ausbildung musste der junge Mann eine Lehre zum Maschinenbauer antreten, später
folgte die berufliche Karriere in einem Automobilkonzern. Die Malerei blieb dabei sein ständiger Begleiter.

Hoke's Bilder entstehen ohne Konzept - was sich auf der Leinwand entwickelt, ist eine Synthese aus spontanen Einfällen und intuitiven Gefühlen. Handwerkliche Fertigkeit und technisches Rüstzeug holte Kemper sich bei den Dozenten Albert Esser, Gerold Rebholz, Otto Günter und bei seinem Mentor und Freund Wolfgang Siemens. Eine derartige Zusammenarbeit kann nicht ohne
Auswirkung auf die Ausdrucksweise bleiben;  festzustellen ist aber, dass Hoke eine ganz individuelle Bildsprache gefunden und entwickelt hat. Beispiel: Immer wieder finden sich kleine Kraftwerke im Hintergrund der gemalten Szenerien, sie führen zu einem weiteren Aspekt, der Hoke beschäftigt. Der Umgang der Menschen mit den
Energieressourcen stimmt ihn bedenklich, mit seinen Bildern will er ein Umdenken in der Verantwortung für kommende Generationen anmahnen.

Interview mit Horst Kemper

Frage: Wie schätzen Sie Ihre Malerei selbst ein?

Hoke: Ich habe immer gedacht, ich bin nicht gut genug, ich muss noch besser werden. Aber wenn ich mir dann irgendeine Ausstellung angesehen habe, habe ich mich oft gefragt, was die für ein Selbstbewusstsein haben. Zu meiner ersten Ausstellung hat mich ein Freund ermutigt, aber es
hat mich wirklich Überwindung gekostet.

 

Frage: Ihre Ausdrucksweise geht in die Richtung Surrealismus. Haben Sie eine spezielle Bindung in diese Richtung?

Hoke: Ja, ich sehe mich sehr in der Richtung Surrealismus. Magritte und Max Ernst zum Beispiel finde ich ganz toll.

 

Frage: Sie bezeichnen sich selbst als Autodidakt, der zusätzlich bei Malerkollegen gelernt hat. Wie groß ist der Einfluss, den Ihre Mentoren auf Sie hatten?

Hoke: Ich habe die Leute besucht, um das Rüstzeug wie Farbtechnik, Bildaufbau und so etwas näher kennenzulernen. Meine Gedanken und Gefühle, die ich in meine Bilder lege, kann mir aber kein Lehrer geben, die kommen alleine aus mir.

 

Frage: Die Aussagen auf Ihrer Internetseite - geraubte Kindheit und verhinderte Kreativausbildung -lassen erkennen, dass Sie sich benachteiligt fühlen. Wirkt dies heute immer noch nach?

Hoke: Ja, das hat sich sehr ausgewirkt und wirkt immer noch. Ich wurde in eine andere Richtung
gedrängt. In der Not der Nachkriegszeit hieß es allgemein, dass man 'etwas Ordenliches' lernen müsse, um über die Runden zu kommen. Für Malerei war da kein Platz.

 

Frage: Sind Sie dennoch ein zufriedener Mensch?

Hoke:  Ja, ich bin heute zufrieden und widme mich nur noch der Malerei.

 

Frage: Möchten Sie mit Ihrer Malerei außer der bildlichen Darstellung Ihrer Gefühle auch etwas
Anderes ausdrücken?

Hoke: Ich wohne am Grubenrand des Tagebaus und finde es sehr bedenklich, wie da unsere Ressourcen verschwendet werden. In den Bildern verarbeite ich meine Ängste in dieser Richtung, so baue ich immer wieder diese kleinen Kraftwerke als Mahnung in die Motive ein.

Fotos: Copyright Günter Jagodzinska.

Verwendung nur mit schriftlicher Genehmigung des Fotografen. 

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