Lebensweise der Kreuzotter

Kreuzottern ernähren sich von kleinen Säugetieren. Meistens fallen ihr Mäuse zum Opfer, aber auch Eidechsen oder Frösche. Sie leben eher in kühlen und feuchten Regionen und haben ein großes Verbreitungsgebiet. Über weite Teile Europas bis in den Norden hinein ist die Kreuzotter anzutreffen. Das Bild konnte ich an einem sonnigen Apriltag in Mittelschweden an einem See aufnehmen. Die Schlange erscheint auf Fotos häufig größer als sie ist. Exemplare mit einer Länge über 50 Zentimeter sind selten.

Die Paarung der Tiere erfolgt im Frühjahr, also im April oder Mai nach der ersten Häutung im Jahr. Im Körper der Weibchen entwickeln sich die Eier so weit, dass die Jungen lebend geboren werden. Man nennt dies ovovivipar. Dadurch ist ihre Verbreitung bis hoch in den Norden möglich. Etwa 5 bis 15 Jungtiere erblicken in unseren Breiten zwischen August und Oktober das Licht der Welt. In kühlen Regionen überwintern die schwangeren Weibchen und gebären ihre Jungen erst im Frühjahr.

Etwa ab Ende Oktober oder Anfang November sucht sich die Schlange einen geschützten Ort zur Winterruhe. Es kommt vor, dass sich gleich mehrere Artgenossen an einem Unterschlupf zusammenfinden. Die Männchen erwachen dann bereits im Februar oder März, je nach Witterung, etwa zwei bis drei Wochen vor den Weibchen. Leider nimmt der geeignete Lebensraum für Kreuzottern immer mehr ab. Die Tiere sind in Deutschland daher streng geschützt.

Gut getarnt in den Resten eines Lagerfeuers (Bild: Heike Nedo)

Sinnesleistungen der Schlange

So wie alle Schlangen verfügen auch unsere heimischen Arten über besondere Sinnesleistungen. Am interessantesten ist ihre gespaltene und bewegliche Zunge in Verbindung mit dem Jabkobschen Organ, einem hochempfindlichen Geruchsorgan. Das Züngeln ist ohne Öffnen des Maules möglich und fängt die Duftstoffe ein.

Die Augen von Schlangen gelten als starr, was nicht ganz stimmt. Nacht- und dämmerungsaktive Tiere können ihre Pupillen verengen und erweitern. Sie sind getrennt voneinander beweglich. Schlangen sehen unterschiedlich gut. Ein Augenlied fehlt den Schlangen jedoch. Die Hornhaut über dem Auge wird mit gehäutet. Eine einzige durchsichtige Schuppe bedeckt das Auge einer Schlange. 

Alle Schlangen nehmen kleinste Boden- und Wasserschwingungen war. Daher kommt es, dass Sie eine Kreuzotter nur selten zu Gesicht bekommen. Das Tier hat Ihre Schritte längst wahrgenommen und sucht lieber einen Unterschlupf, als anzugreifen.

Der sechste Sinn einer Schlange ist für den Beutefang ebenso wichtig. Es ist die Fähigkeit, mit Hilfe von Wärmerezeptoren geringste Temperaturunterschiede wahrzunehmen. Diese sitzen im Grubenorgan zwischen Auge und Nase. Das macht es der Kreuzotter möglich, auch bei Dunkelheit warmblütige Tiere zu jagen. Sie können der Wärmespur einer Maus folgen und finden auf diese Art auch den Bau der Mäuse. Trotz dieser besonderen Fähigkeit sind Kreuzottern eher tagaktive Tiere. Nur im Sommer bei großer Hitze jagen sie lieber in den Abendstunden.

Allein die Tatsache, dass Kreuzottern im Laufe ihres Lebens unzählige Mäuse verschlingen, jedoch ausgesprochen selten einen Menschen beißen, zeigt, dass den Schlangen oft Unrecht getan wird. Sie verdienen es nicht, mit Abneigung als böse und hinterhältig betrachtet zu werden.

Wie gefährlich ist der Biss einer Kreuzotter?

Wer von einer Kreuzotter gebissen wird, sollte unbedingt zum Arzt gehen. Ihr Biss gilt nicht als tödlich, ist aber auch nicht harmlos. Das Gift einer Kreuzotter ist stärker als das der Diamant-Klapperschlange. Allerdings ist die Menge des Giftes, das unsere einheimische Art mit ihrem Biss in die Wunde einbringt, weit geringer als bei dieser. Tödlich kann der Biss bei Kindern, oder älteren, kranken Menschen werden. 

Als Kind erlebte ich, wie mein damals etwa zehnjähriger Bruder in den Finger gebissen wurde. Zunächst dachten meine Eltern, es wäre eine harmlose Schlange. Der Irrtum zeigte sich schnell. Nachdem die Schmerzen vom Finger in den gesamten Arm ausstrahlten, wurde schnell ein Arzt zu Rate gezogen. Mein Bruder kam ins Krankenhaus und der Arm in Gips. Vermutlich gab es ein Gegengift. Mir bleibt nur in Erinnerung, dass sich dieser Biss nicht als harmlos erwies. Er brachte meinem Bruder eine Woche lang schulfrei ein.

Autor seit 13 Jahren
152 Seiten
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