kommhelp e.V. – Förderung kommunikativer Möglichkeiten Behinderter
Je nach Behinderungsgrad werden motorisch behinderte Menschen ausgegrenzt. Dass es anders geht zeigt der Verein kommhelp e.V. – Förderung kommunikativer Möglichkeiten in Berlin.kommhelp e.V. – Förderung kommunikativer Möglichkeiten Behinderter
Behinderung kann jeden treffen. Von Geburt an oder durch Unfall und Krankheit sind viele Menschen auf fremde Hilfe angewiesen. Einen Wunsch haben jedoch alle: Unabhängigkeit.
Was für uns gesunde Menschen selbstverständlich ist, stellt für motorisch behinderte Menschen oft unüberwindliche Hindernisse dar. Dinge des alltäglichen Lebens lassen sich nur durch Hilfe anderer Menschen bewerkstelligen. Anziehen, waschen, essen und spazieren gehen sind Tätigkeiten, die ohne fremde Hilfe selten möglich sind. Die Aufnahme einer normalen Tätigkeit oder die Kommunikation mit anderen Menschen bleibt hier oft auf der Strecke. Sie können nicht arbeiten, häufig nicht mit anderen kommunizieren, sind eine Last, so der allgemeine Tenor. Aber gerade dieser Punkt ist auch für behinderte Menschen wichtig. Denn sie können eine Menge leisten, man muss ihnen nur die Chance dazugeben.
Neben der medizinischen Versorgung durch diverse Hilfsmittel benötigen behinderte Menschen weitaus mehr als nur die Pflege des Körpers. Der Geist möchte ebenso gefordert und gefördert werden. Die Nutzung von Internet, E-Mails, Textverarbeitung, Lernsoftware, Spiele und vieles mehr stärken auch das Selbstbewusstsein, ein wichtiges Mitglied der Gesellschaft zu sein. Schritt für Schritt erlangen behinderte Menschen auf diese Weise Unabhängigkeit und können auch wichtige Aufgaben und Positionen er- und ausfüllen.
kommhelp e.V. – Förderung durch Computertechnologie
Gegründet wurde der Verein kommhelp e.V. 1989 mit der Aufgabe behinderten Menschen die Arbeit mit und am Computer zu ermöglichen. Der Computer ist für gehandicapte Menschen das Kommunikations- und Arbeitsmittel, um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Dabei wird auf die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen eingegangen.
- Entwicklung / Erhaltung individueller Fähigkeiten und Fertigkeiten.
- Ausbildung und Stärkung der Selbstständigkeit.
- Aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.
- Integration in den Arbeits- bzw. Schulalltag, den individuellen Fähigkeiten entsprechend.
Pflegeeinrichtungen, Therapeuten, Universitäten, Software-Entwickler und Forschungsinstitute gehören zum interdisziplinären und internationalen Netzwerk von kommhelp e.V.
Mit diesem Netzwerk stellt kommhelp e.V. sicher, dass die angebotene Technologie immer auf dem neuesten Stand der Wissenschaft ist.
Arbeitsplatz im Netz (Bild: kommhelp e.V)
Beispiele aus dem Alltag von kommhelp e.V.
Nicht nur erwachsene Behinderte benötigen die Kommunikationshilfen, die kommhelp anbietet. Schon Schüler brauchen Hilfe um die Teilhabe am alltäglichen Leben zu erhalten oder zu erlangen.
Ein Kind kann endlich in eine Regelschule
Um am Unterricht einer Regelschule teilnehmen zu können, wurde einem kleinen Jungen aktiv geholfen. Nachdem eine Schule sich bereit erklärte den Jungen bei sich zu beschulen, haben sich sämtliche Pädagogen einer Grundschule im Umgang mit den entsprechenden Hilfsmitteln von kommhelp schulen lassen. Der Junge kann heute, trotz seiner Behinderung, am normalen Schulalltag teilnehmen. Ein großer Schritt für einen kleinen Mann, der so die Möglichkeit erhält, Bildung und Wissen zu erlangen, um später ein unabhängigeres Leben zu führen.
