Die Statistik

2012 kamen knapp 32% der Kinder in Deutschland durch Kaiserschnitt (Sectio) zur Welt. Das heißt, dass jedes dritte Kind nicht auf natürlichem Wege geboren wurde. Die Zahl der Kaiserschnitte nimmt stetig zu. Erstaunlicherweise gibt es innerhalb Deutschlands regionale Unterschiede, was die Zahl der Kaiserschnitte betrifft. In Ostdeutschland kommen mehr Kinder auf normalem Wege zur Welt, als in Westdeutschland oder Süddeutschland. Während in Thüringen und Sachsen am wenigsten zum Skalpell gegriffen wird, ist die Zahl der Schnittgeburten in Bayern und Rheinland-Pfalz dagegen sehr hoch.

Die Gründe für einen Kaiserschnitt

Warum es diese regionalen Unterschiede gibt? Ein möglicher Grund liegt im Alter der werdenden Mütter. Während im Osten Deutschlands Erstgebärende durchschnittlich 27 Jahre alt sind, sind sie im Westen oder Süden im Durchschnitt 29 Jahre alt. Das Alter ist jedoch lediglich ein möglicher Grund. Eine Sectio kann heute viele Hintergründe haben. Nicht immer ist es die medizinische Notwendigkeit.

Steigendes Alter werdender Mütter

Nicht nur regional, sonder auch überregional geht der Trend immer weiter zu spät gebärenden Erstmüttern. Während in den 70er Jahren die Frauen im Alter um die 25 ihr erstes Kind bekamen, sind sie heute fast 30 Jahre alt. Mit zunehmendem Alter der Mütter steigt die Zahl der Risikoschwangerschaften. Eine Risikoschwangerschaft endet nicht selten mit einer Geburt im Operationssaal. 

Steigendes Gewicht und steigende Größe der Säuglinge

Ein weiterer Trend ist das stetig zunehmende Gewicht und die Größe der Neugeborenen. Auch der Kopfumfang der Kinder nimmt zu, was die Geburten erschwert. Während ein männlicher Säugling vor der Jahrtausendwende ein durchschnittliches Gewicht von 3500 g hatte (Mädchen um die 3000 g), so sind Babys mit einem Geburtsgewicht von 4000 g heute nicht selten. Die Ursachen dafür liegen in der Ernährung der Mutter. Kalorienreiche Nahrung im Überfluss führt zu kräftigen Kindern. Auch Komplikationen wie Schwangerschaftsdiabetes sind nicht selten auf die Ernährung der Mutter zurückzuführen.

Angst der Mütter

Nicht immer besteht die medizinische Notwendigkeit eines Kaiserschnittes aufgrund der Größe des Kindes. Ärzte und Hebammen raten bei großen und schweren Kindern den Müttern jedoch oft zum Kaiserschnitt. Sie schüren die Angst der Mütter vor einer schweren Geburt. Dass eine Geburt in den seltensten Fällen wirklich leicht ist, wird dabei vergessen. Der Kaiserschnitt wird für Ärzte und Eltern zum "sicheren" Weg, um mögliche Komplikationen während der Geburt zu vermeiden.

Verschiedene Ängste werdender Mütter führen immer häufiger auch zum Wunschkaiserschnitt. Die Angst vor Blasenschwäche oder Inkontinenz als Folge der Geburt. Der Kaiserschnitt ist nicht immer die Lösung, um Beckenbodenprobleme zu vermeiden. Schon die Schwangerschaft ist eine Belastung für die Beckenbodenmuskulatur. Viele Frauen haben aber auch Angst vor der Geburt als solche - Angst vor dem Schmerz. 

Angst der Ärzte

Häufig ist auch die Angst der Ärzte Ursache für einen Kaiserschnitt. Das Personal in den Krankenhäusern ist knapp, die Geburtshilfe schlecht bezahlt. Natürliche Geburten dauern lange. Eine intensive Betreuung der werdenden Mütter ist oft nicht gewährleistet. Bei möglichen Anzeichen von Komplikationen raten die Mediziner schnell zum Kaiserschnitt. Ärzte haben bei der Geburt im OP mittlerweile mehr Erfahrung, als im Kreißsaal. Hebammen, die sich während der gesamten Geburt um die Schwangeren kümmern, gibt es leider viel zu wenige. Letztendlich ist die Angst von Hebammen und Ärzten vor den rechtlichen Folgen einer Geburt mit Komplikationen und möglichen Schäden unglaublich groß. Der Kaiserschnitt ist rechtlich gesehen der "sichere" Weg. Auf diesem werden Kinder schnell und sicher auf die Welt geholt.

