Ist jeder, der schreibt auch ein Schriftsteller? Was muss ich können um zu dürfen, was ich tue?
Humor beginnt, wenn die Verzweiflung endetMal im Ernst - ..man muss schon drüber lachen können!
Immer wieder stosse ich - hier auf Pagewizz auch wieder, auf Ratgeber, die erklären, wie man etwas tun muss um sagen zu können, man kann es. Diese Ratgeber - so schön und sinnvoll sie auch sein mögen, vermögen es immer wieder, mich in die Verzweiflung zu treiben.
Ein gutes Beispiel sind mir gerade wieder einmal Ratgeber für gutes Schreiben, sinnvolle Abläufe von Manuskripten, Regeln zum perfekten Schreiben.
Soll ich mal ganz ehrlich sein? Ich sitze davor, lese sie....
...und verstehe nur Bahnhof
Tue ich jetzt etwas, das ich gar nicht kann?
Vorausgeschickt sei, ich schreibe seit 25 Jahren.
Wie viele andere auch, habe ich mit Gedichten angefangen, von denen ich die meisten auch heute noch in meinem Besitz habe.
Von dem ursprünglichen Gedanken, aus einem Teil meiner Texte mal ein Buch entstehen zu lassen, bin ich inzwischen weit entfernt. Und das hat weniger mit der literarischen Qualität meiner Texte zu tun, als damit, dass mir als Verlegerin inzwischen sehr klar ist, dass der Lyrikmarkt wohl der am besten bediente und am schlechtesten verkaufte ist. Und ich möchte nicht zu den Schriftstellern gehören, die der breiten Masse der Menschen angehören die "einfach mal ein Buch geschrieben haben" (nur um eines zu schreiben). Bücher die die Welt nicht braucht, gibt es mehr als genug - da muss ich nicht auch noch meinen Anteil dran haben.
Irgendwann einmal habe ich mich dann mal an etwas Grösseres gewagt.
Ich hatte den Anfang einer Geschichte im Kopf und habe drauf los geschrieben. Es brauchte über 5 Jahre und 3 Datenrettungen, bis klar war, dass es sich bei meiner Geschichte um einen Krimi handeln würde. Dieser wurde im Jahr 2009 tatsächlich "fertig" - aber nachdem der Verlag, der ihn ursprünglich publizieren wollte, das zeitliche segnete, liegt er in der Schublade.
2010 liess ich mich, inspiriert durch das Online Spiel "World of Warcraft" auf einen "Phantasy-Roman" ein. Innerhalb weniger Tage entstand etwas, das zu gross war, um eine Kurzgeschichte zu sein, und zu klein, um ein wirklich in sich abgeschlossenes Buch bilden zu können. UND - was am schlimmsten ist, was ein Ende hat, das nach einer Fortsetzung geradezu schreit. Auch dieses "Werk" würde ich derzeit niemals an einen Verlag geben - nicht, weil ich nicht glaube, dass es nicht gut ist, sondern weil ihm die Fortsetzung fehlt. MEIN Gedanke ist "was mache ich, wenn das "Buch" wirklich ankommt, und ich kann nicht nachlegen?"
Etwa zur gleichen Zeit oder wenig später begann ich, Kurzgeschichten und Kurzgeschichtenzyklen zu schreiben. Deren Handlung war und ist meist mitten aus dem Alltag inspiriert und oftmals reicht ein Satz oder ein Teil eines Gespräches aus, in meinem Kopf eine Geschichte entstehen zu lassen - und ich schreibe sie auf. Die inzwischen statt gefundenden Veröffentlichungen zeigen zumindest MIR: Ganz so falsch kann das, was ich da mache nicht sein.
Ja - und jetzt das hier.
Pagewizz.
Eine unter vielen - teilweise unter Profi-Bloggern, die ihr täglich Brot mit dem Schreiben verdienen. Die wirklich etwas können müssen, weil sie sonst verhungern.
Die andere freizügig mit Rat und Tat begleiten und völlig kostenfrei Tipps und Rezepte zum guten und besseren Schreiben posten.
Und mich damit zumindest schwer ans Nachdenken bringen....
Ich gestehe...
Zumindest DANN nicht, wenn man davon ausgeht, dass die meisten Schriftsteller irgendwann einmal an den Punkt kommen, an dem sie ihre entsprechende "Ausbildung" preisgeben.
Ich habe nie auch nur einen Schreibkurs besucht, keinen Ratgeber für gutes Schreiben gelesen, und wenn ich versuche, selbst die einfachsten Ratgebertipps auf meine Geschichten und Manuskripte anzuwenden, verzweifele ich dabei innerhalb von 5 Minuten!
Ich wende Reimschemata in meinen Gedichten an, ohne zu wissen, wie sie heissen und die Handlungsabläufe meiner Kurzgeschichten "schreiben sich selber" - sie entwickeln sich in meinem Kopf und genauso schreibe ich sie auch auf. Ich denke nicht über Spannungsbögen in meinen Handlungen nach und auch die von mir angewandten Grammatikregeln könnte ich nicht begründen. Und vermutlich werden meine längeren Texte so manchen Lektor verschleissen, denn ich selber nenne mich die Königin der Füllwörter, die nach der Meinung einiger lektorisch tätiger Menschen das Ende jeder anständigen Schreibe sind...
....aber ich schreibe weiter
Ehrlich gesagt, warte ich auf den Moment, an dem es mir gelingt, alles was ich NICHT tue zu verstehen, ohne sagen zu müssen "das brauch ich alles nicht" - denn diese Aussage wäre mir fern. ODER wirklich den Punkt zu erreichen, an dem es jemand schafft, mir glaubhaft zu versichern, dass ich auch ohne das nötige Handwerkszeug eines Schriftstellers auch nur ansatzweise je in den Händen gehalten zu haben, das richtige tue.
Und bis dahin
besiege ich meine Verzweiflung über alles was ich nicht verstehe damit, mich in dem zu üben, was ich kann.
Und wenn es nur ist, mit meinen Gedanken und deren Preisgabe andere Menschen zur Verzweiflung zu treiben *zwinker*
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Bildquelle:
Ruth Weitz
(Die 7 wichtigsten Dinge im Leben)