Behinderte Künstlerin als Arbeitgeber
In einem anderen Fall hat sich eine junge Frau ins Leben gekämpft mit der Hilfe von kommhelp e.V. Schon von Geburt an schwerstbehindert, hat sie nie eine Möglichkeit gehabt, aktiv am Leben teilzunehmen. Schule, Kommunikation und all das, was für uns selbstverständlich ist, wurde ihr versagt. kommhelp e.V. konnte Software und günstige Hardware speziell auf ihre Bedürfnisse zurechtgeschnitten anbieten. Die junge Frau ist heute Arbeitgeberin von mehreren Assistenten und eine begnadete Künstlerin. Sie hat sich ins Leben gekämpft und ist heute ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft.
Langfristig gesehen kommt die Hilfe von kommhelp e.V. auch den Kassen zugute - Heute schon an Morgen denken!
Anhand der beiden Beispiele können Sie erkennen, dass bereits frühe, intensive Förderung mit den entsprechenden Hilfsmitteln eine Menge bewegen kann. Nicht zuletzt die Entlastung der Kranken- und Rentenkassen. Denn ist ein Mensch in der Lage, seinen Lebensunterhalt selber zu verdienen, werden entsprechende Kassen erheblich entlastet. Ein Gedanke, der an sich erfreulich ist.
Arbeitsplatz im Netz (Bild: kommhelp e.V)
Die Realität sieht leider noch etwas anders aus. Für gewöhnlich sind die entsprechenden Versicherungsträger für die Kostenübernahme zuständig. Leider sind solche Hilfsprogramme teuer. Im Zuge der Gesundheitsreform wurden auch hier die Mittel entsprechend gekürzt und somit ein großer Teil der benötigten Soft- und Hardware nur schwer zu bekommen.
kommhelp e.V. - Ein ehrenamtlich engagierter Verein, der Behinderten die Arbeit am und mit Computern ermöglicht
kommhelp e.V. hat hier den richtigen Ansatz gefunden und arbeitet mit Open Source/Freeware. Die Hilfsmittel sind speziell für handelsübliche Computer entwickelt, schon hier liegt eine deutliche Kostensenkung, gegenüber den von den Versicherungsträgern unterstützen Modellen, vor. In Kombination mit handelsüblichen Geräten wie Webcam oder Fingermaus sind diese Programme eine wertvolle Hilfe für behinderte Menschen.
Wer sich an kommhelp e.V. wendet, erfährt hier eine intensive Beratung bei der bedarfsorientierten Auswahl entsprechender Soft- und Hardware. Die Nachfrage nach kostenlosen Angeboten ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen, erklärte Dr. Julius Deutsch, Vorsitzender und Gründer von kommhelp e.V.
Nicht nur Behinderte, auch interessierte Therapeuten, Pädagogen und sonstige Hilfspersonen, können in Workshops den Einsatz der angebotenen Programme und Hilfsmittel erlernen und so an Patienten und Schüler weitergeben. Die Workshops werden von kommhelp e.V. angeboten und richten sich auch an Angehörige der Betroffenen.
Im ersten Schritt einer Beratung werden die vorhandenen Fähigkeiten des Betroffenen analysiert und entsprechende Hilfsmittel ausgesucht. Das können Softwarelösungen aber auch Hardwarelösungen sein. Eine sinnvolle Kombination aus beiden ist ebenfalls möglich. Der Leitsatz: "Hilfsmittel müssen sich an den behinderten Menschen anpassen und nicht umgekehrt", wird hier sehr ernst genommen. Es wird solange ausprobiert und getestet, bis ein individuelles Angebot zusammengestellt ist.
Diese neue Freiheit wird von Behinderten gerne angenommen. Eingeschränkte, motorische Fähigkeiten sind heute kaum mehr ein Hindernis für Betroffene.
Wie sieht so eine computergestützte Hilfe aus?
Menschen mit einer körperlichen Behinderung sind in ihren motorischen Fähigkeiten eingeschränkt. Auch Sehbehinderte haben nur beschränkte Möglichkeiten zu agieren. Mit speziellen Computerprogrammen und entsprechender Hardware werden diese Einschränkungen weitest gehend ausgeglichen.
