Inhalt, Gliederung und Gestaltung

Die Leserinnen (natürlich auch den Leser) erwarten 242 Seiten gegliedert in vier Teile. 

  • Teil 1 - Kassensturz - 70 Seiten
  • Teil 2 - Multiple Choice: Geld macht sexy - 64 Seiten
  • Teil 3 - Home-Shopping: Viel Geld ist nicht genug - 27 Seiten
  • Teil 4 - Senfmade: UNTERnehmen, nicht ÜBERgeben - 31 Seiten

Im Buch sind Tests zum Ankreuzen, Checklisten, Aufgaben und Zahlenbeispiele enthalten, die die im Fließtext beschriebenen Inhalte auflockern, unterstreichen oder anschaulich machen sollen. Die Abbildungen zwischen den einzelnen Teilen zeigen Fotos von Frauen (Diven?) in schwarz-weiß. Auf dem Cover reckt eine rothaarige Frau im langen, grünen Kleid ihr Gesicht in den Regen. Es regnet Dollar-Noten. Allein mit dieser Gestaltung dürfte das Buch im Reigen der Finanzbücher auffallen.

Wer ist Katja Eckardt und für wen schreibt sie?

Die Autorin schreibt als studierte Betriebs- und Volkswirtin speziell für jüngere Frauen. Ihre Leidenschaft gehört der Börse. Daneben ist sie Eigentümerin mehrerer Eigentumswohnungen und gibt inzwischen Seminare beziehungsweise Webinare zum Thema Geld. Katja Eckardt entwickelt nach dem Studium in ihrem ersten Job die Disziplin, monatlich 30 Prozent ihres Einkommens zu sparen. Darüber schreibt sie in ihrem Buch und über erste Schritte bis hin zu mehr Reichtum. Schon Bodo Schäfer forderte in seinem Buch "Der Weg zur ersten Million" dazu auf, zehn Prozent seines Einkommens auf ein separates Konto zu überweisen und zu sparen. Reich wird nicht, wer sein Geld ausgibt, sondern der, der es behält und klug arbeiten lässt. Das ist eine banale Weisheit, die auch bei Katja Eckardt zum Erfolg führte. Im Interview mit "Euro am Sonntag" sagt Eckardt zum Thema Finanzbücher: "Die meisten Bücher über Geld sind doch stinklangweilig." und zum Erscheinungsbild der Finanzbranche: "Ihr Gesicht ist männlich und elitär. Wie sollen sich junge Frauen damit identifizieren?" Sie selbst wollte ein unterhaltsames Buch über Geld schreiben, das auf lockere Art Finanzwissen vermittelt und Spaß macht. Ob es ihr gelungen ist, beurteilen die Leserinnen sehr verschieden.

Teil 1 - Kassensturz

Der erste Teil befasst sich mit allerhand Dingen rund ums Thema. Frau Eckardt plaudert im lockeren Ton über dies und das, kritisiert unser miserables Bildungssystem und unterstellt, dass sich die Mehrheit der Frauen eher für Frisur, Mode und Nageldesign interessieren als für ihre Finanzen. Vielleicht soll der saloppe Ton, selbstverständlich im vertraulichen Du, besonders die junge Generation ansprechen. Mir selbst, Generation 50+, gefällt dieser Schreibstil weniger. Allerdings ist dies ein subjektiver Eindruck, wichtiger scheint mir bei einem Finanzbuch der Inhalt.

Im ersten Test zum Thema Geld "… findet heraus, ob ihr das Zeug zur Finanz-Diva habt." lautet Frage Nummer Eins: "Welchen dieser Männer würdet ihr heiraten?". Frage Nummer Zwei: " Was befindet sich aktuell auf eurer Watchlist?" Mögliche Antworten dazu sind: "a) Ein Mann", "b) Zwei Männer", "c) Aktien von Tupperware und eine Eigentumswohnung, die ihr vermieten möchtet" und als letze Variante "d) Ein Wohnblock". Die letzte, fünfte Frage zu diesem Test lautet "Wie oft pro Woche habt ihr Sex?" Die Auflösung verrät der Leserin, ob sie zur Finanz-Diva taugt, oder noch an sich arbeiten muss. 

Es geht es weiter im "Kassensturz" mit scheinbar witzigem Geplauder und dem Ratschlag, sich einen Überblick über die eigenen Finanzen zu verschaffen. Dabei beschreibt Katja Eckardt auch ihre eigenen Verhältnisse. Auf Seite 28 steht folgendes: "Von meinem Netto-Gehalt in Höhe von 2400 Euro bleibt sogar noch etwas übrig!" Einige Zeilen später: "Eines ist ganz sicher: Ich werde auch diesen Monat überleben, und zwar mithilfe meiner Eltern." Immerhin erkennt Eckardt, dass sie daran etwas ändern muss. Sie sucht nach Sparpotentialen, gibt Tipps dazu und fordert die Leserin auf, sich ein erstes Notfallpolster anzusparen. Mit 417 Euro monatlich hat man (Frau) nach einem Jahr 5000 Euro gespart. "Findet ihr … 400 Euro zu hoch? Versucht es mit einem Nebenjob." Ob Frau Eckhardt bewußt ist, dass sie mit diesen Zahlen außerhalb des für viele Frauen möglichen operiert? Im letzten Abschnitt des ersten Teils heißt es: "Wir basteln uns ein Depot." Dazu gibt Eckardt kurze Informationen, die für meine Begriffe sehr kurz ausfallen. Hat sie bereits hier Angst, ihr Finanzbuch könnte ihre Leserinnen langweilen oder überfordern?

