Ernennung zum Erzbischof und Streit mit dem König

Was der König für eine gute Idee hielt, lehnte Becket mit der Begründung ab, dass er nicht zwei Herren gleichzeitig dienen konnte. Dennoch wurde er 1162 zum Erzbischof von Canterbury geweiht.

Becket beharrte auf seinem Standpunkt, als Erzbischof nur mehr Gott dem Herren dienen zu können, und legte sein Amt als Lordkanzler nieder. Außerdem widersetzte er sich in einigen Fragen offen dem König. Der Hauptstreitpunkt zwischen dem König und seinem Erzbischof betraf die Frage ob die königlichen oder die kirchlichen Gerichte für die Rechtsprechung über kriminelle Kleriker zuständig sein sollten. Heinrich erließ die Verordnung von Clarendon zu diesem Thema. Becket stimmte zunächst zu, zog diese Zustimmung später jedoch wieder zurück. Der Streit zwischen den ehemaligen Freunden eskalierte darauf hin und Becket musste für 6 Jahre nach Frankreich ins Exil fliehen.

Er kehrte 1170 nach Canterbury zurück, nachdem der König dem Druck des Papstes nachgegeben hatte. Becket wurde von einer jubelnden Menschenmenge empfangen, da er beim Volk äußerst beliebt war. Auch nach seiner Rückkehr verhielt sich Becket unnachgiebig gegenüber dem König. Heinrich äußerte seinen Zorn über den jeglichen Kompromiss verweigernden Erzbischof vor einer Gefolgschaft seiner Ritter. Vier dieser Ritter (Richard Brito, Hugh de Moreville, Reginald FitzUrse, William de Tracy) verstanden darin einen königlichen Mordbefehl und machten sich auf den Weg nach Canterbury.

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Ermordung in der Kathedrale

Am 29. Dezember 1170 stellten sie Thomas Becket in der Kathedrale, beschuldigten ihn des Verrats und forderten ihn auf mitzukommen. Becket widersetzte sich und ein wütender Streit entbrannte. Als Becket sich weigerte einzulenken und die Ritter beschimpfte, schlugen sie mit ihren Schwertern zu. Zumindest ein Schwerthieb der Becket traf, soll so heftig gewesen sein, dass ihm die obere Hälfte des Schädels abgespalten wurde und das Schwert am Steinfußboden zerbrach.

Am nächsten Morgen wurde der als Märtyrer gestorbene Becket von den Mönchen hastig und ohne die sonst üblichen Reinigungs-Rituale oder Zeremonien in der Krypta beigesetzt, da man fürchtete, dass die Ritter des Königs zurückkommen könnten um den Leichnam nach Winchester zum König zu transportieren. Eine trauernde Menschenmenge hatte sich in der Kathedrale versammelt. Die Menschen beteten an der Stelle des Märtyrertodes. In den folgenden Tagen ereignete sich eine Reihe von Wunderheilungen. Becket wurde darauf hin 1173 von Papst Alexander III. heilig gesprochen. Einige dieser Wunder sind in den bemalten und bis heute erhaltenen Fenstern aus dem 13. Jahrhundert dargestellt.

Beckets Schrein wird zur Pilgerstätte

König Heinrich soll seinen Zornausbruch, der die Ritter zu ihrer Tat veranlasst hatte, zu tiefst bereut haben und einige Pilger- und Bußfahrten nach Canterbury unternommen haben. Auch den vier Mördern selbst brachte die Tat nicht den beabsichtigten politischen Erfolg. Der König ließ die Ritter zwar nicht festnehmen, riet ihnen aber zur Flucht nach Schottland und zog ihre Ländereien für einige Zeit ein. Zwei von ihnen wurden danach in einen blutigen Aufstand gegen den König verwickelt. Alle vier wurden zudem vom Papst exkommuniziert.

4 Jahre nach der Ermordung von Thomas Becket wurde die Kathedrale durch einen Brand nahezu komplett zerstört. In nur 10-jähriger Bauzeit wurde sie im gotischen Stil neu erbaut. Sie war damit die erste in diesem Stil errichtete Kathedrale in England. Beckets sterbliche Überreste erhielten einen neuen kostbaren Schrein, der mit Gold und Edelsteinen verziert war. Durch die Verehrung Thomas Beckets als Heiliger wurde die Kathedrale von Canterbury für die nächsten 400 Jahre ein bedeutender Wallfahrtsort.

König Heinrich VIII. war die Verehrung Thomas Beckets, der sich gegen den König aufgelehnt hatte und nun als Heiliger verehrt wurde, ein Dorn im Auge. Als sein Streit mit der römischen Kirche eskalierte ließ er 1538 den Schrein Beckets zerstören, die Gebeine verbrennen und die Kirchenschätze plündern. Becket wurde zum Verräter erklärt und seine Anbetung untersagt. Heute erinnert eine Gedenkstätte an der Stelle seiner Ermordung an den Märtyrer Thomas Becket (siehe Bild).

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