Karl Drais: Die zahlreichen Erfindungen eines verkannten Genies
Wie ein als glücklos geltender Erfinder das Verkehrswesen revolutionierteDas bewegte Leben des Freiherrn von Drais
Der am 29. 04. 1785 in Karlsruhe geborene Karl Friedrich Christian Ludwig Freiherr von Drais gehörte dem adligen Beamtentum an. Nach dem Abschluss der Realschule im Jahr 1800 erlernte er an einer privaten Schule das höhere Forstfach und absolvierte dieses "vorzüglich". Die Ausbildung ging auf eine Anordnung des badischen Markgrafen zurück, welcher sein Taufpate war. Anschließend studierte der Freiherr jedoch noch Baukunst, Physik und Mathematik, ehe er als Inspektor schließlich doch in den badischen Forstdienst eintrat. Da er sich dabei allerdings vorrangig den technischen Problemen seines Berufes widmete, suchte der junge Mann 1811 schließlich erfolgreich um eine unbefristete Freistellung vom Staatsdienst unter Beibehaltung der Bezüge nach. In Mannheim und Karlsruhe widmete er sich fortan seiner Erfinderleidenschaft und errang teilweise internationale Anerkennung. Der badische Großherzog ernannte ihn zum Professor der Mechanik inklusive entsprechender Pensionsgelder. Zwischen 1822 und 1827 hielt sich der Erfinder zudem als Landvermesser in Brasilien auf.
Feinde schuf sich der Freiherr von Drais zunehmend durch seine politischen Ansichten, da er trotz adliger Herkunft demokratisches Gedankengut hegte. 1838 kam es sogar zu einem Mordversuch. Als Sympathisant der gescheiterten Revolution von 1848/49 legte Karl Drais schließlich öffentlich seinen Adelstitel ab. Daraufhin wurde er enteignet und von Gegnern verprügelt. Seine Pension wurde "zur Begleichung der Revolutionskosten" gepfändet. Zudem versuchte man, den Erfinder wegen psychischer Erkrankung zu entmündigen. Finanziell und gesellschaftlich nahezu ruiniert, starb der geniale Tüftler am 10. Dezember 1851 in seiner Geburtsstadt Karlsruhe.
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Karl Drais und seine Fahrmaschinen
Freiherr von Drais begann seine Erfinderlaufbahn in unruhigen Zeiten. 1812/13 erhob sich Europa gegen den Diktator Napoleon. Begleitet wurden die kriegerischen Auseinandersetzungen durch eine Folge von Missernten. Der Sommer 1816 brachte aufgrund eines indonesischen Vulkanausbruchs im Jahr zuvor sogar Schneefälle mit sich. Eine Hungersnot brach aus. Pferde konnten nicht mehr gefüttert werden und wurde geschlachtet.
In dieser Notlage erfand Drais 1813 und 1814 zwei sogenannte Fahrmaschinen. Mittels einer mechanischen Vorrichtung ließen sich diese Geräte per Muskelkraft antreiben. Pferde waren somit nicht mehr erforderlich. Mit einer dieser Fahrmaschinen begab sich der Tüftler sogar zum Wiener Kongress, um den dort anwesenden Diplomaten und Herrschern seine Erfindung zu präsentieren.
Den Hungerjahren zwischen 1812 und 1817 geschuldet war auch eine weitere verkehrstechnische Entwicklung. Drais erfand 1817 die sogenannte Laufmaschine, quasi eine Vorstufe des Fahrrads. Das zweirädrige Holzgefährt besaß keine Pedale. Es wurde mit den Füßen weiterbewegt. Ähnliche Erfindungen hatte es bereits in früheren Zeiten gegeben. Die eigentliche Neuerung an diesem "Laufrad" jedoch bestand in dem lenkbaren Vorderrad. In seiner Heimat wurde Drais für diese Erfindung teilweise belächelt und verspottet. Das Modell fand dennoch kurzzeitig Nutzer, Bewunderer und Nachahmer in der ganzen Welt. Doch als die Zeit der Missernten vorüberging, setzte sich wieder die Pferdenutzung durch. Die sogenannten Draisinen-Reiter gerieten dagegen in die Kritik, da sie in Städten statt der ausgefahrenen Straßen die glatten Gehwege nutzten und so eine Gefahr für Fußgänger darstellten (Wie sich die Geschichte doch heute wiederholt...). In Deutschland, England, Indien und den USA wurden die Laufräder daraufhin sogar verboten.
Der zweiten bekannten Erfindung des Freiherrn war jedoch ein längerer Erfolg beschieden. Zu Beginn der 1840er Jahre testete Drais ein muskelkraftbetriebenes Schienenfahrzeug, aus welchem die allseits bekannte Draisine entstand. Ähnliche Geräte finden in einigen Teilen der Welt selbst heute noch gelegentliche Anwendung.
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Was Freiherr von Drais außerdem erfand
Weniger bekannt sind hingegen die anderen kuriosen Einfälle des Erfinders. So konstruierte er unter anderem einen Notenschreiber, der am Klavier gespielte Noten codiert auf Papier übertrug. Der Freiherr entwickelte auch eine Art Stenografie-Schreibmaschine mit 16 Buchstaben und versah sie im Gegensatz zu den Modellen früherer Erfinder erstmals mit Typenhebeln. Zu den Erfindungen des genialen Denkers zählen außerdem ein Dampfkochtopf, eine Diamantenschätzskala, ein Tauchgerät sowie ein Periskop.
Finanziell profitierte Karl Drais von seinen Ideen übrigens nicht. Da der freigestellte Staatsdiener Beamtensold erhielt, unterlag er dem strikten Verbot jeglichen Nebenerwerbs.