Die „Goldenen Zwanzigerjahre“

Oft hört man in der Geschichte Deutschlands von den "Goldenen Zwanzigerjahren". Die tiefe Verzweiflung der Menschen nach dem Ersten Weltkrieg war überwunden, es ging wieder etwas aufwärts. Die Menschen wollten nun leben, wollten sich freuen. Die Frauen hatten sich während des Krieges selbst um alles kümmern müssen, wodurch sie erheblich selbstbewusster geworden waren.

Der „Charlston“ und die „Charlston-Mode“ wurden zum Symbol für diese Zeit.

Barbara fühlte sich nach der Abfahrt ihrer Familie 1924 sehr allein in Nürnberg. Gutgläubig hatten die Eltern ihr gegen ein ansehnliches Kostgeld eine Unterkunft bei einer befreundeten Familie besorgt. Es handelte sich um eine Bäckerei, so dass sie meinten, Barbara würde es an nichts fehlen – noch dazu hatte die Familie selbst eine nur wenig jüngere Tochter.

 

Doch sehr schnell stellte sich heraus, dass die Bäckersleute  höhere Anforderungen an sie stellten. Morgens wurde Barbara früh geweckt, um vor der Schule die Brötchen auszutragen. Am Nachmittag sollte sie die kleineren Kinder beaufsichtigen oder der Bäckersfrau zur Hand gehen. Zum Lernen  fand sie kaum mehr Zeit, denn abends fiel sie todmüde ins Bett.

Erst als Barbara erfuhr, dass ihre Eltern für sie teures Kostgeld zahlten, versuchte die 15-jährige sich zur Wehr zu setzen. Schließlich wollte sie ihren Schulabschluss schaffen. Aber zunächst wollte die Bäckersfrau keineswegs einfach nachgeben, zwar musste Barbara nun nicht mehr für sie arbeiten, aber dafür wurde ihr jedes Brot und jede Kartoffel in den Mund gezählt.

 

Zu ihrem Glück kehrte Anfang des Jahres 1925 eine gute Freundin von Mutter Else nach Nürnberg zurück und war gerne bereit, Barbara bei sich aufzunehmen. Endlich hatte sie wieder eine freundliche Erwachsene an der Seite, die sich um sie kümmerte. Die Eltern waren ja weit weg.

1925 machte Barbara ihre Abschlussprüfung. Nun wollte sie Kindergärtnerin werden, deshalb musste sie in Nürnberg bleiben. Zwei Jahre lang besuchte sie das Städtische Kindergärtnerinnen-Seminar. In dieser Zeit wohnte sie weiterhin bei der Freundin ihrer Mutter und fühlte sich dort sehr wohl.

Über diesen Beruf kann man bei Derschau, 1987, S. 76 sehr anschaulich lesen:

 

"Der Beruf der Kindergärtnerin eröffnete im Rahmen der aufkeimenden Emanzipationsbestrebungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts insbesondere Frauen aus bürgerlichen Schichten eine der wenigen Möglichkeiten zur beruflichen Selbstverwirklichung...."

Barbara nach bestandener Prüfung als Kindergärtnerin 1927

Den fertigen Kindergärtnerinnen legte man ans Herz, erst einmal in einem Privathaushalt Erfahrungen zu sammeln.

 

Von Freunden hörte sie, dass ein Professor W. für Zahnheilkunde in Erlangen ein Kindermädchen für seine 3 kleinen Söhne suchte. Barbara stellte sich vor, und Frau W. fand die ernsthafte junge Dame sofort sympathisch. Die Buben Fritz, Klaus und Jürgen waren vier, drei und ein knappes Jahr alt. Frau W., eine sehr fröhliche, aufgeschlossene Frau fand ihren Kleinsten recht hässlich. Deshalb schenkte ihm Barbara sofort ihre besondere Liebe.

 

Fortsetzung folgt

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