Wahl zwischen Beruf oder Kind

Deutschland zählt zu den Ländern mit der niedrigsten Geburtenrate. Ein nicht geringer Anteil wird wohl daran liegen, dass der Anspruch, der heute an Mütter gestellt wird, den sie aber auch an sich selbst stellen, schier unerfüllbar zu sein scheint. Zumal viele Frauen voll im Berufsleben stehen, ob gewollt oder weil die finanzielle Situation sie dazu zwingt. Und wenn sie sich für ein Kind entscheidet, dann will sie auch für es da sein. Sie wird freiwillig viel von ihrem vorherigen Leben aufgeben, um sich voll und ganz ihrem Kind zu widmen.

Wir bekommen ein Baby

Ist es dann soweit, prasseln von allen Seiten – oftmals sich widersprechende - Ratschläge und Kritiken zur Kindererziehung ein, manchmal schon ab den ersten Schwangerschaftswochen. Gerade wenn es das erste Kind ist, nimmt die werdende Mutter gerne Ratschläge an. Ja, sie sucht sie sogar in den Fachmagazinen, denn es gibt viele Ausbildungsberufe, aber der Beruf "Mutter" steht nicht in dieser Liste. Es geht ihr genauso, wie es uns anderen Müttern auch gegangen ist, sie ist unsicher und möchte doch alles richtig machen.

Schwangerschaft, Baby (Bild: Pixabay)

Haben wir vor dreißig Jahren noch essen dürfen, was uns schmeckte und wonach es uns gelüstete, bekommt die junge Mutter von heute bereits von allen Seiten vorgeschrieben, was ab dem Zeitpunkt der Schwangerschaft tabu ist. Sie soll Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen,  um dafür zu sorgen, dass es dem ungeborenen Leben an nichts fehlt. Bereitwillig folgt sie diesen ganzen Empfehlungen. Für die Gesundheit ihres Kindes tut sie alles.

Die Umwandlung von Frau zur Mutter

BabyIst das Baby erst einmal da, dreht sich alles nur noch um das kleine Wesen. Zeit für eigene Bedürfnisse gibt es nicht mehr. Waren früher Nagelstudio, Frisör, Kosmetikstudio, Fitnessstudio und ein Hobby angesagt, steht die Zeit hierfür nicht mehr zur Verfügung. Sie möchte schließlich eine vorbildliche Mutter sein und diese Aufgabe nicht einmal zeitweise delegieren. Sie besucht Kurse in Babypflege, trifft sich mit anderen Müttern in Mutter-Kind-Gruppen. Die Gespräche drehen sich nur noch um das Baby und sein Wohlergehen. Statt einfach eine Schmusestunde mit dem Baby einzulegen, wird ein Babymassagekurs besucht. Sie will lernen, wie sie das Baby wo berühren muss, damit es ihm gut tut. Sie entwickelt sich zu einer Fachfrau in Sachen Ernährung, Umwelt und Erziehung, um alle eventuellen Gefahren von ihrem Kind fernzuhalten. Sie versucht, stets warmherzig, liebe- und verständnisvoll zu sein und ist tief betroffen und deprimiert, wenn sie feststellt, das ihr das nicht immer gelingt.

Wer ist die beste Mutter?

Ist die Zeit des Mutterschaftsurlaubs abgelaufen und sie tritt wieder - zumindest teilweise - in das Berufsleben ein, fühlt sie sich als Rabenmutter. Das schlechte Gewissen sorgt dafür, dass sie noch mehr für ihr Kind da sein, es umsorgen und beschenken will. Bleibt sie zu Hause, beschleichen sie mit der Zeit Minderwertigkeitsgefühle, die sie versucht, im Wettkampf mit den anderen Müttern, von denen auch jede die Beste sein möchte, zu bekämpfen. Das Ergebnis ist, dass das Kind mehr Spielsachen hat, als es altersgerecht nutzen kann und die schönste Markenkleidung trägt. Fängt das Kind an, eigene Wünsche zu äußern, was bereits recht früh beginnen kann, wird Mama alles dafür tun, ihm diese Wünsche zu erfüllen. Der stolze Vater wird dies auch noch unterstützen. Mit aufopferndem Einsatz, damit das Kind immer gebügelte Wäsche, frisch gekochtes Essen und ein sauberes, aufgeräumtes, königliches Kinderzimmer hat, geht sie bis an die Grenzen ihrer Möglichkeiten.

Die perfekte Erziehung gibt es nicht.

Statt ein wenig Dankbarkeit zu erhalten, werden die Wünsche und Ansprüche des Kindes mit der Zeit immer größer. Am Rande einer chronischen Erschöpfung stellt Mutter fest, dass hier irgendetwas nicht stimmen kann. Statt ein dem Leben gewachsenen Kind, hat sie einen fordernden kleinen König oder eine kleine Königin vor sich, der oder die es gewohnt ist, Mama als persönliche Dienerin zu kommandieren. Spätestens jetzt ist es angebracht, auch einmal "nein" zu sagen. Dem Kind Verantwortung zu übertragen, was natürlich altersgerecht sein muss. Ihm Grenzen aufzuzeigen und Freiräume zuzulassen. Es muss auch lernen, dass jeder seine eigenen Bedürfnisse hat, also auch die eigene Mutter und das respektieren. Wie wäre es also, sich an das Leben vor dem Kind zu erinnern und zumindest etwas davon wieder aufzunehmen?

Wer seine Kinder vor allen Entbehrungen, Schmerzen und Ungemach schützen will und jegliche Anforderungen und Prüfungen von Ihnen fernhält, verhindert, dass es in späteren Jahren in der Welt gut zurechtkommt. Nicht immer wird Mama zur Stelle sein, um das Unheil abzuwenden. Ein Kind muss für das spätere Leben vorbereitet und nicht vor ihm beschützt werden.

 Ist dein Kind klein, gib ihm Wurzel, ist dein Kind groß, verleihe ihm Flügel.

(Indisches Sprichwort)

Diesen Artikel schrieb ich als zweifache Mutter und vierfache Großmutter. Jede Ähnlichkeit mit dem wirklichen Leben wäre rein zufällig.:-)

Bildquelle: Pixabay

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Ajerrar, am 09.08.2013
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