Die wegweisende Rolle von Film und Fernsehen

Also, wir fangen mal nicht mit Adam und Evas Feigenblatt-Aufzug an! Lassen auch den Skandal aus, den George Sand in Männerkleidern erregt haben musste im prüden Biedermeierzeitalter, als Frauen auch noch verklemmt im Damensattel reiten mussten! Und Josephines Empire-Stil, der in der Napoleonzeit zu einer europaweiten Mode wurde, sorgte anfangs sicher auch für Tuscheln auf dem Gesellschaftsparkett.

Nein, für mich beginnt dieser Mode-Rückblick der besonderen Art mit Marilyn Monroe und ihrem weißen Neckholderkleid aus dem Film "Das verflixte 7. Jahr." Bei den Dreharbeiten soll es zu Massenaufläufen der U-Bahn-Angestellten und Passanten gekommen sein! Es war zwar sehr sexy, aber in den scheinheilig-prüden 50er Jahren eigentlich nichts zu sehen von dem, was sich vielleicht so mancher Mann erhoffte. (Anders als bei Kim Basingers weißem Sommerkleid in "Basic Instinct.") Was wiederum ein Beweis sein kann für die Feststellung: "Sex beginnt im Kopf", also in der Fantasie. Oder eben bei den Kleidern!

Von Emma Peel bis Königin Fabiola

Erinnert sich noch jemand an den schwarzen, eng anliegenden und jede Kurve nachzeichnenden Lederoverall von Emma Peel in "Schirm, Charme und Melone" in den 60er Jahren? Er wurde wegweisend und als Durchbruch der neuen Emanzipation gefeiert! Schwarz galt eh durch die französischen Exitentialisten als verrucht und nicht weiter als Beerdigungsfarbe.

So sorgte wiederum Königin Fabiola 1993 bei der Beerdigung ihres Mannes, des belgischen Königs Baudoin, 30 Jahre später, für Aufsehen, als sie ihm das letzte Geleit in einem weißen Kleid gab, wie wie es auch in Indien Sitte ist. Der letzte, eher anerkennende Mode-Aufschrei, was Royals angeht, folgte auf Pippas sich abzeichnenden Po im weißen Brautjungferkleid bei der Hochzeit ihrer Schwester Kate mit Prinz William. Damit stahl sie fast der Braut die Show. Und sie verhalf dem Po zu einem Durchbruch in der Mode schlechthin, zumindest zur Gleichstellung mit einem großen Dekolleteé.

Berühmte Filmszene mit MM

Berühmte Filmszene mit MM (Bild: m.frdl. Genehmigung von "Klang und Kleid Filmposter")

Sarah Connor bei "Wetten dass?": Hat sie oder hat sie nicht?

Wir schreiben das Jahr 2002. Musikauftritt von Sarah Connor bei Tomas Gottschalks "Wetten dass". Kaum einer beachtet ihren Song, dafür aber rätselt eine ganze Nation, ob Sarah Connor unter der durchsichtigen, für 3.000 Euro maßgeschneiderten Robe mit aufregendem Ausschnitt etwas darunter getragen hätte oder nicht. "Bild" klärte später auf, dass sie doch einen fleischfarbenen Slip darunter angezogen hatte.

Madonna war auch immer für einen Skandal gut. Aber sie machte die Korsage, bei ihr bevorzugt von Jean Paul Gaultier, mit der sie sich im Videoclip auf dem Bett räkelt, hoffähig. Heute trägt Frau zum Beispiel eine Samtkorsage zur Jeans und ist damit im letzten Schrei gekleidet (siehe Foto links).Korsage

 Madonnas würdige Nachfolgerin mit Outfits, die provozieren, ist heute Lady Gaga. Dass sie bei "Tutti, frutti" von RTL in Hella von Sinnen längst eine Vorgängerin atemberaubender Fantasiekostüme hatte, daran erinnert sich heute noch kaum jemand. Doch ist diese Art der Garderobe schwer nachzuahmen. Wovon man auch Abstand nehmen sollte. Denn wie sagte schon Marlene Dietrich, der wir nach George Sand die männlichen Hosenanzüge nun endgültig für die Damenwelt verdanken: Man sollte " nie blindlings der letzten Mode in jede dunkle Gasse folgen, schon nach kurzer Zeit kann man lächerlich aussehen."

Bestes Beispiel ist die bauchfreie Mode, die sich vom Klassenzimmer bis zur Fußgängerzone durchsetzte, aber zum Glück bereits wieder im Abklingen begriffen ist. Was zu Shakira fast wie natürlich passt, erinnert auf der Straße bei Lieschen Müller eher nachdrücklich an Muffins!

 

Merke: Was bei der einen sexy ausieht, kann bei einer anderen peinlich wirken.

 

Arlequina, am 09.12.2012
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