Kartoffeln selbst anbauen - so einfach geht's
Hierzulande mögen die Menschen die Kartoffelknollen, doch leider gibt es immer weniger Kartoffelbauern und die Qualität der Supermarktkartoffeln lässt oft zu wünschen übrig ...Die richtige Sorte für die Setzknollen finden
Bevor ich mich für den Versuch des Kartoffelanbaus entschied, habe ich mich mit anderen Hobbygärtnern und Nachbarn ausgetauscht. Mir wurde davon abgeraten, da sich der Ertrag angeblich nicht lohne. Zudem müsse ich darauf achten, eine gute Sorte zu finden, die sich auch als Setzknolle eignet. Doch derartiger Widerstand fordert mich oft erst recht heraus - ähnlich wie es König Charles III. in seinem Garten rund um seinen Landsitz Highgrove ging. Er ließ sich auch nicht beirren, obwohl die Presse in England und im Rest der Welt übel über den Bio-Bauern Charles herzog.
Also fand ich heraus, das sich vor allem die alten Kartoffelsorten als Setzknollen oder Setzkartoffeln eignen. Und wie es der Zufall dann offensichtlich so wollte, fand ich in einem Supermarkt von REWE Setzkartoffeln der Marke 'Linda' direkt in meiner Augenhöhe am Aufsteller des Saatgutes. Pro Tüte 3 Setzkartoffeln. Na, wenn das kein Wink mit dem Zaunpfahl (bzw. der Kartoffelknolle) war, dann weiß ich es auch nicht. Also gekauft.
Mein erster Versuch, Kartoffeln selbst 'anzubauen', fand in einem dieser aus drei Teilen bestehenden und stapelbaren Kartoffeltürme (man kann sie auch für Erdbeeren einsetzen oder zweckentfremden!) statt. Doch Kartoffeln brauchen viele Nährstoffe, sodass die Erde in diesen 'Etagen', in die jeweils drei Setzkartoffeln eingepflanzt werden, schnell zu wenig Nährstoffe hatte. Auch ein Nachfüllen mit Kompost brachte kaum Besserung. Ergebnis: Die Kartoffeln waren nur klein bis mittelgroß und der Ertrag aus dem gesamten Turm brachte nur ca. ein Kilogramm.
Die nächste Generation Setzkartoffeln
Von diesem ersten kleinen Ernteerfolg legte ich mir nun die doppelte Menge, nämlich sechs, Setzkartoffeln an einem dunklen, kühlen Ort zur Seite, sodass sie im Frühjahr keimen und zu neuen Setzkartoffeln werden konnten.
Im nächsten Jahr entschied ich mich dafür, diesen Kartoffelturm ins Gewächshaus zu stellen. Dort wucherten die Pflanzen förmlich, sodass ich mich gezwungen sah sie zurückzuschneiden, was man (laut Internet) nicht tun soll - die Pflanzen überlebten dennoch und wuchsen sogar weiter.
Mir war schnell klar, dass das Grün damit sehr viel Energie beansprucht. Deshalb entschied ich mich dafür, die kräftigsten Pflanzen aus dem Turm ins neu angelegte Gemüsebeet umzupflanzen (umpflanzen soll man laut Internet auch nicht tun, aber es funktioniert). Allerdings lag der Ertrag am Ende des Sommers trotz all der Mühe bei nur knapp 2 Kilogramm. Dennoch war dies eine hundertprozentige Steigerung und somit ein Erfolg. Die Knollen waren allerdings im Boden kleiner geblieben als die im Kartoffelturm, da wir hier - trotz Zugabe von Komposterde - eher sandigen Boden haben.
Vorbereitungen des Kartoffelbeetes
Im Herbst 2022 entschloss ich mich dafür eines dieser Palettenhochbeete, die ich bisher nur für Kräuter nutzte, für die Kartoffeln vorzubereiten. Schließlich brauchten die frisch gekeimten Linda-Setzkartoffeln der zweiten Generation guten Boden und mehr Platz als in dem blöden Turm. Also füllte ich das Beet (ich setzte zwei der Rahmen übereinander) mit Laub und der restlichen Komposterde des Jahres auf und ließ es bis zum Frühjahr völlig in Ruhe. Mehr brauchte ich nicht zu tun und ...
... das war offensichtlich eine gute Idee, denn so kamen mir viele kleine Helferlein in Form von Regenwürmern, Käfer-Larven und anderen Insekten im Winter zu Hilfe. Sie zersetzten das Laub und als ich die Erde im März kontrollierte, war sie zu allerfeinstem Humus geworden - ein echtes Geschenk der Natur oder der Erde, für das ich immer wieder sehr dankbar bin, denn mehr Vorbereitung als die Erde im Hochbeet einmal durchzuhacken und umzuwenden benötigte es nicht.
