Warum Wildtiere nach der Zeitumstellung in den Morgenstunden gefährdet sind

Rehwild auf der StraßeVorausschauende Autofahrer wissen, dass Wildtiere nicht planlos in der Gegend umherrennen. Sie folgen täglich dem gleichen Schema: Sie suchen in der Dämmerung nach Futter und wandern zu diesem Zweck von den bewaldeten Gegenden, in denen sie bevorzugt die Nacht verbringen, in die freiliegenden grünen Wiesen und Felder. Dabei müssen sie, täglich zur gleichen Zeit, Straßen überqueren. Wenn nach der Zeitumstellung die Autofahrer, für die Tiere unvorhersehbar, früher als gewöhnlich die Straßen befahren, werden Wildtiere verstärkt angefahren. Besonders im Frühling, wenn die Kraftreserven im Körper der Tiere durch das Bilden von Geweih, dem Fellwechsel, Geburten oder der Aufzucht von Jungtieren aufgebraucht sind, lockt das erste junge Grün stark. Oft sind es auch unwiderstehlich reizvolle Reste vom Streusalz, das die Tiere gerne als Nahrungsergänzung auflecken. Die Tiere werden, wenn das "Frühstück" auf der anderen Straßenseite zum Fressen einlädt, oft unvorsichtig und wechseln ihr Revier unbekümmert. Oft ein tödlicher Gang, wie die Unfallstatistik des DJV zeigt. Im Herbst nimmt das Risiko, solcher Wildunfälle, so die GTÜ Gesellschaft, wieder zu. Der Grund:

Es wird später hell als im Sommer, und Wildtiere wechseln häufiger ihre Futterplätze. Auch Schleiereulen, Wildschweine, Hirsche, Hasen, Igel, junge Füchse, Frösche und Kröten werden, besonders im Frühjahr, zu Tausenden überfahren. Für viele Naturliebhaber ist nicht nachvollziehbar, warum die Umstellung auf die Sommerzeit, zumal sie eine Einsparung von Energie nicht bewirkte, trotz des Leides für viele Tiere, beibehalten wird.

Was sagt die Jagdstatistik über Wildunfälle in Deutschland aus?

Die Wildunfälle sind in den bewaldeten Gegenden von Baden-Württemberg und Bayern sehr hoch. Deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegt Nordrhein-Westfalen bei den Wildunfällen mit Rehen.

Nach Angaben des Deutschen Jagdverbands (DJV), Statistik 2019/20 gibt es rund 250.000 Wildunfälle im Jahr in der Bundesrepublik Deutschland. Mit Abstand die meisten davon fast 200.000 verursachen Rehe.

Schwerpunkt ist Nordrhein-Westfalen. Unfälle mit Wildschweinen gibt es gut 30.000 Mal im Jahr, hier liegt Hessen bei den Fallzahlen an der Spitze. Nur vergleichsweise selten kommt es in Deutschland zu Wildunfällen mit Damwild (gut 4.500 Mal im Jahr) und Rotwild (gut 3.000 Mal jährlich). Dieses Bild bestätigt auch das sogenannte Tierfundkataster des Verbands, dessen Ergebnisse für die Zeit von April 2018 bis Februar 2021 der DJV in diesem Jahr präsentiert hat. Hier machen Rehe rund 50 Prozent aller Fälle aus, gefolgt von Hasen, Füchsen und Wildschweinen.

Die Versicherungsbranche geht von einer höheren Zahl von Wildunfällen aus

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) geht von einer noch höheren Zahl aus. Für 2019 nennt er fast 300.000 Unfälle mit Wildtieren im Straßenverkehr, welche den Kaskoversicherungen gemeldet wurden. Das entspricht im Jahresdurchschnitt etwa 800 Unfällen am Tag. Die Kosten für die deutschen Autoversicherer lagen 2019 bei rund 885 Millionen Euro.l. Meist war der Austausch von Karosserieteilen notwendig. Ein wichtiger Tipp der GTÜ: Wer bei der Einschätzung der Schadenshöhe auf der sicheren Seite sein möchte, kann sich für ein Gutachten an die Sachverständigen der Prüforganisation wenden.

