Der japanische Garten – kunstvoll arrangierte Natürlichkeit

Wer selbst japanische Gartenkunst erleben will, braucht dafür nicht nach Japan zu fliegen. In vielen deutschen Städten gibt es japanische Gärten; einer der schönsten ist Teil des Hamburger Parks Planten un Blomen. Hier hat man in den Sommermonaten sogar Gelegenheit, einer Teezeremonie in einem original japanischen Teehaus beizuwohnen.

Aber selbst in einer mittelgroßen Stadt wie Trier ist auf dem Gelände der ehemaligen Landesgartenschau ein japanischer Garten im Miniformat zu bewundern. Auf kleinstem Raum ist alles da: flache Steine und bemooste Felsen, ein Pfad, ein Teich, ein paar Sträucher. Davor eine Bank zum Sitzen und Schauen. Japanische Gärten strahlen eine merkwürdige Harmonie aus, der sich kaum jemand entziehen kann.

Um diesen Eindruck des Natürlichen zu erreichen, wird viel Mühe investiert. Japanische Gartenkunst folgt genauen Regeln; gewisse Elemente gehören immer dazu. Vieles für westliche Gärten Typische ist dagegen verboten: gerade Wege, viereckige Beete, Überladenheit.

Japanischer Garten mit Teehaus

Japanischer Garten mit Teehaus (Bild: By Kimon Berlin, Gribeco (Own work) [CC-BY-SA-3.0)

Bonsai – Bäume im Miniaturformat

Dasselbe Prinzip der Naturnähe und Einfachheit findet man im Ikebana, der japanischen Kunst des Blumenstellens, und in der Pflege von Bonsai, kleinen Miniaturbäumen. Sie als "Bäumchen" zu bezeichnen, wäre irreführend, denn sie haben nichts Niedliches an sich. Ein Bonsai soll aussehen wie ein großer Baum: alt, knorrig, typisch in seiner Wuchsform. Er blüht im Frühjahr und wirft im Herbst die Blätter ab. Die meisten Bonsai lassen sich nicht in der Wohnung halten, denn sie brauchen zum Gedeihen den rhythmischen Wechsel der Jahreszeiten mit kalten Temperaturen im Winter und unterschiedlich langem Lichteinfall. Ausnahmen gelten nur für einige Gehölze aus tropischen Breitengraden, die ein gleichbleibend warmes Klima gewöhnt sind.

Wie kommt es, dass Bonsai so klein bleiben?

Zur Aufzucht und Pflege von Bonsai ist nicht unbedingt ein Garten erforderlich; ein Balkon reicht aus. Denn die Bäume wachsen nicht frei im Boden, sondern werden in flache Tonschalen gepflanzt, deren Aussehen sorgfältig auf den Charakter des jeweiligen Baumes abgestimmt ist. Schon das eingeschränkte Platz- und Nährstoffangebot begrenzt das Wachstum der Gehölze. Damit aus einem Baum ein Bonsai wird, reicht das aber noch nicht. Die Zweige und Wurzeln des Baumes müssen regelmäßig beschnitten werden. Besonders beim Ausdünnen der Äste zeigt sich die Gestaltungskunst des Bonsai-Gärtners, denn dadurch soll die natürliche Wuchsform der jeweiligen Baumart unterstrichen werden. Wie im Ikebana gibt es auch hier verschiedene Gestaltungsformen, die den Wuchsformen von Bäumen in der Natur nachempfunden sind.

Roter Fächerahorn (Bild: Alexander Litke / pixelio.de)

Welche Bäume eignen sich als Bonsai und woher bekommt man sie?

Fast jede Baumart lässt sich als Bonsai gestalten. Am besten geeignet sind jedoch Bäume, deren Blätter möglichst klein bleiben, denn die Blattgröße wird durch Schnittmaßnahmen nicht beeinflusst. Sehr großblättrige Bäume wie etwa Kastanien eignen sich deshalb weniger, denn als Bonsai würden sie unproportioniert wirken. Sehr beliebt sind zum Beispiel japanische Ahornarten mit feinen filigranen oder leuchtend roten Blättern. Aber auch Ulmen, Aprikosen und Zitrusbäume eignen sich gut.

Am spannendsten ist die Aufzucht von Bonsai aus Samen. Dabei hat man Gelegenheit, die Entwicklung des Baumes vom "Baby" über Kindheit und Jugend bis ins Erwachsenenalter zu verfolgen. Bis ein Baum jedoch "erwachsen" ist und sein typisches Erscheinungsbild zeigt, vergehen viele Jahre. Ein wenig abkürzen lässt sich die Sache, wenn man statt Samen Stecklinge oder Baumschulpflanzen als Ausgangsmaterial benutzt. Noch schneller geht es, wenn man in der Natur ein Bäumchen findet, das aufgrund besonderer Standortbedingungen zwerghaft klein geblieben, aber schon viele Jahre alt ist. In solchen Fällen muss jedoch stets der Besitzer um Erlaubnis zum Ausgraben des Baumes gebeten werden. Im Zweifelsfall ist das der Stadt- oder Gemeindeförster. Bevor man einen Baum von seinem natürlichen Standort entfernt, sollte man sich gründlich überlegen, ob er sich wirklich als Bonsai eignet und ob man ihm auch ein optimales Umfeld bieten kann. Denn erwachsene Bäume reagieren aufs Umpflanzen sehr empfindlich und können bei falscher Behandlung schnell eingehen.

Bonsaibäumchen (Bild: Dagmar Ronczka / pixelio.de)

Zum Lesen, Lernen ...

Wer tiefer in die Materie einsteigen will, findet eine Fülle von Fachbüchern.

... und Diskutieren

In Bonsaiforen bietet sich Gelegenheit, mit Gleichgesinnten Erfahrungen auszutauschen. Dort erhält man auch Ratschläge und Antworten auf viele Fragen:

Viel Spaß und Erfolg beim Ausprobieren!

Federspiel, am 16.10.2011
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Bildquelle:
Adriano (Die japanische Teezeremonie - einer der Wege des Zen-Buddhismus)

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