Anschließend die Setzkartoffeln über das Beet verteilt erst einmal oben auf legen. So kann man den optimalen Abstand von Pflanze zu Pflanze besser überblicken. Dann einfach tief einsetzen, möglichst ohne die bereits gewachsenen Triebe zu beschädigen.
Die Setzkartoffeln treiben früh - also einfach Nerven behalten!
Auch in diesem Jahr haben meine inzwischen 12 Setzkartoffeln im Winterlager früh ausgetrieben. Sie stammen nun von zwei unterschiedlichen Kartoffelsorten - ein Test, um herauszufinden welche Unterschiede es vielleicht gibt. Die ersten Triebe zeigten sich schon Ende Januar, doch da muss man einfach Nerven behalten und die Knollen vielleicht an einen noch dunkleren oder kühleren Ort bringen.
Einige Triebe zeigten bereits etwas Grün an ihren Spitzen, deshalb wurde es Zeit sie ins Beet zu setzen. Dennoch sollten die grünen Triebe jetzt (fast Mitte März) mit unter die Erde. Also: Die Knollen schön tief einsetzen, denn die warme Erde schützt tief unten besser vor eventuell bis spät in den März auftretendem Frost, der meist nur die oberen Erdschichten betrifft.
Pflege und Versorgung der Kartoffelpflanzen
Kartoffelpflanzen wachsen relativ hoch und entfalten sich dabei in alle Richtungen. Meine hingen weit über den Rand meines Hochbeetes. Dabei bildeten die Pflanzen seltsame grüne Fruchtstände, die man ignorieren muss und NIEMALS essen darf, denn sie sind giftig. Aus demselben Grunde dürfen sie nicht auf dem Kompost entsorgt werden - also einfach in die schwarze Mülltonne. NICHT in die Biotonne, denn auch aus diesem Material stellen die Abfallentsorger Komposterede her.
Die fast schon wuchernden Blätter der Kartoffelpflanzen sollte man einfach wachsen lassen - aber das Grün von klein auf anhäufeln, damit nichts abbricht. Die großen Blätter bedecken die Erde und halten diese frei von Unkraut und feucht genug, deshalb können sie ruhig wachsen wie sie wollen.
Aber: bitte nur mäßig gießen - und niemals über die Blätter, sondern direkt auf die Erde. Begründung: die Kartoffelpflanzen mögen nur wenig Wasser. Gelegentlicher Nieselregen ist okay, aber bei Starkregen oder generell zu viel Wasserzufuhr entsteht die sogenannte 'Kartoffelfäule'. Diese ist eine Pilzkrankheit, die auch unter den Begriffen 'Kraut- und Knollenfäule' oder 'Braunfäule' bekannt ist. Verursacher ist der Schadpilz Phytophthora infestans.
Als meine Kartoffelpflanzen plötzlich braune Stellen bekamen, habe ich kurzerhand einfach die betroffenen Blätter abgeschnitten, um den Pilz loszuwerden. Das hat, Gott sei Dank, funktioniert, weil es wirklich nur erste Ansätze waren. Grundsätzlich müssen die Blätter nicht zurückgeschnitten werden, denn die Pflanzen können einen Rückscnitt übelnehmen und eingehen. Kleinere Teile abzuschneiden ist kein Problem - so war es jedenfalls bei meiner Sorte.
Vorbeugende Maßnahmen gegen die Kraut- und Knollenfäule
Die gute Nachricht vorab: Nicht immer ist sofort auch die Kartoffelknolle in der Erde befallen. Die Krankheit zeigt sich in der Regel zuerst an den Blättern, die beim Überhängen im Hochbeet möglichst nicht mit dem feuchten Rasen in Berührung kommen sollten. Die folgenden Maßnahmen schützen die Pflanzen:
1. Eine alte Kartoffelsorte wählen, denn diese sind in der Regel resistenter.
2. Entweder die Erde im Kartoffelhochbeet jährlich wechseln oder
3. im Freiland die Fruchtfolge einhalten - also jährlich das Beet wechseln und die Erde gegebenenfalls auswechseln oder neu anreichern.
4. Solange die Blätter nur leicht befallen sind, besteht in der Regel noch keine Gefahr für die Kartoffelknollen - also nicht gleich in Panik verfallen.
