Es zählen viele Vogelarten zur Familie der Rabenvögel. Darunter neben den Kolkraben die Elstern, Dohlen, Tannenhäher, Eichelhäher und verschiedene Krähenarten. Diese Rabenvögel sind alles andere als schlechte Eltern. Ihre Jungen schlüpfen absolut nackt aus den Eiern und es ist überlebenswichtig für sie, dass sie von den Eltern gewärmt und gefüttert werden. Wären Raben also tatsächlich "Rabeneltern" im abwertenden Sinne, gäbe es keine Rabenart mehr. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Rabeneltern sind vorbildliche Eltern und kümmern sich intensiv um ihre Jungen, solange diese noch nicht flugfähig sind. Der Eindruck, dass Raben ihre Jungen vernachlässigen, entsteht immer dann, wenn die jungen Raben ihre ersten Flugversuche machen und dabei auf dem Boden landen. In das Nest kommen sie natürlich nicht mehr zurück. Für einen Beobachter, der nur kurze Zeit dem kleinen Raben zusieht, entsteht so natürlich der Eindruck, dass das Junge von den Eltern verlassen worden ist. Das ist aber nicht der Fall. Es wird weiter gefüttert und gehegt, bis es tatsächlich imstande ist, sein Futter selbst zu suchen. Der Mensch schreibt also den Raben Eigenschaften zu, die gar nicht zutreffen. Wie bei vielen anderen Tierarten auch. Ein Esel ist nicht dumm, ein Fuchs nicht schlau und der Wolf nicht böse. Aber der Rabe ist einer der intelligentesten Vögel und lernt sehr schnell, wie bereits in mehreren Studien festgestellt wurde.

Rabenmutter als Kompliment

So gesehen, ist es für jede Frau, die Rabenmutter genannt wird ein Kompliment. Eine berufstätige Mutter sollte dies auch als solches sehen und sich kein schlechtes Gewissen einreden lassen. Sie sorgt für ihre Kinder und liebt sie nicht weniger als eine sogenannte Gluckenmutter ihre Kinder liebt. Im Gegenteil, ein Kind, das nicht überfürsorglich aufwächst und schon früh den Umgang mit gleichaltrigen Kindern kennenlernt, kommt in seinem späteren Leben auch besser zurecht. Es kann in der Regel leichter auf eigenen Beinen stehen, sich besser durchsetzen und bestehende Ordnungen akzeptieren.

Woran liegt es also, dass in Deutschland berufstätige Mütter immer noch als schlechte Mütter angesehen werden? Liegt es daran, dass es zu viele Menschen gibt, die das alte Rollenbild einer Frau als "normal" ansehen? Eine Frau gehört hinter den Herd und hat sich um ihre Familie zu kümmern? Dieses Zeitalter ist aber zum Glück längst überholt! Darüber, dass mit dieser Einstellung Frauen sich eher für ihre Karriere entscheiden, als für Kinder, braucht sich dann niemand zu wundern. Welche Frau will mit der Gewissheit, dass sie als schlechte Mutter angesehen werden wird, wenn Sie mit Kind weiterarbeitet, leben? Zudem wird die Lebensführung immer teurer und eine Familie kommt kaum noch mit einem Gehalt aus. Also liebes Deutschland wundere dich nicht, wenn immer weniger Kinder geboren werden.

Widersprüche

Sogar der Gesetzgeber vertritt die Auffassung, dass Mütter mit Kindern durchaus in der Lage sind, arbeiten zu gehen. Eine alleinerziehende Mutter kann keinen oder nur noch stark reduzierten Unterhaltsanspruch geltend machen, wenn ihr Kind über drei Jahre alt ist. Es ist ihr - laut Gesetz - zuzumuten, ihren Unterhalt selbst zu verdienen. Warum dann im gemeinen Volk die Auffassung, dass eine Mutter daheimbleiben soll? Beruht die Meinung auf der Bequemlichkeit von Männern, die lieber versorgt werden wollen, als selbst im Haushalt mit anzupacken? Was sich allerdings schnell ins Gegenteil wendet, sobald es sich im Scheidungsfall um eventuelle Unterhaltsansprüche dreht. Oder gibt es einfach zu viele Frauen, die lieber nur ihre Familie versorgen und sich den Stress von Familie und Beruf nicht antun wollen? Auf der anderen Seite zahlt der Staat jetzt auch Frauen, die zu Hause bei ihrem Kind bleiben, statt es in den Kindergarten zu bringen, eine "Prämie", das Betreuungsgeld. Deutschland widerspricht sich also auch in puncto Kindererziehung wieder einmal selbst, statt die Bedingungen für berufstätige Mütter zu verbessern. Und Deutschland ist nicht nur das Land. Deutschland ist jeder Einzelne von uns.

Schaut man nach Frankreich, sieht man, dass es dort selbstverständlich ist, dass es einen großen Anteil berufstätiger Mütter gibt. Französische Frauen haben im Durchschnitt mehr Kinder und es gehen mehr von ihnen arbeiten, als in Deutschland. Dort würde auch niemand auf die Idee kommen, diese Mütter "Rabenmütter" zu nennen. Ein vergleichbarer Ausdruck ist überhaupt im Ausland unbekannt. In Frankreich steigt auch die Geburtenrate wieder, während sie in Deutschland stetig sinkt. Es gilt, je besser die Ausbildung der Frauen, umso mehr Kinder bekommen sie. Die erste Zeit nach dem Baby kann oft von zu Hause gearbeitet werden. Danach gehen die Kinder in den Kindergarten, der immer bis nachmittags geöffnet ist. Dagegen sind viele Kindergärten in Deutschland keine Ganztagseinrichtungen. Außerdem ist die Unterbringung in den deutschen Kindergärten meist recht teuer.

Also ihr lieben berufstätige "Rabenmütter", wenn euch noch einmal jemand so nennt, dann seit stolz darauf. Zum einen, weil man euch mit den intelligenten und fürsorglichen Raben vergleicht, zum anderen auf eure tolle Leistung, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. An alle anderen Leser die Bitte: Nennt nicht Frauen, die ihre Kinder tatsächlich vernachlässigen - vielleicht auch noch aus reiner Vergnügungssucht - "Rabenmütter". Denn dieses Lob haben sie nicht verdient. Diese Frauen sind einfach nur verantwortungslos, unreif und herzlos.

 

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Ajerrar, am 17.09.2014
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