Mit einer Kopfmaus lassen sich alle Vorgänge am Computer durch Kopfbewegungen steuern. Dazu wird ein entsprechendes Programm und eine handelsübliche Webcam genutzt. Die Kamera nimmt die Bewegungen des Kopfes auf, die Software setzt diese dann in Mauszeigerbewegungen um. Die Kopfmaus kann natürlich individuell auf die Bedürfnisse des Nutzers eingestellt werden. Mit der Kopfmaus lassen sich auch Links- und Rechtsklicks wie bei einer herkömmlichen Maus bewerkstelligen. Ebenso kann auch die Funktion des Scrollrades hier genutzt werden.
Eine Fingermaus erinnert mehr oder weniger an eine Pistole aus dem Science-Fiction-Bereich. Sie wird einfach an den Finger gesteckt und wie eine normale Maus benutzt. Es sind keine Installationen spezieller Vorrichtungen nötig, sondern sie wird einfach an einen vorhandenen USB-Port angeschlossen.
Texteingabe stellt auch kein großes Hindernis mehr dar, wenn die richtige Software genutzt wird. Speziell entwickelte Programme wie Dasher basieren auf einem mathematischen Sprachmodell, dass eine Buchstabenfolge erkennt und die passenden Buchstaben automatisch anzeigt (einfache Erklärung).
Mit Spracherkennungssoftware können auch Sehbehinderte mit dem Computer arbeiten. Mit den entsprechenden Programmen werden Webseitentexte "vorgelesen" und auch umgekehrt von Sprache in Text umgewandelt.
Weitere Informationen zu kommunikativen Möglichkeiten für Behinderte finden Sie auf der Webseite des Vereins.
Dr. Julius Deutsch
Dr. Julius Deutsch, geb. 1945 in Ludwigshafen, Gründungsmitglied und im Vorstand von kommhelp e.V., wurde 2009 mit dem Bundesverdienstkreuz für sein ehrenamtliches Engagement für behinderte Menschen ausgezeichnet.
2008 erhielt Dr. Julius Deutsch als "Held des Alltags" den taz-Pantherpreis, den er in aller Bescheidenheit an seine Helfer weiterreichte mit den Worten: "Ohne die Unterstützung vieler anderer Helden – der Mitglieder von kommhelp – hätte ich nur einen Bruchteil meiner Ziele erreicht."
Dr. Julius Deutsch, Gründungsmitglied und im Vorstand von kommhelp e.V. (Bild: kommhelp e.V)
Julia Gniffke,Vorstandsmitglied bei kommhelp (Bild: kommhelp e.V)
Julia Gniffke
Julia Gniffke, geb. 1969 in Bocholt, Vorstandsmitglied bei kommhelp. Ihr Wunsch für die Zukunft: Schnellere Entwicklung auch von Open Source Programmen um behinderten Menschen die Möglichkeit zur Kommunikation zu erleichtern. Dazu müsste es mehr Entwickler geben, die sich mit der Thematik auseinandersetzen. Die Technologie ist da, sie muss nur entsprechend angepasst werden.
Manuel Lünstroth
Manuel Lünstroth, geb. 1971 in Berlin, Behindertenvertreter im Vorstand von kommhelp e.V., ist ständig auf der Suche nach Hilfsmitteln, die ihm und anderen die PC-Steuerung erleichtern. Er programmiert selbst assistive Software und passt vorhandene Programme an die Bedürfnisse von Nutzern an.
Manuel Lünstroth, Behindertenvertreter im Vorstand von kommhelp e.V. (Bild: kommhelp e.V:)
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kommhelp e.V. Kontakt:
Ansprechpartner: Julia Gniffke, Dr. Julius Deutsch
kommhelp e. V.
Horstweg 25
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Telefon: +49. (0)30. 3260 2572
Fax: +49. (0)30. 3434 7945
Email: [email protected]
Internet: www.kommhelp.de
Bildquelle:
von Loeper Literaturverlag, Karlsruhe
(Kleine Brötchen backen? Buchvorstellung)
von Loeper Literaturverlag, Karlsruhe
(Emil ständig unter Strom - eine Rezension)