Hunde besser verstehen und richtig behandeln - Etikette und "Benimm" für Hundebesitzer
Wie man richtig mit Hunden kommuniziert, ihre Denkweise versteht, ihre "Sitten" und Gewohnheiten kennenlerntBegrüßung
Was bedeutet es eigentlich, wenn ein Hund "seinem" Menschen den Mund ableckt?
Dieses Ritual bekamen die Hunde schon von ihren Vorfahren, den Wölfen, überliefert. Bereits die Wolfswelpen haben ihre Eltern auf diese Weise begrüßt - und es bedeutet, so heißt es: "Ich mag dich".
Wie sollte man am besten auf einen Hund zugehen?
Blick- und Handkontakt sollten weitgehend vermieden werden, Hunde benutzen bei der Begrüßung vor allem Nase und Maul.
Das heißt: Nicht berühren. Nicht anschauen. Keinen Augenkontakt. Den Hund auf sich zukommen lassen, ruhig und gleichmäßig atmen, den Kopf ein wenig zur Seite drehen.
Man sollte dem Hund ausreichend Zeit geben, einen fremden Menschen durch Schnuppern erst einmal kennenzulernen und einzuschätzen bevor man ihn überhaupt berührt. Den Hund nicht auf dem Kopf streicheln, sondern an der Brust und an der Kopfseite.
Möglichst nicht von oben über einen Hund beugen - diese Position könnte ein unsicherer Hund als Bedrohung wahrnehmen.
Sprache / Kommunikation
Warum sollten Hunde Handzeichen verstehen lernen?
Hunde haben Schwierigkeiten damit, gesprochene Kommandos zu erlernen - werden diese zusammen mit Handzeichen gegeben, fällt dem Hund das Erlernen der Befehle leichter.
Eingliederung in die Familie
Wie sieht ein Hund eigentlich seine Position im "Familien-Rudel"?
Es heißt, dass ein Hund als rangniedrigstes Rudelmitglied besonders zufrieden und ausgeglichen in seiner Familie lebt.
Hunde wissen übrigens, dass sie ihre Position im Rudel nicht durch Kämpfe mit "ihren" Menschen austragen müssen. Sie orientieren sich auch nicht an ihrer eigenen Kraft oder ihrem Durchsetzungsvermögen Artgenossen gegenüber - Maßstab ist für sie die Bestimmtheit und Souveränität ihres Menschen bzw. Rudelführers.
Hunde streben instinktiv nach der Bestätigung durch ihren Rudelführer. Einem höherrangigen Rudelmitglied unterwerfen sie sich automatisch - egal, ob es sich um einen Menschen oder einen Artgenossen handelt.
Fremde Sitten verstehen lernen oder: Warum macht der das eigentlich?
Warum bellen auch sonst sehr friedliche Hunde so häufig im Auto?
Der relativ kleine Raum ist für Hunde leicht zu verteidigen, das stärkt ihr Selbstbewusstsein und Eindringlingen gegenüber werden sie so wesentlich mutiger.
Was bedeutet es, wenn ein Hund beim Scharren in weitem Bogen Gras in die Luft wirft?
Dieses Verhalten beobachtet man bei Rüden: Sie markieren auf diese Weise ihr Revier und unterstreichen diese Machtdemonstration noch zusätzlich durch das hochgeworfene Gras.
Alltagsleben und Besonderheiten
Was kann ein Hund eigentlich an den "Hinterlassenschaften" anderer Hunde tatsächlich erschnuppern?
Chemische Stoffe im Urin eines Artgenossen lassen einen Hund wissen, wann der andere Hund vorbeigelaufen ist, welches Alter und welches Geschlecht dieser hat.
Welche Farben können Hunde erkennen?
Hunde können Blau und Grün erkennen, ihnen fehlt aber - im Gegensatz zu uns Menschen - im Auge der Zapfen für die Farbe Rot, der Rotrezeptor. Dafür können Hunde aber in der Dämmerung wesentlich besser sehen als wir, weil ihr Augenhintergrund quasi "verspiegelt" ist und einfallendes Licht noch ein weiteres Mal reflektiert. Hundeaugen sehen außerdem nicht so scharf wie Menschen und nehmen bevorzugt Bewegungen wahr.