Vorsorge auch für Tomaten und andere Nachtschattengewächse
Auch bei diesen Pflanzen kann die Kraut- und Knollenfäule auftreten. Das ist der Grund dafür, warum Tomatenpflanzen warm, sonnig und trocken stehen sollen. Die Krankheitsanzeichen ähneln denen der Kartoffel, doch da die Tomatenfrüchte auch braun werden, ist schneller klar, dass diese Ernte entfällt. Hier müssen umgehend alle Pflanzenteile und die Früchte über den Restmüll (also die schwarze Tonne) entsorgt werden. Bitte NIEMALS auf dem Kompost im Garten oder jenem auf den Abfallhöfen entsorgen!
Die richtige Kartoffelsorte finden
In meinem Falle war es der oben beschriebene Zufall, die Setzknollen in einem Supermarkt zu finden - und das von einer Kartoffelsorte, die mir seit meiner Kindheit bekannt und vertraut ist: die LINDA. Ebenso soll sich auch die Sorte GALA eignen, die ich in 2024 als zweite Sorte in einem eigenen Hochbeet ausgesetzt habe. Weitere Sorten werde ich im Laufe der Zeit ausprobieren, falls aus den Knollen der Sorte GALA doch nichts wird.
Ernte und Ernteerfolg
Die Kartoffelknollen sind erntereif, sobald das überirdische Grün vertrocknet. Man sollte warten, bis alles vertrocknet ist und sich bereits aus der Erde löst. Man muss es nicht mehr herausziehen, sondern nur abnehmen, weil es abgestorben ist. Runter mit dem Grün, das - sofern es gesund geblieben ist - auf den Kompost kann. Dann die Kartoffeln ausgraben. Mir gelingt es am besten mit der Hand, Gartengeräte können die Knollen verletzen, wodurch sie nicht mehr eingelagert werden können.
In meinem ersten Erntejahr mit 3 oder 4 Setzkartoffeln erntete ich 4 kg Kartoffeln aus meinem Hochbeet.
Im zweiten Jahr verdoppelte ich die Zahl der Setzkartoffeln auf 6-8 und erntete bereits 6 kg. In diesem Frühjahr (2024) habe ich 10-12 Knollen der Sorte Linda in die Erde gesetzt und sogar eine weiteres Hochbeet mit ebensovielen Knollen der Sorte Gala belegt - und werde gern nach der Ernte davon berichten.
Ein paar Tipps zum Schluss
Sollte eine Setz-Kartoffel einen oder mehrere ihrer Austriebe verlieren, dann setzt man diese Austriebe einfach ebenfalls wie auch die Kartoffel einfach in die Erde. Kartoffeln sind in ihrer Vermehrung unglaublich. Selbst aus einem Stück Kartoffelschale, das beim Schälen in der Küche mit einem 'Auge' abgeschält wird, wächst in der Erde eine ganze Kartoffelpflanze. Also bitte immer die geschälten Schalen überprüfen, zu den Setzkartoffeln ins Winterlager legen und im nächsten Frühjahr mit ins Beet setzen.
Aus gegebenem (nassen) Anlass im April 2024
Das Kartoffelgrün hat sich bereits getraut, erste Blätter auszutreiben - und dann kam der April mit Regen, Hagel, Nachtfrost - und das gesamte Grün war erfroren. Das hatten wir noch nie - also musste ich recherchieren. Die Internet-Tipps besagten, dass die Pflanzen einfach weiter austrieben und auch die Knollen keinen Schaden nähmen, man solle einfach abwarten.
Ich habe wohl zwei Tage abgewartet und dann entschieden, das erfrorene Zeugs einfach abzuschneiden und über den Hausmüll (schwarze Tonne) zu entsorgen und NICHT über den Kompost, denn man weiß ja nie (siehe oben zur Kraut- und Knollenfäule). Meine Maßnahme ließ lediglich die noch intakten grünen Stängel übrig, die ich mit Erde zum Schutze anhäufelte und so haben sie inzwischen (heute ist der 30. April) neue Blättchen hervorgebracht. Glück gehabt.
Mehr Infos?
Ihr möchtet mehr über unsere geliebte Kartoffel, die verschiedenen Sorten, die Nährwerte und Zubereitungsmöglichkeiten wissen? Dann lest einfach bei meiner Kollegin 'kreative Schreibfee' weiter: https://pagewizz.com/kartoffel-die-tolle-wunderknolle-aus-der-erde/
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Bildquelle:
Daniel Stricker / pixelio.de
(Im Garten: Rosen in einem englischen Cottage Garten)
Princess Margaret (mid) in the 1970s.
(Film The Bank Job - realer Skandal in England 1971 - gesperrte Akte...)