Blut geleckt

Es gibt wohl kaum einen Menschen, der nicht wenigstens einmal menschliches Blut geleckt hat. Kinder tun es schon aus Neugier, um zu wissen, wie es schmeckt. Beim übermütigen Herumtoben kommt es schon einmal zu Stürzen. Schnell sind Knie oder Ellbogen aufgeschlagen. Blut sickert aus der Wunde. Spucke hilft sofort, lautet eine alte Weisheit. Der Finger wird mit Speichel benetzt, um diesen auf der Schürfwunde zu verteilen. Manchmal muss das Prozedere wiederholt werden. So lässt es sich also nicht vermeiden, dass Blut in den Mund gelangt.

Nasenbluten ist für manche Kinder eine faszinierende Sache. Wenn die Nase plötzlich anfängt zu bluten, kein Taschentuch griffbereit ist, ist die Versuchung groß. Schnell wird da die Zunge herausgestreckt, das Blut aufgefangen und hinuntergeschluckt.

Wie ist das bei Schnittwunden? Diesbezüglich hat doch kaum jemand Skrupel, den blutenden Finger in den Mund zu stecken. Dies passiert mitunter reflexartig. Also kann man sagen: Blut geleckt hat jeder schon einmal!

Rinderblut als Grundnahrungsmittel

In "reichen" Ländern kann sich kaum jemand vorstellen, dass es auf dem Erdball tatsächlich noch Völker gibt, in denen Nahrung Mangelware ist. Obwohl in den Medien des Öfteren darüber informiert wird, wie arm die Menschen in Entwicklungsländern sind. Aber dass sie aus Mangel an Nahrungsmittel ihre Rinder bluten lassen, um deren Lebenssaft zu konsumieren, ist jenseits der Vorstellungskraft.

In Afrika gibt es einen Volksstamm, bei dem Blut als Nahrungsquelle eine wichtige Rolle spielt. Die Massai gelten als eines der gesündesten Naturvölker. Das Hauptnahrungsmittel des Hirtenstammes ist eine Flüssigkeit - saroi genannt - die aus Milch und Rinderblut hergestellt wird. Um an das frische Blut aus der Halsschlagader des Tieres zu kommen, wird es von den Massai festgehalten. Mit einer Pfeilspitze wird die angeschwollene Halsvene des Rindes angeritzt, bis Blut fließt. Nachdem 2 bis 3 Liter des Rinderblutes in ein Gefäß geflossen sind, wird die Wunde des Tieres verbunden. In der ostafrikanischen Volksgruppe wird das frisch "gezapfte" Tierblut zu zeremoniellen Anlässen getrunken.

Wenn es ums Überleben geht

Es gibt Situationen, in denen Menschen, um zu überleben, nicht nur den eigenen Urin trinken (der überdies gesund sein soll), sondern sogar Schlangenblut.

Ohne Essen kann ein Mensch lange Zeit auskommen, ohne reichlich Flüssigkeit jedoch nicht. Es kam schon vor, dass sich Leute aus der Not heraus selbst Wunden zugefügt haben, um das eigene Blut zu trinken.

 

Soldaten trinken Kobra-Blut

Blutdurst

Blut symbolisiert Vitalität und Lebenskraft. Deswegen haben es die blutsaugenden Nachtgestalten zum Fressen gern. Aus zahlreichen Büchern und Verfilmungen ist bekannt, dass Vampire sich von Menschenblut ernähren. Die wiederbelebten Toten, die das Sonnenlicht fürchten, im Spiegel nicht sichtbar sind, und den "Energieträger" Menschenblut für sich beanspruchen, um weiter existieren zu können, sind jedoch nur Fantasiegestalten.

Allerdings ist die Faszination so groß, dass es wirklich Menschen gibt, die den frei erfundenen Geschöpfen der Nacht nacheifern. Reallife-Vampire nennen sie sich. Der Gedanke, dass es mitten unter uns menschliche Wesen gibt, die Kehlen zerbeißen, um den roten Powersaft zu trinken, verunsichert viele Leute. Ist der Blutdurst der Echtwelt-Vampire unstillbar? Stellen die Blutsauger in Menschengestalt eine ernste Gefahr dar?

Es ist nicht so, dass die modernen Vampire zwangsläufig nur in der Gothik-Szene zu finden sind, sich ausschließlich von Menschenblut ernähren und dafür über Leichen gehen. Ihren "Blutdurst", um es so zu nennen, stillen sie auf ganz unterschiedliche Weise. Einige nehmen sich selbst Blut mittels einer Kanüle ab, so wie es in Kliniken beim Blutziehen üblich ist, und trinken es. Manche mischen einige Tropfen Eigenblut unter den Met - eine Art Honigwein - um es zu genießen.