Wenn Hunde ein bestimmtes Objekt sehen, dann beurteilen sie es zuerst nach der Art wie es sich bewegt, dann nach seiner Helligkeit und anschließend nach seiner Form.
Warum schwimmen viele Hunde gerne in Seen, mögen aber keinen Regen?
Das soll daran liegen, dass Hunde zwar keine Angst davor haben, nass zu werden, der Regen aber die allgemeine Geräuschkulisse verstärkt, was vielen sensiblen Hundeohren nicht behagt.
Etikette
Wie und wo sollte man Hunde am besten streicheln?
Gestreichelt, gekrault und vor allem getätschelt werden sind Hunde in ihrem Umgang miteinander von Natur aus nicht gewohnt - deshalb müssen manche Hunde auch erst Gefallen an Berührungen finden.
Generell gilt: Fremde bzw. unbekannte Hunde sollte man nie am Kopf streicheln, weil das die für den Hund besonders wichtigen Sinnesorgane beeinträchtigt und ihn verunsichert.
Empfindliche Stellen sind auch der Bauch und die Hinterbeine, als "sichere" Streichelzonen gelten dagegen Rücken und Brustkorb. Besonders gerne gekrault werden viele Hunde im Bereich unter dem Halsband oder hinter den Ohren.
"Calming signals" (Beschwichtigungssignale) - zutreffend oder nicht?
Das Konzept der "calming signals" (= Beschwichtigungssignale, auch "Demutsgebärden") geht auf die norwegische Hundetrainerin Turid Rugaas zurück. Diese behauptet, dass Hunde genetisch festgelegte Beschwichtigungssignale verwenden, um damit Konflike zu lösen und Stress abzubauen.
Hunde kommunizieren durch Beschwichtigungssignale nicht nur mit ihren Artgenossen, sondern ebenso mit uns Menschen. Das Positive: Auch wir Menschen können dem Hund gegenüber Beschwichtigungssignale aussenden, um ihm zu signalisieren, dass wir keine Gefahr für ihn sind und an einer friedlichen Konfliktlösung Interesse haben.
Beschwichtigungssignale können u.a. sein:
- Gähnen
- Pfote heben / Pfote geben
- sich die Schnauze lecken ("züngeln")
- Kopf oder Körper abwenden
- auf dem Boden schnüffeln
- sich kratzen
- langsame Bewegungen, "einfrieren
...
Obwohl das Konzept der "calming signals" seit Jahren in der deutschen Hundeerziehung weit verbreitet ist (auch ich habe es ursprünglich durch den Theorieunterricht in unserer Hundeschule kennengelernt), gibt es auch kritische Stimmen, die einem "Beschwichtigungswahn" Einhalt gebieten möchten.
Ein Problem der Beschwichtigungssignale sei, so Kritiker, dass solche Signale oft "doppelt belegt" sind und "situationsabhängig unterschiedliche Bedeutungen haben können."
Hund und Mensch: Verblüffende Erkenntnisse aus der Psychologie-Forschung
Der britische Psychologe Richard Wiseman behauptet:
Wer mehr über einen Tierbesitzer erfahren möchte, der muss diesen lediglich zu seinem Haustier befragen.
Denn Dr. Wisemans Forschungsergebnisse belegen: Tierbesitzer und ihre Haustiere werden einander im Laufe der Jahre immer ähnlicher. Dabei ist es fraglich, so Dr. Wiseman, ob der Besitzer allmählich Persönlichkeitsmerkmale seines Tieres annimmt oder ob sich die Eigenschaften des Menschen auf sein Haustier übertragen.
Was Dr. Wiseman außerdem herausgefunden hat: Hundebesitzer sind angeblich am sympathischsten - Besitzer von Fischen sind am glücklichsten, Katzenhalter am zuverlässigsten und die Besitzer von Reptilien am unabhängigsten.
Bildquelle:
Claudia Steininger
(20 überzeugende Gründe, warum ein Hund das Leben gesünder und glück...)
Claudia Steininger
("Glückscoaching" für Mensch und Hund)
Claudia Steininger
(Wie man seinem Hund das Lesen beibringen kann ... und warum das gar...)