Jeanne d'Arc und ihre Visionen

Ihre ersten Visionen hatte die spätere Heilige als junges Mädchen von 13 Jahren. In diesen wurde ihr von der Heiligen Katharina, dem Erzengel Michael und der Heiligen Margareta ihre Bestimmung und ihr Auftrag offenbart. Sie sollte Frankreich von der englischen Herrschaft befreien, indem sie dem rechtmäßigen französischen Thronfolger - dem Dauphin - zu seinem Recht verhalf.

Sie überzeugte den Stadtkommandanten von der Reinheit ihrer Absichten und erhielt von ihm ein Empfehlungsschreiben, welches ihr den Zutritt zum französischen Dauphin ermöglichte. Dieser prüfte Jeanne d'Arc noch einmal im Hinblick auf ihre Glaubwürdigkeit und Geisteshaltung. Nachdem sie alle diese Prüfungen gemeistert hatte, stellte ihr der Dauphin eine Rüstung zur Verfügung und gab ihr einige Soldaten als Weggefährten mit. Mit ihrer kleinen Einheit führte sie ihren ersten Befehl aus: einen Proviantzug nach Orléans zu bringen. Durch ihren Erfolg wurden die dortigen Truppen motiviert und waren bereit, einen weiteren Angriff gegen die Engländer zu wagen. Jeanne d'Arc führte sie dabei an und auch, als sie verletzt wurde, kämpfte sie weiter. Ihr Verhalten motivierte ihre Truppen noch weiter und steigerte ihren Kampfgeist und ihren Siegeswillen, was die Engländer bald von der aussichtslos gewordenen Region abrücken ließ.

Jeanne d'Arcs Festnahme

Nachdem unter der Führung von Jeanne d'Arc weitere Burgen von den englischen Eindringlingen befreit werden konnten, kam es am 17.7.1429 zur Krönung des Dauphins als Karl VII zum Herrscher über Frankreich, genauso, wie es Jeanne d'Arc vorhergesagt hatte. Ihr Ruhm und ihr Ansehen befand sich zu dieser Zeit auf dem Höhepunkt. Unter den Beratern Karls VII schwand ihr Einfluss langsam aber sicher. Ihr wurde zwar gewährt, nach Paris vordringen zu dürfen, um dort noch die restlichen Engländer zu vertreiben, aber als sie mit ihrer Mission keinen Erfolg hatte, wandte sich Karl VII mehr und mehr von ihr ab. Sie wagte einen weiteren Vorstoß, um Paris zu befreien und wurde von Johann von Luxemburg gefangen genommen, welcher sie an die mit den Engländern verbundenen Burgunder auslieferte. Nach sieben Monaten verkaufte sie der Herzog von Burgund an den Herzog von Bedford. Die Burg Bouvreuil war der Hauptsitz der Engländer in Frankreich und genau dorthin brachte man Jeanne d'Arc und hielt sie dort weitere fünf Monate im Turm gefangen. Die katholische Gerichtsbarkeit warf ihr Aberglauben, Ketzerei und Irrlehren vor. In einem dreimonatigen Prozess wurde sie in etlichen Anklagepunkten schuldig gesprochen, zum Beispiel: Mord, weil sie nicht als Soldat anerkannt war und das Töten auf dem Schlachtfeld somit als Mord galt - Dämonenanbetung, weil sie vor den Heiligen aus ihren Visionen niederkniete - Hexerei, weil sie bestimmte Hexenkräuter wie die Alraune benutzte.

Die Verurteilung der Jungfrau von Orleans

Die Urteilsverkündung lief auf den Tod auf dem Scheiterhaufen hinaus, wenn Jeanne d'Arc ihre Verfehlungen nicht revidierte. Sie schwor zunächst ihren Überzeugungen ab und wurde daraufhin aus der Religionsgemeinschaft exkommuniziert und ihr eine lebenslange Haftstrafe auferlegt. Den Engländern war dieses Ergebnis allerdings zuwenig, denn sie konnten ihren Feind Karl VII nur bezwingen, wenn sie ihn als Unterstützer einer Ketzerin brandmarken konnten. Also mussten sie dafür sorgen, dass Jeanne d'Arc ein weiterer Prozess gemacht wurde. Jeanne d'Arc wurden ihre Kleider weggenommen und stattdessen Männerkleider gegeben. Zum Schutz vor körperlichen Übergriffen war sie gezwungen, diese anzuziehen, was ihr dann den Vorwurf einbrachte, rückfällig geworden zu sein. Der folgende Prozess währte gerade einmal vier Tage und endete mit dem Urteil, dass Jeanne d'Arc auf dem Marktplatz von Rouen am 30.5.1431 als Ketzerin verbrannt werden sollte.

Jeanne d'Arc als Mythos, Heilige und Heldin

In einem Rehabilitationsprozess, der von ihrer Mutter angestrengt wurde, wurde Jeanne d'Arc am 7.7.1456 vollständig rehabilitiert. 1909 wurde sie von Papst Pius X selig gesprochen, die Heiligsprechung erfolgte 1920 durch Papst Benedikt XV.

Ab dem 19. Jahrhundert findet das Motiv des Bauernmädchens immer wieder Eingang in literarische, musikalische oder filmische Werke. Die wohl bekanntesten Darstellungen sind Die Jungfrau von Orleans von Friedrich Schiller, der Film Johanna von Orleans mit Ingrid Bergmann in der Hauptrolle und der Oper Giovanna d'Arco von Guiseppe Verdi.

 

Sonja, am 28.07.2013
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Bildquelle:
Eigenes (Hildegard von Bingen und ihre Rezepte mit Esskastanien)
Barbara Lechner-Chileshe (Warum gibt es unterschiedliche Haut- und Augenfarben?)

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