Krankheitskosten selbst zahlen?
Nicht wenige Patienten halten es für ideal privat gegen Krankheit versichert zu sein. Ob das ausschließlich Vorteile bietet, soll hier näher betrachtet werden.Die junge Mutter beim Arzt
Es ging um die Dreifachimpfung "Mumps, Röteln, Masern". Die junge, privat versicherte Mutter Mutter befand sich mit ihrem einjährigen Sohn wegen der o.g. Impfung beim Arzt. Die beiden waren erst kürzlich zugezogen und so war das der erste Besuch beim neuen Arzt. Die junge Mutter berichtete, dass der bisherige Arzt zwischen den beiden notwendigen Impfungen eine Blutuntersuchung machte. Scheinbar um die Zahl der zwischenzeitlich vermehrten Antikörper zu bestimmen. Eine unnötige, von keiner Berufsorganisation empfohlene Untersuchung, die jedoch den Vorteil hat, sich einfach abrechnen zu lassen.
Das dem kleinen Jungen damit Gewalt angetan wurde, zählt nicht und die Frage ist, ab wann derartig "harmlose" Beeinträchtigungen nur wegen der besseren Abrechnung zur Normalität gehören?
IGEL - das Zauberwort
Seitdem Krankenkassen an den Honoraren für herkömmliche Krankenbehandlung sparen, haben sie Ärzten die sog. "Individuellen gesundheitlichen Eigenleistungen (Igel) freigestellt. Hier keine Grenzen gesetzt - der Patient zahlt selbst - und eine Überwachung durch die Krankenkasse oder andere Institutionen findet nicht statt. Verbraucherschutzorganisationen warnen vor diesem sinnlosen Behandlungsgemisch. Aus diesem Grund werden Gesundheitspraxen kurz in "Gesundheitszentrum" umbenannt und dem gewinnbringenden Verkauf meist obskurer Leistungen steht nichts mehr entgegen.
Diese wirtschaftlichen Umstaltungsversuche fanden bereits auf hoher Ebene statt. Es wurden nicht rentierende Krankenhausabteilungen Ausländern, wie Amerikanern und Arabern angeboten. Sinngemäß wird von solchen Stationen als vom "Arabergestüt" oder der "Dubai-Station" gesprochen. Hier werden medizinische Leistungen, verglichen mit dem jeweiligen Landestarif, zum Discountpreis durchgeführt. Für "AOK-Schweine" - so der interne Fachjargon - kein Zutritt.
Fragwürdige Vorsorge in möglichst allen Bereichen
Fern der weitgehend uneinträglichen, herkömmlichen Klinikmedizin bietet es sich deshalb an, Vorsorgeuntersuchungen "gegen Cash" durchzuführen. Der Preis kann frei bestimmt werden und Kontrollinstanzen existieren nicht.
So existieren beispielsweise IGEL-Praxen mit folgenden Angeboten:
- Zusätzliche jährliche Gesundheitsuntersuchung.
- Ergänzungsuntersuchungen zu den Kinder-Früherkennungsprogrammen.
- Fachbezogene Gesundheitsuntersuchung.
- umfassende ambulante Vorsorgeuntersuchung.
- Ultraschall der inneren Organe.
- Lungenfunktionsprüfung.
- Früherkennung des Prostatakarzinoms (PSA).
- Früherkennung der Schwachsichtigkeit im Kleinkindalter.
Da die Kriterien dieser Untersuchungen selbst gemacht sind, haben sie natürlich keine Aussagekraft. Dazu kommt, dass die Aussagen derartiger Tests, auch wenn sie absolut seriös durchgeführt wurden, grundsätzlich zweifelhaft sind.