Die Persönlichkeit macht's!

Außergewöhnlichkeit ist hier fast schon Pflicht. Und das an sich ist alles andere als negativ. Es macht das Spiel einfach interessanter, wenn scheinbare "Durchschnittsmenschen" zeigen, dass sie alles andere als Durchschnitt sind. Und das setzt auf einer geheimen psychologischen Ebene an: jeder Mensch auf diesem Planeten kann irgendetwas besonders gut. Nicht immer sind es so großartige Talente wie eben eine besonders tolle Stimme, oder ein Traumaussehen "a la Giselle Bündchen", ein überwältigendes Schauspieltalent, ein herausragendes Schreibtalent… Oft sind es die scheinbar "überschaubareren Talente", die für ein gutes Leben miteinander auf dieser Welt ebenso zählen müssen: etwa das Talent, besonders gut zuhören zu können, das ja ebenso Bedeutung hat wie ein besonders guter Umgang mit kleinen Kindern – um an dieser Stelle zwei Beispiele anzuführen.

 

Für Medien zählt zwar nur eine relativ begrenzte Auswahl an Talenten. Aber das an sich hat mit dem echten Leben auch noch nicht so viel zu tun. Die Medien laden mit ihren vielfältigen Angeboten ein, sich aus dem normalen Alltag auszuklinken und ein wenig auf "Traumreise" zu gehen. Und das ist auch gut so!

 

Die Kandidaten bei "The Voice of Germany" sind ganz normale Menschen, die auch optisch meistens nicht auffallen würden auf der Straße. Sie machen so normale Jobs, dass kaum einer der Zusehenden auf die Idee kommt, wenn er die Kandidaten bei ihrem Job irgendwo in Deutschland antrifft, dass sie solch ein Gesangstalent mit sich herumschleppen. Selbst in der dritten Staffel erleben die Zuseher vor dem Bildschirm auch diesbezüglich Überraschungen!

Coaches… und Kandidaten.

Bewährt hat sich für die Macher der Show der sanfte Umgang mit den Kandidaten. So spricht man von der Jury auch nicht als Jury – nein, es sind die Coaches! Und für diese Rolle stehen in dieser Staffel Nena, The BossHoss, Max Herre und Samu Haber (Sunrise Avenue) zur Verfügung. Bislang machen sie ihren Job als Coaches vorbildlich!

Keiner der Genannten leistet sich etwa verbale Entgleisungen wie zum Beispiel Dieter Bohlen, der selber zwar von ungefähr drei mehr oder weniger gleich klingenden Songs und meines Erachtens eher mittelmäßigem Sing-Talent gelebt hat… die Kandidaten seiner Casting-Show aber dessen ungeachtet regelmäßig so heruntergeputzt hat, dass auch dem Medienpublikum die Ohren geklingelt haben!

 

Bei "The Voice of Germany" werden die Kandidaten gehätschelt und weitaus liebevoller behandelt. Frei nach dem Motto: Jeder bekommt seine Chance!

Klar: denn es geht um Träume, um Aufsteiger-Geschichten, teils sogar um echte Außenseiter, die einem Publikum vorgeführt werden. Und mit Glück bestehen können. Aber wenn nicht: auch nicht so schlimm. Hier gäbe es wohl auch eine zweite Chance für "die Liebe auf den ersten Blick".

 

Und die Kandidaten?

Hier wird es nochmals spannend. Bei der dritten Staffel finden sich wieder einige Singfreudige ein: Andreas Kümmert, mit Rauschebart und Holzfällerhemd, außerdem Berufsmusiker. Samu Haber meinte zu ihm "Du bist so real!" – na ja. Aber besser sehr real und Stimmbegabt, als wenig real und außerdem gesanglich unbedeutend.

 

Nilima Chowdhury, die mit ihrem Migrationshintergrund punkten kann und nach eigenen Angaben außerdem mit 30 Jahren für die Musik einen sicheren Job bei der Botschaft aufgibt, beweist, dass auch Frauen ihre Träume leben wollen.

 

Natürlich darf auch "der Quotenschwarze" nicht fehlen: der Bauarbeiter Ashonte Lee, der viele Kinder mit vielen Frauen hat.

 

Diese Liste an Kandidaten ließe sich natürlich fortsetzen, aber darauf möchte ich an dieser Stelle verzichten. Denn gemein ist ihnen allen eines: sie transportieren "Aufsteiger-Geschichten", besondere Lebenshintergründe (die ehrlich gesagt, in der heutigen Zeit immer mehr zum Mainstream werden… denn wer kennt sie nicht, die Leute, die so oder ganz ähnlich für sich selbst entscheiden?).

Menschen mit anderer Hautfarbe sind schon längst in unserer Gesellschaft angekommen, wenn auch medial nach wie vor unterrepräsentiert. Unabhängig davon hat wohl jeder Freunde oder Bekannte, die entweder eine Patchworkfamilie haben oder eben Kinder mit mehreren Partnern. Das gehört heute längst zum Alltag. Ebenso wie Lebensentscheidungen gegen einen "sicheren Job" für das Leben des Lebenstraumes.

 

 

Fazit: Lebe deine Träume…

Das Bedeutsame an "The Voice of Germany" sind die Träume – vor allem auch jene der Zusehenden. Darum geht es in erster Linie. Die Kandidaten in der Show dienen im Grunde ausgezeichnet als eine Art Projektionsfläche. Schaffen es jene, mit denen besonders viele Zuseher sich besonders gut identifizieren können "nach oben" ist dies ein doppelter Gewinn: für die Kandidaten selbst. Aber natürlich auch für die Zuseher! Es ist im Grunde ein "Spiel mit der Illusion", gleichzeitig aber lässt sich das alles als ein Ansporn sehen, selbst auch wieder an die eigenen Träume zu denken!

 

Und daran, dass sich der eine oder andere Traum vielleicht doch einmal umsetzen lassen könnte…

 

Ob es aber wirklich zur Umsetzung kommt, ist dabei noch gar nicht so entscheidend. Kaum jemand gibt einen sicheren Job auf, weil er plötzlich malen, singen oder schauspielern möchte. Das wäre auch unrealistisch und finanziell eine Absurdität sondergleichen.

Gut möglich ist aber, im eigenen Leben kleine Anpassungen zu unternehmen. Wer immer gerne gemalt hat, kann dies zu einem wundervollen Hobby machen – wenn er jetzt wieder mehr an dieses Talent denken möchte. Und singen kann man im Übrigen auch für sich alleine. Auch das macht Freude! Und ist wahrscheinlich weniger Stress, als wenn man sich dazu auf eine große Bühne stellen muss und vorher noch professionell aufgehübscht wird…

 

Diese Show schafft Zufriedenheit bei den Kandidaten, aber vor allem auch bei den Zusehern. Denn es tut gut, zu sehen "dass man es schaffen kann" – wenn man sich nur traut, es zu probieren, und vielleicht ein bisschen Glück hat. Vielen der Zuseher reicht es aber ohnehin vollauf, wenn sie sich mit dem Gesehenen gut identifizieren können: das ist aufregend, aber natürlich wesentlich "harmloser" als ein Eigenversuch.

 

Bernadette Maria Kaufmann

 

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