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Sie sind nicht unbedingt schwarz gekleidet, laufen mit weiß getünchten Gesichtern umher, mit blutunterlaufenen Augen und hören düstere Musik. Es gibt ebenso Real-Life-Vampire, die auf Mittelalter-Gedudel stehen, Baumwollbekleidung bevorzugen oder den viktorianischen Kleidungsstil. Andere sind auf Lack und Leder spezialisiert und deswegen noch längst nicht sadomasochistisch veranlagt. Sie töten weder aus Lust einen Menschen, um dessen Blut zu trinken, noch sind alle von ihnen krankhaft gestört und ein Fall für den Psychiater.

Wer mehr über die "Vampire unter uns" erfahren möchte, sollte die Bücher von Mark Benecke lesen. Der Kölner Kriminalbiologe hat den Reallife-Vampirismus erforscht, exakt recherchiert und mit einigen Neuzeit-Vampiren Gespräche geführt. Sehr aufschlussreich ist überdies das Interview mit Mark Benecke, was auf der Internetseite Dradio.de zu finden ist.

Blutsuppe

Die Frage, ob man Blut trinken kann, ist nun geklärt. Wer wissen möchte, ob Blut nach Eisen schmeckt oder eher süßlich, muss es halt probieren. Vielleicht in Form einer Blutsuppe? Zugegeben, es hört sich nicht sonderlich lecker an, doch im 6. Jahrhundert v. Chr. gehörte die sogenannte "Schwarze Suppe" zu den Hauptgerichten der Spartiaten (männliche Vollbürger Spartas). Die Blutsuppe war ein typisches Soldatengericht im antiken Griechenland, was neben gewürztem Schweinefleisch auch Schweinblut enthielt, mit Salz und Essig abgeschmeckt wurde.

Jahrhunderte später feierte diese Suppe in abgewandelter Form ihr Comeback. Genau genommen in der Kriegs- und Nachkriegszeit, unter dem Namen Schwarzsauer. Diesbezüglich handelt es sich nicht um den schwarzen, ziemlich undurchsichtigen, nach Lakritz schmeckenden Likör mit dem Namen "Schwarze Sau". Sondern um ein traditionelles Gericht, was damals in einigen Teilen Deutschlands aufgetischt wurde. In dem Fall leitet sich der Name vom Schweineblut ab, welches durch die Zugabe von Essigsud gerinnt und somit eine schwarze Farbe erhält.

 

Dem "Arme-Leute-Essen" wurden jedoch noch Schweineschwarten und Fleischreste hinzugefügt - im Prinzip alles, was sich am Tag der Schlachtung nicht für die Wurst- und Frischfleischherstellung verwerten ließ.

Für den Sud wurde Essigwasser mit Wurzelgemüse, Zwiebeln, Nelken, Pfefferkörnern, Lorbeer, Salz und Zucker aufgekocht. Schwarzsauer von Gänseklein oder Entenklein gab es vorzugsweise in Ostfriesland, Ostpreußen und Pommern. Kartoffeln oder Klöße vervollständigten die Mahlzeit.

 

Schwarzsauer
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Schmackhafte Blutgerichte

Tierblut schmeckt nicht nur in der Suppe gut. Allerdings ist nicht jeder Mensch scharf auf Blutsuppe oder Schwarzsauer. Rote Grützwurst (Blutwurst) - in meinem Heimatland Sachsen als Tiegelwurst bekannt - besteht aus Fleisch und frischem Schweinblut. Im Tiegel angebraten, mit Speck und Zwiebeln, gereicht mit Kartoffeln und Sauerkraut, ist rote Grützwurst sehr schmackhaft. Weil die ganze Sache jedoch etwas merkwürdig anmutet, wird das Gericht allgemein auch als "Verkehrsunfall" oder "Tote Oma" bezeichnet. Was komisch aussieht, kann jedoch sehr gut schmecken.

In diesem Sinne: Guten Appetit!

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KreativeSchreibfee, am 06.11.2013
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Bildquelle:
Bilddesign Kerstin Schuster (Blut im Stuhl - Welche Ursache hat blutiger Stuhlgang?)
Kerstin Schuster (Weihnachten Dresden besinnlich - Die schoenste Weihnachtsstadt Europas)

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