Das liebe Geld

Nicht unerheblich ist leider auch der Kostenfaktor. Während eine normale Geburt den Kliniken lediglich um die 1500 Euro einbringt, bekommen sie für einen Kaiserschnitt fast 3000 Euro. Bedenkt man weiterhin, dass ein Kreißsaal durch eine normal Gebärende über Stunden besetzt ist, so kann ein Krankenhaus in dieser Zeit im Operationssaal ein Vielfaches an Geld einnehmen.

Die Not-Sectio

Treten im Laufe einer Geburt Komplikationen auf, ist der Notkaiserschnitt der schnellste und sicherste Weg, Kinder auf die Welt zu holen. Wann eine Not-Sectio notwendig ist, können werdende Eltern nicht entscheiden. Sobald Komplikationen im Laufe einer Geburt auftreten, müssen werdende Mütter und Väter den Medizinern vertrauen. Diskussionen und Erklärungen sind in diesem Fall nicht möglich - nun zählt jede Minute. Oft hat der ungeplante Notausstieg jedoch für Mütter einen traurigen Beigeschmack. Warum, wieso, weshalb? Und war es wirklich nötig? Suchen Sie das Gespräch mit dem Arzt und lassen Sie sich die Gründe erklären. Wenn es medizinisch wirklich notwendig war, werden Kaiserschnittmütter ihre Antworten und damit ihren Seelenfrieden bekommen. Wenn nicht, bleibt nur zu hoffen, dass die Angst des Arztes vor möglichen rechtlichen Folgen die Ursache für den Griff zum Skalpell war und nicht die leeren Kassen der Klinik.

Die Gründe gegen einen Kaiserschnitt

Auch wenn es viele Gründe für einen Kaiserschnitt geben mag, sofern nicht tatsächlich eine medizinische Notwendigkeit vorliegt, sollte man (bzw. Frau) den normalen Weg wählen.

Die Wehentätigkeit ist für die Entwicklung der Kinder nicht unerheblich ist. Kaiserschnitte - sofern es sich nicht um Notkaiserschnitte handelt - werden terminlich abgestimmt. Dieser Termin liegt in den meisten Fällen vor dem errechneten Geburtstermin. Ob die Kinder zu diesem Zeitpunkt tatsächlich "fertig entwickelt" sind, weiß niemand. Die Kinder erfahren durch diese Geburt auch nicht eine einzige Wehe. Wehen sind jedoch ein wichtiges Zeichen für das Kind, sich auf das Leben außerhalb des Mutterleibes vorzubereiten. Es werden Stresshormone freigesetzt, die für die Anpassung an die Außenwelt notwendig sind. Im Geburtskanal wird die Flüssigkeit aus den Lungen des Kindes gepresst, um die Lungentätigkeit zu erhöhen. Auch kommen die Säuglinge mit Bakterien der Mutter in Kontakt, wodurch ihr Immunsystem angeregt wird. Verschiedene Studien haben zudem gezeigt, dass das Risiko von Atemwegserkrankungen und Asthma bei Kaiserschnittkindern erhöht ist. 

Auch für die Mutter ist ein Kaiserschnitt nicht immer komplikationsloser als eine normale Geburt. Manche Frau hat mit der Kaiserschnittnarbe lange zu kämpfen - körperlich und seelisch.

Medizinische Notwendigkeit im Graubereich - Mehrlingsgeburten und Beckenendlage

Bei einigen Schwangerschaften ist die medizinische Notwendigkeit einer Kaiserschnittgeburt nicht ganz eindeutig.

Mehrlingsgeburten erfolgen heute in den meisten Fällen per Kaiserschnitt. Dabei ist das nicht zwangsläufig notwendig. Nach einer komplikationslosen Schwangerschaft ist auch die Geburt von 2 Kindern auf normalem Wege durchaus möglich. Dabei sollte der Schwangeren jedoch ein erfahrenes Team aus Hebammen und Ärzten zur Verfügung stehen. 

Auch Kinder, die sich vor der Geburt nicht gedreht haben und falsch im Geburtskanal liegen (Beckenendlage), werden heute überwiegend per Kaiserschnitt auf die Welt geholt. Dabei ist die Geburt mit dem Po voran nicht unmöglich. Doch auch in diesem Fall ist die Erfahrung der Hebammen essentiell.

Aus Angst vor möglichen Kompikationen finden Geburten von Mehrlingen und Kindern in Beckenendlage in der Regel jedoch im OP statt. Das führt widerrum zu immer weniger Erfahrung mit natürlichen Geburten. Die Folge ist wieder der Kaiserschnitt. Der Trend ist leider eindeutig.

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