Was ist versichert?

Bei einem Zusammenstoß mit Wildtieren ersetzt die Teilkaskoversicherung die Schäden am Fahrzeug, wenn es sich um Haarwild wie Rehe, Wildschweine, Hirsche, Füchse oder Hasen handelt. Einige Versicherungen bieten auch Schutz für Unfälle mit sämtlichen Tieren, also auch mit Federwild und mit Haustieren an. Hier sind die jeweiligen Vertragsdetails entscheidend.

Was Menschen tun können, um Wildunfällen vorzubeugen

Da es den Tieren nicht möglich ist, ihre Lebensgewohnheiten zu ändern, liegt es vorrangig in der Verantwortung der (ortskundigen) Menschen, Unfällen vorzubeugen. Gleichzeitig schützen sie Rehe, Wildschweine, Hasen, junge Füchse und sich selbst. Der Deutsche Jagdschutzverband (DJV) in Bonn appelliert an alle Autofahrer in Gegenden, wo mit Wildtieren am Straßenrand zu rechnen ist, besonders nach der Zeitumstellung im Frühjahr, in der Morgendämmerung, vorsichtig und langsamer als gewöhnlich zu fahren und beim Warnschild "Wildwechsel" die Geschwindigkeit sofort zu reduzieren. Sie müssen den Waldrand "im Auge behalten", das Fernlicht einschalten, damit rechnen, dass Tiere meist in Rudeln, unterwegs sind.

Bremsweg und Aufprallgeschwindigkeit
Bremsweg und Aufprallgeschwindigkeit

Bremsweg und Aufprallgeschwindigkeit (Bild: Deutscher Jagdverband (DJV ))

Was tun wenn Wild auf der Straße steht?

Wenn ein Wild im Scheinwerferlicht auftaucht:

Das Licht abblenden, bremsen, hupen.

Ist ein Zusammenprall mit einem Wild nicht zu vermeidbar, rät der DJV, Autofahrern

Die Ruhe bewahren

Nicht planlos handeln,

Das Lenkrad gut festhalten und keinesfalls auszuweichen!

Was Autofahrer nach einem Wildunfall tun müssen

Regeln zum Einüben:

Kommt es doch zu einem Unfall, müssen Kraftfahrer eine Reihe von Regeln beachten.

Am Fahrzeug wird die Warnblinkanlage einschalten

Dann sichert der Autofahrer mit angelegter Warnweste die Unfallstelle mit dem Warndreieck ab

Bei verletzten Personen im Auto wird über die Rufnummer 112 der Rettungsdienst alarmiert, gleichzeitig werden Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet

Grundsätzlich soll bei Wildunfällen die Polizei informiert werden. Sie meldet den Unfall auch dem zuständigen Jäger, Jagdpächter oder Förster. Für die Versicherung sollten sich Autofahrer von diesen eine Wildunfallbescheinigung ausstellen lassen, rät der Deutsche Jagdverband.

Welcher Schutz gilt für Wildtiere?

Es gibt Anstrengungen, Wildtiere vor Unfällen mit Kraftfahrzeugen zu schützen. Experten setzen hier zum Beispiel auf zeitlich begrenzte Geschwindigkeitsbegrenzungen oder auf Warn-Apps. Schutzzäune gelten zwar als effektiv, sind aber aufwendig und sollten im Idealfall mit Grünbrücken für die Vernetzung von Lebensräumen verbunden sein.

Die seit rund als 50 Jahren eingesetzten Wildwarnreflektoren am Straßenrand hingegen haben keine messbare Wirkung. Das haben zwei Forschungsprojekte der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) ergeben. Allerdings werden nach einem Unfall von der Polizei häufig optisch auffallende Wildunfallzeichen (WUZ) verwendet, um die Unfallstelle zu kennzeichnen. Das erleichtert es dem Jäger anschließend, das verletzte Wild möglichst schnell zu finden. Solche WUZ können die Form rückleuchtender Pfähle oder reflektierender Bänder haben.

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