Der Bau der Kathedrale von Winchester

Die erste Kirchengründung in Winchester geht auf das Jahr 642 zurück. Die Umrisse dieses Sächsischen Münsters sind heute noch zu erkennen. Im Jahr 1079, kurz nach der Eroberung Englands durch die Normannen unter Wilhelm dem Eroberer (1066) wurde mit dem Bau der Normannischen Kathedrale begonnen. Dieses im romanischen Stil erbaute Kirchenschiff prägt heute noch stark den Charakter der gotischen Kathedrale. Zu dieser Zeit war Winchester noch die Hauptstadt des Königreichs, wo die Könige gekrönt wurden. Vom 14. bis 16. Jht. wurde die Kathedrale im gotischen Stil umgebaut und erhielt damit ihr heutiges Aussehen.

Lange Regenfälle und die Folgen

Um 1905 machten sich die ersten Probleme bemerkbar.  Nach lang anhaltenden Regenfällen traten Risse in den Wänden auf, in denen bald Eulen nisteten. Der führende Kirchenarchitekt seiner Zeit, Thomas Jackson, fand schnell heraus, dass sich das Fundament absenkte. Dadurch begannen sich die Wände nach außen zu neigen. Die Kathedrale drohte auseinander zu brechen und einzustürzen. Als Notfallsmaßnahme wurden die Wände der Kirche mit einem Holzgerüst abgestützt. Der ebenfalls zu rate gezogene Ziviltechniker Francis Fox führte am Ostende der Kathedrale Grabungen zum Fundament durch.

Dabei stellte sich heraus, dass die Kathedrale auf einer Schicht von Holzbalken und Pfeilern errichtet worden war. Unter der Schicht, die die Normannischen Bauherren für einen tragfähigen Untergrund hielten, lag eine Schicht Torf. Und diese Schicht, aufgeweicht durch den langen Regen, führte letztendlich dazu, dass sich die Wände absenkten. Für die Rettung der Kathedrale musste die Torfschicht tief unter dem Gebäude entfernt, und durch einen tragfähigen Untergrund getauscht werden.

Erste Versuche das Bauwerk zu stabilisieren

Zunächst mussten die größten Beschädigungen und Risse repariert werden, sonst wäre das ganze Gebäude bei den Grabungsarbeiten unter den Mauern, zu instabil geworden. Danach wurden nacheinander 235 Schächte entlang der Außenmauern, und eben so viele Querstollen unter dem bestehenden Fundament gegraben um die Torfschicht zu abzugraben. Die Gräben füllten sich aber rasch mit austretendem Grundwasser. Eine dampfgetriebener Wasserpumpe sollte das Wasser abpumpen. Doch die Pumpe förderte zuviel Kalk-Material mit heraus. Diese Kalkschicht befand sich offensichtlich zwischen der Torf- und der darunter liegenden Schotter-Schicht. Da damit auch festes Material abgetragen wurde, musste die Pumpe daher wieder gestoppt werden.

Bis 1906 verschlimmerte sich die Situation dramatisch, die Wände neigten sich immer schneller nach außen, Steine begannen herab zufallen und die Arbeiter rund um die Kathedrale zu gefährden. Auch Teile des Innenraumes mussten für Besucher gesperrt werden.

Der Einsatz eines Tauchers als letzte Rettung

Francis Fox schlug daher den Einsatz eines Tauchers vor. Das Tauchen stecke zu dieser Zeit noch in den Kinderschuhen. Die damalige Ausrüstung wog rund 90 kg. Sie bestand aus einem Anzug aus Canvas mit Gummi-Beschichtung, Bleischuhen zur Beschwerung und einem am Anzug verschraubten Helm, der mit einem Luftschlauch mit der Oberfläche verbunden war. Ein Taucher dieser Tage brauchte permanente Unterstützung seiner Mannschaft an der Oberfläche für den Betrieb der Luftpumpe.

William Walker, der Taucher, begann seine Arbeit im April 1906 und arbeitete 6 Stunden am Tag, 5 Tage pro Woche, 6 Jahre lang.

Zuerst musste Walker die letzte Schicht Torf entfernen. Er musste dabei in absoluter Dunkelheit arbeiten, da das Wasser durch die aufgeschwemmten Sedimente total trüb war. Dann wurden Zementsäcke in mehreren Lagen versetzt auf die Schotterschicht gelegt.

Danach konnte das Wasser endlich abgepumpt werden und der restliche Hohlraum wurde mit Betonblöcken und Ziegeln verbaut. Wenn ein Abschnitt auf diese Art geschafft war, wurde die nächste Grube gegraben. Auf diese Art erhielt die Kathedrale im Laufe von 6 Jahren ein neues Fundament.

Damit waren die Probleme aber noch nicht vollständig gelöst. Die Kathedrale drohte immer noch einzustürzen. Thomas Jackson schlug vor, neue und verstärkte Abstützungen an den Außenwänden zu errichten. Diese brauchten natürlich auch ein festes Fundament. Wieder war William Walker, der Taucher, gefragt.

Die enormen Kosten

Die Rettung der Kathedrale verursachte zum damaligen Zeitpunkt 130.000 Pfund an Kosten. Das Geld wurde größtenteils durch Spenden aufgebracht. In Summe wurden 25.000 Säcke Zement, 115.000 Betonblöcke, und 900.000 Ziegel für das neue Fundament verbaut.

Bilder: www.pixelio.de und wikimedia commons

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