Was läuft da im Körper schief?

Schwitzen ist eigentlich eine ganz normale Funktion unseres Körpers, der versucht übermäßige Wärme loszuwerden und sich mit dem Schweiß abzukühlen. Doch was ist, wenn dieses automatische System irgendwie falsch programmiert ist? Die Hyperhidrose ist ein Phänomen, das sich manchmal schon in der Kindheit, spätestens aber in der Pubertät entwickelt und dann ein Leben lang bestehen bleibt, wenn man nichts dagegen unternimmt. In der Regel handelt es sich um eine lokale Hyperhidrose, d.h. das Schwitzen ist auf eine oder auf zwei Bereiche des Körpers begrenzt, z.B. Hände, Füße, Achseln.

Normalerweise sorgen Sympathikus und Parasympathikus in unserem Körper für den Ausgleich von Ruhe und Anspannung. Bei Hyperhidrose-Patienten ist dieses Gleichgewicht gestört, das vegetative Nervensystem reagiert über und kann nicht durch unseren Willen beeinflusst und gesteuert werden. Dies kann hormonelle Gründe haben (z.B. Klimatkerium oder Schilddrüsenüberfunktion) oder auch psychische Gründe (z.B. Stresssituationen).

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Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

  1. Es gibt einige Vorbeugungsmaßnahmen, wie z.B. kein Nikotin, kein übermäßiger Kaffeekonsum, keine zu scharfen Gewürze verwenden. Mit der Einhaltung dieser Maßnahmen, ist das Problem aber leider meist nicht gelöst.
  2. Antitranspirantien (lokale Schweißhemmer) wurden in den 90er Jahren bis über die Jahrtausendwende oft angewandt, sind jedoch in den letzten 10 Jahren durch das enthaltene Aluminiumchlorid immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Die Wirksamkeit der meisten Aluminiumpräparate beruht darauf, dass sie die Schweißporen verstopfen. Die Haut wird gereizt und trocknet aus.
  3. Botox (Botulinumtoxin A), das Nervengift, kann gespritzt werden und schafft Abhilfe, allerdings nur ca. 1 Jahr lang, dann muss wieder gespritzt werden.
  4. Die Schweißdrüsensaugkürettage ist ein ambulant durchgeführter operativer Eingriff, bei dem durch einen Schnitt Schweißdrüsen abgeschabt und abgesaugt werden.
  5. Iontophorese mit Leitungswasser: der galvanische Gleichstrom wirkt ausgleichend auf die überreizten Schweißdrüsen. Die im Wasser gelösten Ionen, z.B. Natrium, Calcium, Magnesium etc. werden durch die Haut absorbiert und steuern biochemische Prozesse in den Zellen. 

Wie funktioniert die Iontophorese in der Praxis?

Die Iontophorese funktioniert ähnlich wie die TENS-Therapie, mit dem Unterschied, dass es ein feuchtes Verfahren ist.

Ganz konkret wird die lokale Stelle mit Wasserbädern (bei Händen und Füßen) oder feuchten Schwämmen (unter den Achseln) befeuchtet. Durch das Wasser oder die Schwämme wird kontinuierlicher oder gepulster Gleichstrom geleitet. Man spricht von "Leitungswasser- Iontophorese", weil man dazu am besten Leitungswasser verwendet

Anwendung an den Füßen: Jeder Fuß steht in einem kleinen Becken mit etwas Wasser gefüllt, darin je eine Elektrode.
Bei Händen: Jede Hand liegt in einem kleinen Becken mit mit etwas Wasser gefüllt, darin je eine Elektrode.
Bei Achseln: Hier werden zwei feuchte Schwämme mit den enthaltenen Elektroden unter die Achseln geklemmt.

Nicht behandelt werden dürfen:

  • Menschen mit Herzschrittmacher 
  • Schwangere 
  • Menschen mit Metallimplantaten
  • Wunden, die sich nicht abdecken oder schützen lassen

Was muss ich tun, um ein Iontophoresgerät als Heimgerät zu bekommen?

Als erstes müssen Sie Ihr Problem bei einem Hautarzt vorbringen. Am besten erkundigen Sie sich schon bei der Terminvergabe, ob der Hautarzt ein Iontophoresegerät in der Praxis hat. Damit die Krankenkasse Ihnen ein Gerät bewilligt, müssen Sie ein Gerät in der Praxis des Hautarzt ausprobiert haben (4-5 Mal) und das Gefühl haben, dass es Ihnen Erleichterung bringt. Außerdem sollten Sie grob mit der Handhabung des Geräts vertraut gemacht werden. Viele Einstellungsmöglichkeiten gibt es nicht, es geht nur um das Ein- und Ausschalten des Stroms und um die Einstellung der richtigen Stromstärke, so dass jeder Laie nach einer kurzen Einweisung damit umgehen kann. Das gilt auch dann, wenn in der Praxis ein ganz anderes Gerät betrieben wird als sie als Mietgerät erhalten.

Übernimmt die Krankenkasse die Mietkosten?

Ja, wenn der Hautarzt Ihnen bestätigt, dass Sie unter Hyperhidrose leiden und Ihnen ein Rezept für ein Iontophoresegerät für zu Hause verschreibt (was in der Regel kein Problem darstellt), bewilligt die Krankenkasse die Verschreibung eines Mietgeräts. Meist leiten die Krankenkassen die Bewilligung der Therapie direkt an einen Händler medizinischer Geräte weiter und Sie erhalten das Gerät in wenigen Tagen unaufgefordert. Meist erhalten Sie das Gerät erst einmal für 3 Monate, die Dauer kann aber verlängert werden.

Behandlungsdauer und Behandlungserfolge

In den ersten Wochen soll die Heimbehandlung 2-3 Mal pro Woche erfolgen. Danach können die Abstände zwischen den Behandlungen immer größer werden. Ob die Iontophorese nach vollständiger Harmonisierung der Schweißsekretion auch über viele Monate und Jahre ohne erneute Behandlung wirksam ist, ist von Fall zu Fall verschieden. Wirkliche Langzeitstudien stehen noch aus.

Aus Erfahrungen im Familien- und Bekanntenkreis kann ich nur bestätigen, dass die Iontophorese wirklich effektiv beim dem Problem des Schwitzens geholfen hat. Die Schweißausbrüche wurden normalisiert, d.h. die Betroffenen schwitzen an den Problemstellen nur noch im Normbereich, was eine enorme Erleichterung im Alltag bedeutet. Für viele beginnt nach der erfolgreichen Behandlung ein neues Leben.

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