Können Bücher weh tun?
Bei allem, was Bücher Gutes bewirken können, Bücher können auch körperlich wie seelisch weh tun.Ja, Bücher können weh tun, richtiggehend schmerzen. Und nicht nur, wenn einem ein dickes Lexikon auf den Fuß fällt! Bücher und ihre andere Seite der Medaille im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Erfahrungen aus der Sicht als Leserin, Autorin, Verlagsmitarbeiterin, Rezensentin, Umzugsleidtragende.
Körperliche Schmerzen durch Bücher - Bücher als Unfallverursacher
- Das Risiko der Schwerkraft. Mal ganz ehrlich: Wem ist noch nicht beim Herausholen aus dem Regal, möglichst von weit oben, ein Buch auf den Kopf oder den Zeh gefallen? Nach Murphys Gesetz war es dann ein dickes mit Hardcover-Kante. Nomen est Omen. Liest man dicke Schinken im Bett und schläft ein, so knallt einem das aufgeschlagene Buch schon mal auf das Gesicht und besonders die Nase, man wacht wieder auf und kann dann vielleicht auch wieder schlecht einschlafen. Dann kann man ja weiter lesen, bis man wieder einschläft undsoweiter.
- Bücher als Wurfgeschosse. Sehr beliebt bei Trennungen in Partnerschaften. Kann von aufgeplatzten Lippen bis Rippenanbrüchen ziemliche Schäden verursachen. Übel, wenn es aus Versehen die Hauskatze trifft.
- Folgeschäden beim Umzug mit Bücherkartons. Der Laie packt meistens zu viele Bücher in einen Karton, Folgen: Man verhebt sich und ein ausgewachsener Hexenschuss läßt grüßen! Daneben kann aber wiederum einem der überladene Bücherkarton aus den Händen gleiten, auf die Zehen fallen - siehe oben. Kleiner Vorteil: Man ist von weiterem Einsatz beim Umzug freigestellt. Die bisher geschilderten Unglücke und Beschwerden können einem mit den E-Books übrigens nicht passieren!
- Muskelkater und Schlimmeres durch den Inhalt. Man kauft sich Gymnastikbücher, Tanzbücher, Anleitungen zum Fitwerden, Diätanleitungen und was es sonst noch an derartigen Ratgebern gibt und hat nach den ersten in die Tat umgesetzten Seiten am nächsten Tag heftigen Muskelkater, in schlimmeren Fällen Prellungen durch Umfalllen bei all den Übungen auf einem Bein stehend, in ganz üblen Fällen verknackste Knöchel. Bei Diätbüchern natürlich unverschämten Hunger bis zum Kreislaufkollaps.
- Suchtgefahr. Lesen kann süchtig machen. Und zwar seinerzeit im wörtlichen Sinne, als noch den Druckfarben Leinölfirniß beigemischt war: Was konnte man da schnüffeln!! Und natürlich im weiteren Sinne: Der, die Betroffene kapselt sich dann von der Umwelt ab, vernachlässigt sich und seine Umgebung - alles, was heutzutage mehr und mehr durch Computer- und Spielsucht abgelöst wird.
Vorsicht Bücherregal (Bild: Gabriele Hefele)
Seelische Schmerzen durch ein Buch - Was Buchinhalte alles anstellen können
Bücher können durch ihre Inhalte beeinflussen, ein ganzes Leben verändern, ja bis zum Tod führen.
- Jetzt mal ganz im Ernst: Es gab und gibt immer Zeiten und Länder, in denen bestimmte Bücher verboten waren, nicht nur deren Autoren, sondern auch die Besitzer und Leser verfemt und verfolgt und auch verbrannt wurden. Damit meine ich nicht nur die Inquisition des ausgehenden Mittelalters und in der beginnenden Neuzeit, sondern auch unsere jüngste Vergangenheit.
- Es gibt Bücher, von denen sich Leute zum Selbstmord verführen lassen - von Werthers Leiden bis Carl Amerys Plädoyer für den Freitod. Bücher als lebensgefährliches Vorbild?
- Das Mitleiden mit den Helden. Ich nenne nur Winnetous Tod in "Winnetou III" von Karl May oder die "Scheißleben"-Biografie von Andreas Altmann. Das reicht von geröteten Augen und Schlafstörungen bis zur Wut, die man nicht auslassen kann. Ergo bei sensiblen Naturen: Gefahren von Magengeschwüren, Traumata, die dann eine teure Psychobehandlung verursachen können.
- Wörter können töten und Bücher können durch böse Zitate andere Personen verletzen. Dann gibt es teure Prozesse und aufwändige Stellenschwärzungen.
- Und dann das große "Zahnweh", das durch grottenschlechte Inhalte verursacht wird, hier zu Genüge beschrieben bei missglückten Krimis und abstoßenden Erotikergüsse oder besser Pornosellers. Das kann Brechreiz im wahrsten Sinne des Wortes hervorrufen. Nicht angenehm beim Lesen im Bett etwa oder in der U-Bahn.
Bitte, bitte liebe Seitenbesucher, lassen Sie sich dennoch das Lesen nicht vermiesen. Es ist immer ein Risiko bei allem, was wir im Leben tun. Vielleicht aber sollte man auf der Impressumsseite einen Satz anbringen wie: "Für die Folgen im Umgang mit diesem Buch lehnen wir jegliche Schadenersatzforderungen ab."