Inklusion verspricht die Förderung aller Schüler

Im Rahmen der Inklusion sollen für alle Schüler die gleichen Chancen auf Bildungsangebote bestehen. Dabei wird Rücksicht auf die spezifischen Fähigkeiten des einzelnen Individuums genommen und unter Ausnutzung der gegebenen Ressourcen auf den bestmöglichsten Bildungsabschluss hingearbeitet. Aber nicht wenige Schulen und Eltern haben Bedenken, ob dieses Ziel durchsetzbar ist. So edel das Anliegen auch ist, fehlt es bei der Umsetzung der Inklusion oftmals an grundlegenden Dingen. Angefangen von den räumlichen Gegebenheiten über nicht ausreichend qualifiziertes Personal bis hin zu fehlenden Konzepten für die Förderung der individuellen Begabungen stehen noch viele Probleme an, mit denen die Schulen bisher allein gelassen werden. Dabei dürfte man doch verlangen, dass bei derart umfangreichen Veränderungen Hilfe vom Bildungsministerium selbstverständlich sein müsste. 

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Inklusion schafft viele Bedenken

Die größte Herausforderung bei der Inklusion sehen die Lehrer darin, den Spagat zwischen der nötigen Förderung normal entwickelter, hochbegabter und geistig behinderter Kinder zu bewältigen. Bisher findet der Unterricht in der Regel frontal im Klassenverband statt. Zukünftig werden alle Kinder mit und ohne Behinderung in eine erste Klasse einer normalen Grundschule eingeschult. Aber wie soll dann der Unterricht aussehen? An welchem Leistungsstand wollen sich die Lehrer dann orientieren und über die Geschwindigkeit der Stoffvermittlung entscheiden? Ist es der normal entwickelte Schüler, dann sind Schüler mit Lernschwierigkeiten schnell überfordert. Höher begabte Kinder dagegen langweilen sich und schalten ab bzw. versuchen durch Stören des Unterrichts die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Oder soll es künftig gar keine Klassenverbände mehr geben und eine Unterteilung in Lerngruppen je nach Begabung erfolgen? Aber wo bleibt bei dieser Variante die Inklusion? Dabei ergibt sich auch gleich die nächste Frage: Wie soll ein solcher Unterricht personell abgesichert werden? Wo bisher nur ein Lehrer gebraucht wurde, werden plötzlich drei benötigt. Hier ergibt sich ganz klar eine Feststellung: Mit den bisherigen dürftigen Informationen können viele Eltern und auch Lehrer den geplanten Schritt zu einer Inklusion nicht nachvollziehen.

Fakten, die vor der Einführung der Inklusion geklärt werden müssen

1. Kaum eine Schule hat die nötigen räumlichen Voraussetzungen. Für den geteilten Unterricht zur individuellen Förderung der Schüler werden viel mehr Räume als bisher benötigt. Außerdem muss das Schulhaus behindertengerecht gestaltet sein. Grundschulen verfügen kaum über rollstuhlgerechte Zugänge oder Aufzüge.

 

2. Körperlich und geistig behinderte Kinder und Jugendliche brauchen mehr Pausen- und Auszeiten als normal entwickelte Schüler. So ergeben sich nicht nur Schwierigkeiten bei der zeitlichen Planung des Unterrichts, sondern es müssen auch Räumlichkeiten geschaffen werden, in die sich die Behinderten zurückziehen können.

 

3. Die Lehrkräfte sind schon mit der bisherigen Situation überfordert. In den Schulämtern werden die Lehrer nur als Zahlen ohne Berücksichtigung der situationsbedingten Qualifikationsanforderungen in den Grundschulen geführt. Es existiert ein Zahlenschlüssel, nach dem die Anzahl der Lehrer exakt nach der Anzahl der Schüler berechnet wird. Krankheitsausfälle werden dabei nicht berücksichtigt, für Langzeitkranke werden keine Vertretungen von den Schulämtern genehmigt, so dass die Schulen mit der Organisation des Unterrichts seit Jahren am Limit fahren. Die ständig zunehmende psychische Belastung der Lehrkräfte und die Tatsache, dass schon über viele Jahre kaum junge Lehrer eingestellt werden, lässt ebenfalls große Zweifel an der Durchführbarkeit der Inklusion aufkommen. Ein neues Konzept zur Personalverteilung hat oberste Priorität. Zwar hat man jetzt beschlossen, die Inklusion ab sofort in die pädagogische Ausbildung einzubeziehen, aber bis diese Lehrkräfte in die Praxis einsteigen, werden noch einige Jahre vergehen.

 

4. Die Vorgaben zur Benotung müssen überarbeitet werden. Ein behindertes Kind kann nicht nach den gleichen Maßstäben wie ein normal entwickeltes Kind bewertet werden. Auch dazu gibt es noch kein Konzept.

 

5. Die Aufklärung der Eltern erfolgt bisher nur mangelhaft. Oftmals kann sich keiner so richtig etwas unter Inklusion vorstellen, manche haben noch nicht einmal davon gehört. Hier muss das Bildungsministerium noch umfangreiche Arbeit leisten, um die Bedenken der Eltern zu zerstreuen. Es geht dabei nicht nur darum, dass die Toleranz gegenüber den Behinderten der Gesellschaft wachsen soll, sondern auch darum, dass Hochbegabte nicht auf der Strecke bleiben. 

Inklusion einfach erklärt:
Was halten Sie von der geplanten Inklusion?
Autor seit 12 Jahren
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