Was sind Ikonen?

Das griechische Wort ikóna bedeutet Abbild oder Ebenbild. Generell ist eine Ikone zuallererst eine Abbildung eines, einer oder mehrerer Heiligen.

Anders als man es bei einem Bild vermuten würde, werden Ikonen nicht gemalt, sondern geschrieben, denn man versteht Ikonen als eine Art bildgewordenes Wort Gottes und Worte werden nun einmal geschrieben. Der Schreiber versteht sich selber auch nicht als Künstler, sondern als Werkzeug Gottes. Aus diesem Grund sind Ikonen auch nicht signiert, der Schreiber tritt in Demut hinter dem Werk zurück. Oft werden die Heiligen auf Holztafeln verewigt, in neuerer Zeit auch auf Leinwand. Durch die Abbildung Heiliger auch in Situationen, die aus der Bibel bekannt sind, nehmen sie eine Art Vermittlerrolle zwischen dem Betrachter und der dargestellten Bibelstelle oder dem dargestellten Heiligen ein. Da sie nach ihrer Weihe voll liturgiefähig sind, wird ihnen mit einer gewissen Ehrfurcht begegnet und teilweise sogar Wunderkräfte nachgesagt.

Die Ikone in der kirchlichen Gemeinschaft

Eine Ikone ist nicht lediglich ein Heiligenbild oder eine Dekoration, die eben in der Kirche aufgestellt wird. Nach ihrer Fertigstellung werden Ikonen meistens geweiht. Diese Weihe macht sie zu einem Bestandteil der Liturgie. Besonders stark beanspruchte Teile von zur Anbetung ausgestellten Ikonen (durch Küssen) werden zum Schutz mit Metallapplikationen versehen. In vielen orthodoxen Kirchen spielen Ikonen eine große Rolle, ebenso in der byzantinischen Kunst und auch in der byzantinischen Kirche. Auch in einigen orientalischen Kirchen werden Ikonen verehrt. Die ältesten Funde sind Bilder aus dem frühen Mittelalter. Allerdings existieren nur einige wenige Ikonen aus dieser Zeit. Viele sind mittlerweile dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen oder wurden in Bilderstreits vernichtet. Die meisten erhaltenen Stücke stammen aus Russland oder Griechenland.

Ikonenmaler und Ikonenschreiber

Motive und Gestaltungsmöglichkeiten waren in der Ikonenschreiberei stark eingeschränkt. Ein Ikonenschreiber hatte sich an einen bestimmten Bilderkanon zu halten, aus welchem er sich sein Motiv aussuchen konnte. Eine andere Möglichkeit war, bereits existierende Ikonen als Vorlage zu nutzen und zu kopieren. Vorgaben bezüglich der Ausgestaltung warennötig, da jedes Detail eine bestimmte symbolische Bedeutung hat, also durfte beispielsweise ein übertrieben groß dargestellter Heiliger nicht an die Maße in seiner Umgebung angepasst werden, denn sonst wäre seine symbolische Größe nicht mehr dargestellt.

Auch heute gilt noch: eine Ikone, deren Motiv nicht aus dem Bilderkanon stammt, ist keine richtige Ikone, sondern lediglich an eine Ikone angelehntes Gemälde. Die Perspektive war ebenfalls vorgegeben. Die Darstellung ist immer zweidimensional und darüberhinaus befindet sich der Fluchtpunkt nicht im Bild, sondern außerhalb des Bildes, nämlich im Betrachter selber.

Ikonologie

Der Kunsthistoriker E. Panofsky entwickelte im 20. Jahrhundert (1939) ein Interpretationsschema für ikonographische Darstellungen. In der semantischen Betrachtungsweise hält er fest, was denn nun eigentlich dargestellt ist, um welche Szene oder um welche Person es sich auf der Abbildung handelt. Bei anschließender syntaktischer Betrachtung geht es um das WIE: wie die Person oder Situation dargestellt wird, in welchem Kontext, mit welchen Nebenfiguren, in welchen Farben, etc. In der Pragmatik geht es schließlich um die Interpretation der Ikone, um den Bedeutungsinhalt.

Sonja, am 09.03.2014
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Bildquelle:
Amazon Produktbild (Das Voynich-Manuskript - Ein Rätsel aus dem Mittelalter)

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