Ich lebe in einen karibischen Land, der Dominikanischen Republik auf der Insel Hispaniola, am südlichen Ende des Nordatlantiks und erlebe die Auswirkungen von Hilfen der Industrienationen direkt. Deshalb soll hier von den Auswirkungen auf dieses Land die Rede sein.

Insel Hispaniola (Bild: Wikipedia.de)

Kleiderspenden

Erfreulich für meinen Geldbeutel ist, dass ich beispielsweise Oberhemden, z.T. kaum oder nicht getragene Markenware, zum Sensationspreis von etwa einem halben US-Dollar aus dem Fundus der Kleiderspenden kaufen kann. Modische Markenjeans sind zu vergleichbaren Preisen "drin" und die großen Marken für Damenbekleidung, vielleicht nicht die der augenblicklichen Saison, sind ebenfalls zu Niedrigstpreisen erhältlich. Toll und ich persönlich danke allen europäischen Kleiderspendern vielmals. Den Dominikanern bieten sich, da sie meist weniger mode- und markenbewusst sind, noch viel preiswertere Schnäppchen an. Deshalb sollten die die Hilfsorganisationen, die das ermöglichen doch hoch geehrt werden! Oder?

Tolle Sache, alle gewinnen, nur wer verliert dabei?

Die in Europa gesammelten Kleidungsstücke werden von den Hilfsorganisationen gereinigt, nach Qualität sortiert, in Ballen verpackt und an Händler in der 3. Welt versendet. Da Reinigung, Sortierung und Versand Kosten verursachen, erscheint es legitim, dass als Ausgleich für diese Kosten auch ein Gewinn angestrebt wird. Deshalb ist es zunächst einleuchtend, dass diese Ware an die Empfänger in der 3. Welt verkauft wird.

Trotz überaus moderater Verkaufspreise handelt es sich bei den Kleiderspenden um ein riesengroßes Geschäft. Das beweist u.a. der Umstand, dass in Deutschland ganze Sammelcontainer gestohlen und von den Dieben an die Hilfsorganisationen wieder zurück verkauft werden. Dazu kommt weiter, dass sofern sich ein augenscheinlich bedürftiger Mensch in Deutschland eine warme Jacke aus dem Spenden-Container nimmt, der mit einer Strafanzeige wegen Diebstahl zu rechnen hat.

In den Ländern der 3. Welt werden Kleiderspenden nach Gewicht an einige, wenige Großhändler verkauft, die sie weiter an Unterhändler veräußern. Diese wiederum beschäftigen Kleindealer, die die Ware an die Endverbraucher bringen, Ein paar hundert Personen partizipieren somit an diesem Geschäft. 

Dem stehen Bemühungen des hiesigen Staates gegenüber, die eminent hohe Zahl der Arbeitslosen zu reduzieren. Es wurde versucht eine Textilindustrie im Land aufzubauen. Tageslöhne von weniger als 5 US-Dollar wurden an die Arbeiter gezahlt. Arbeitslosen-, Kranken- und Rentenversicherungen sind hier unverständliche Fremdworte. Trotz der international vergleichsweisen sehr niedrigen Produktionskosten mussten die hiesigen Konfektionsbetriebe wegen der noch viel billigeren Kleiderspenden aus den Industrienationen schließen.Tausende zusätzliche Arbeitslose waren die Folge.

Daher an dieser Stelle die dringende Aufforderung sich an Kleidersammlungen nicht zu beteiligen!

Hier noch ein Hinweis auf ein weiteres sehr heißes Eisen: Kindersklaverei in Haiti

Klaus_Radloff, am 09.09.2012
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