Teil 2 - Noch ein Test und Eckardts ABC des Aktienhandels

"Habt ihr das Zeug zur Superreichen?". Es ist der zweite Test, dessen Auswertung sich für manche Leserin fast als Beleidigung liest. Ich meine, dass sich die Autorin hier im Ton vergreift. Auf jeden Fall provozieren die Texte. Wer liest schon gerne als Testergebnis: "Arschkriechen macht euch ja anscheinend nichts aus. Ich wünschte, ich könnte so etwas auch. Dann müsste ich keine Bücher produzieren, um mich über Wasser zu halten. Respekt!". Für die höchste Punktzahl erntet die Leserin: "Ich bin stolz auf euch. … Ihr habt das Zeug zur Frau Trump Deutschlands.

Den größten Umfang in diesem Teil nimmt zum Glück der Bereich ein, der mir im Buch als der wichtigste erscheint, Eckardts ABC des Aktienhandels. Es gelingt ihr mehrheitlich, grundlegendes Wissen mit anschaulichen Vergleichen darzulegen. Allerdings sind es gerade einmal 50 Seiten, die sie dem Grundwissen widmet. Dabei verwendet Eckardt zahlreiche Begriffe, deren Sinn sich die Leserin aus dem laufenden Text erschließen muss. Auch wenn es trocken erscheint und sich nicht locker und witzig schreiben lässt, ein ABC der Börsenbegriffe, geordnet wie in einem Glossar, würde der Anfängerin im Aktienhandel gute Dienste leisten. Leider fehlt ein solches Glossar auch am Ende des Buches. Eines jedoch gelingt der Autorin, sie macht deutlich, dass es notwendig ist, sich als zukünftige Akteurin an der Börse Wissen anzueignen. Zum erfolgreichen Aktienhandel gehören Börsen- und Wirtschaftsnachrichten, spezifische Fachbegriffe, Geduld, Misserfolge und Entscheidungsfreude, ebenso Ausdauer, Lernbereitschaft und vielleicht auch stinklangweilige Bücher über Geld.

Teil 3 und 4 - Immobilien kaufen und Unternehmerin werden

Teil Drei und Vier, beide sehr kurz gefasst, widmen sich den Themen Immobilien und Unternehmertum. Sowie die Leserin über genug Geld verfügt, kann sie es streuen. Ein Teil ihres Vermögens sollte in Mietobjekte fließen, ein anderer in die eigene Firma. Wer eine Wohnung kauft und diese vermietet oder ein gewinnbringendes Unternehmen gründet, lässt sein Geld für sich arbeiten. Vorausgesetzt die Investitionen sowie laufende Kosten sind geringer als die Mieteinnahmen und Erlöse. Eckart gibt Ratschläge was die Leserin bei der Aufnahme von Krediten beachten sollte und stellt zehn Regeln zum Kauf von Immobilien auf. Darauf folgen kurze Rechenbeispiele zur Mietrendite. Im Abschnitt "Vom Unternehmer zum Millionär" stellt Katja Eckardt Unternehmer vor, vier Männer und eine Frau, die für sie Vorbilder sind. Diese antworten der Autorin auf Fragen nach persönlichen Meilensteinen, Visionen, dem Lebensmotto oder auch nach Stärken und Eigenschaften, die Unternehmer auszeichnen.

Persönliches Fazit zum Buch

Ich habe überlegt, ob ich dieses Buch ehrlich rezensieren kann. Inhaltlich habe ich mehr erwartet, der Schreibstil spricht mich wenig an, mit den Tests kann ich nichts anfangen und unser Bildungssystem verdient aus meiner Sicht bessere Noten als die, die Katja Eckardt im Buch mehrfach vergibt. Trotzdem wäre es falsch, hier zu schreiben, man (Frau) solle die Finger davon lassen. Über Humor lässt sich streiten und wieviel Fachwissen die Leserin erwartet, kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall zeigt die Autorin auf, wie wichtig es ist, sich frühzeitig mit dem Thema Geld zu beschäftigen. Geld zu haben macht unabhängig und eröffnet Möglichkeiten. Beides sind erstrebenswerte Lebensziele. Wenn das Buch eine Leserin dazu anregt, sich mit Vermögensaufbau zu befassen, sich weitere Bücher zum Thema zu besorgen, zukünftig Wirtschaftsnachrichten zu verfolgen, Konsumwünsche kritischer zu betrachten und sich das Ziel zu setzen, reich zu werden, wie immer es die Leserin für sich definiert, dann hat Eckardt ihr Ziel erreicht. Und sie hat ein Finanzbuch geschrieben, das sich deutlich von anderen abhebt. Eines, dass sie produziert hat, um sich über Wasser zu halten? Wer etwas über Vermögensaufbau, Aktien und die Börse lernen will kann mit diesem Buch anfangen, muss sich zusätzlich jedoch weitere Wissensquellen suchen.

Letze Anmerkungen: Dem FinanzBuchverlag danke ich dafür, dass er mir "Reichtum ist Frauensache" als Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte. Frau Eckart wünsche ich trotz der Kritik viel Erfolg für weitere Vorhaben. Aber stellen Sie Frauen bitte nicht so dar, als wären sie mehrheitlich dumme Opfer eines miserablen Bildungssystems. Frauen, die sich ein Finanzbuch kaufen, verdienen inhaltlich mehr und stilistisch etwas anderes. Das ist meine Meinung. Ein Land jedoch, in dem das Thema Geld im Privaten kaum ein Gesprächsthema ist, es sei denn es geht um Preise und Schnäppchen, ein Land, in dem sich für Börsennachrichten nur wenige interessieren und in dem das Sparbuch über Jahrzehnte die vorherrschende Geldanlage war (ist?), dürfen Sie als Autorin mit Büchern wie "Reichtum ist Frauensache" gerne polarisieren und provozieren. 

 

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