Das Short S.23 Empire- Flugboot

Ursprünglich  war dieses Flugboot nicht für den Langstreckeneinsatz vorgesehen.

Das von Imperial Airways als C-Klasse bezeichnete Flugboot war dafür ausgelegt, insgesamt eine Nutzlast von 3.629 kg plus 1.360 bis 1.474 kg Post aufzunehmen, die maximal 1223 Kilometer weit transportiert werden konnte.  

Für Tagesflüge hatten in der Kabine 24 und bei Nachtflügen 16 Passagiere Platz, welche auf Liegen den Flug durch die Nacht verbringen konnten. Ein Gesellschaftsraum und eine Bordküche sorgten für einen komfortablen Aufenthalt an Bord. Ein Steward versorgte die Fluggäste mit Speisen und Getränke. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 322 km/h war dieses Flugboot schneller als das im Dienst bei der Royal Air Force befindliche "Bulldog"-Jagdflugzeug der Firma Bristol.

Das großräumige Cockpit bot den beiden Piloten und dem Funker viel Platz. Hinter dem Cockpit befand sich ein Stauraum für Postsäcke. Auf dem Unterdeck vorn befand sich der Ankerraum. Dahinter grenzte das Raucherabteil an, indem sich sieben Passagiere aufhalten konnten. Es folgten der Haupteingang mit den beiden Toiletten, die Bordküche und die mittlere Kabine mit drei Sitzplätzen. Dahinter schlossen sich die Promenaden- Kabine mit der zweiten Kabinentür, ein weiterer Raum mit sechs Plätzen und der Hauptfrachtraum an.   

Einführung der Imperial Airways C- Klasse- Boote

Das erste Flugboot wurde am 20. Oktober 1936 an Imperial Airways übergeben und verließ am 22. Oktober Rochester um einen Testflug zu absolvieren. Dieser führte über Caudebec, Bordeaux, Marseille zum Lago di Bracciano nördlich von Rom.

Weiter ging es über Brindisi nach Alexandria, von wo ab dem 30. Oktober die Linie Alexandria- Brindisi bedient werden sollte. Das Flugzeug trug den Namen "Canopus" und führte die Registrierung G-ADHL. (Siehe Video)

Am 12. und 13. Januar 1937 fand der erste Nonstopflug von Alexandria nach Southampton mit der "Centaurus" statt, der über eine Strecke von 3.578 Kilometer in 13 Stunden bewältigt wurde.

Zwischenzeitlich wurde Hythe bei Southampton an der Südküste Englands zum Haupthafen der Empire-Fugboote.

Der erste Luftpostdienst nach Durban in Südafrika begann fast ein Jahr nach dem Erstflug des Prototyps, am 02. Juni 1937. Im Oktober des gleichen Jahres folgte die Linie Alexandria, Habbaniyah (westlich von Bagdad), über Sharja nach Karachi. In der Zeit vom 15. bis 21. November 1937 wurde die weiterführende Strecke nach Singapur erkundet. Am 03. Dezember verließ dafür die "Centaurus" (G-ADUT) die Basis in Hythe und begab sich auf den Erkundungsflug nach Neuseeland. Zum ersten Mal flog ein Flugboot diese lange Strecke. Mit einigen Zwischenlandungen erreichte die Besatzung nach 24 Tagen den Hafen von Auckland.

Erste Versuche über den Nordatlantik

Der erste Linienflug über den Atlantik hinüber in die USA wurde mit dem vierten von Short ausgelieferten C-Klasse-Flugboot durchgeführt. Es erhielt den Namen "Cavalier" (G-ADUU).

Genau genommen war es kein transatlantischer Flug, der am 25 Mai 1937 stattfand. Das Flugboot wurde mit dem Schiff zu den Bahamas transportiert, dort zusammen gebaut und nach New York geflogen. Im Gegenzug flog ein Flugboot vom Typ Sikorski S-42 der Pan American in die Gegenrichtung. Der offizielle Betrieb begann erst am 16. Juni 1937. Um einen konstanten Liniendienst zu gewährleisten, wurde ein zweites Flugboot, die "Caledonia" (G-ADHM), mit Langstrecken-Zusatztanks eingesetzt. Mit einem erhöhten Startgewicht zugelassen, flog sie versuchsweise bereits am 18. Dezember 1936 nonstop die 2.737 Kilometer lange Strecke Hythe- Alexandria und zurück nach Marseille. Das wiederholte die "Caledonia" zwei Mal. Die Gesamtstrecke dieses Versuchfluges war ca. 640 Kilometer länger als die erste Etappe der geplanten Nordatlantik-Verbindung (Irland-Neufundland). Der erste kommerzielle Flug wurde am 5. Juli 1937 durchgeführt. Die "Caledonia" startete in Foynes auf dem Fluss Shannon in Irland und erreichte, nach einer Zwischenlandung in Botwood und Montreal, zwei Tage später New York. Auf der Gegenrichtung flog wieder eine Sikorski S-42 der Pan American Airways.

Einsatz von Tankflugzeugen Short S.30

Da die Flüge über den Nordatlantik keinerlei wirtschaftliche Vorteile brachten, also der Aufwand größer war als der Nutzen, führte dieser Umstand auf der einen Seite zur Entwicklung des nicht erfolgreichen Konzeptes Short- Mayo Composite. Auf der anderen Seite wurden Versuche unternommen mit einer Armstrong Whitworth 23 ein Flugboot in der Luft zu betanken. Diese Versuche waren recht erfolgreich und brachten der Firma Inflight Refueling Ltd ein außerordentliches Auftragsvolumen.

Mit vier Lufttankern, diesmal umgebaute Flugzeuge vom Typ Handley Page Harrow, gelangen der Firma und den Besatzungen 16 erfolgreiche Atlantiküberquerungen bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges.

Natürlich mussten die Flugboote entsprechend weiterentwickelt und umgerüstet werden. So entstand die Short S.30. Sie erhielt spezielle Vorrichtungen für die Betankung in der Luft und zusätzliche Tanks im Bootskörper. Bei voller Beladung ergab sich ein maximales Startgewicht von fast 25 Tonnen. Ab dem 08. August 1939 wurde versuchsweise der Luftpostverkehr aufgenommen. Bis zum 30. September hatten zwei von den Flugbooten, die "Cabot" und "Caribou", 8 Hin- und Rückflüge absolviert, bei denen sie jeweils über Foynes und Botwood von Harrow-Tankern mit Treibstoff versorgt wurden.

 

 

Die letzte Flugboot-Variante der Empire-Klasse war die Short S.33, von der nur zwei Exemplare gebaut wurden. Insgesamt wurden 42 Empire-Boote gebaut, von denen 31 die Version S.23 und neun die Version S.30 waren. Die "Caribou" und die "Cabot" wurden zu Beginn des Krieges von der Royal Air Force vereinnahmt und gingen dann bei einem Einsatz in Norwegen durch Feindeinwirkung verloren.

 

 

Quelle:

Rance, Adrian B., Seaplanes and Flying Boats of the Solent, Southampton University Industrial Archaeology Group/ SouthamptonCityMuseums, July 1981

Kaydet, am 20.08.2013
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Bildquelle:
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