Erste Steinpflaster um 1500 in Lissabon

Die Steinlegetechnik, ein Erbe der Römer, wurde in Lissabon um ca. 1500 erstmalig angewendet.
König Manuel der Glückliche (1469 bis 1521) ließ rund um den Königspalast und den Torre de Belem erstes Kopfsteinpflaster legen. Die kunstvollen Mosaikpflaster kamen später nach dem großen Erdbeben 1755 dazu. General Eusebio Furtado ist als der Vater der calcada portuguesa bekannt. 1842 legten Sträflinge, die im Castelo de Sao Jorge untergebracht waren, rund um die Burg ein schwarz-weißes Mosaikpflaster im Zick-Zack-Muster. Von da an eroberten die calcada portuguesa die Stadt Lissabon. Bereits 1849 wurde das Wellenmosaik auf dem berühmten Rossio fertig verlegt.
Von Lissabon aus verbreitete sich das Handwerk der Calceteiros über ganz Portugal. Somit kann auch der Reisende an der Algarve oder anderswo im Land die prachtvollen Pflaster bewundern.

Die Motive der calcada portuguesa sind vielfältig

Fußgängerzone in LissabonSterne, Blumen, Vögel und andere Tiere, Meerjungfrauen und Karavellen sind die häufigsten Motive der portugiesischen Pflasterer. Besonders Karavellen und andere Schiffe, die so genannten Naus, wie sie die Portugiesen früher bauten, sind oft zu sehen. Auch Fische, Windrosen, Steuerräder oder Anker werden gerne verwendet. Darin widerspiegelt sich deutlich die portugiesische Geschichte einer Seefahrernation. Auch auf dem ehemaligen Expogelände kam das alte Handwerk zum Einsatz. Hier schlängeln sich Kraken und andere Bewohner der Ozeane unter den Füßen der Passanten.
Berühmt ist das Mosaik mit der Darstellung der heiligen Elisabeth von Portugal in Coimbra, entworfen aus schwarzem Basalt und weißem Kalkstein.

Die Arbeit der Calceteiros ist schwer

Leider ist die Kunst des Pflasterlegens heute vom Aussterben bedroht. Nur noch wenige Calceteiros arbeiten an den schwarz-weißen Mustern. Auf Grund dessen gründete die Stadt Lissabon 1986 eine Schule für die Pflasterer, die Escola de Calceteiros. Trotzdem mangelt es den Pflasterkünstlern an Nachwuchs, denn kaum einer arbeitet nach der fundierten Ausbildung lange weiter in seinem Handwerk. Die schwere Arbeit stundenlang auf den Knien und der schlechte Lohn treibt die Arbeiter in andere Bereiche oder zwingt sie aus gesundheitlichen Gründen zum Aufhören. Lissabon benötigt diese Arbeiter jedoch dringend. Die Pflaster in der Altstadt Lissabons sind nach wie vor wunderschön, kommen aber in die Jahre. Ohne Calceteiros lassen sie sich nicht erhalten.

Das berühmte Wellenmuster des Rossio - Lissabon. (Bild: Heike Nedo)

Die Technik der Steinlegekunst erfordert Zeit und ist teuer

Der hohe Arbeitsaufwand der calcada portuguesa macht diese Kunst zu einer kostspieligen Angelegenheit. Auf sandigen Untergrund wird eine Schablone für das schwarze Muster gelegt. Rundherum werden die weißen Steine gesetzt und erst anschließend die dunklen Teile des Musters verlegt. Der Calceteiro verwendet verschiedene Schnitttechniken, entweder vier- oder sechseckig, meistens 5 cm mal 5 cm. Beim klassischen Schnitt "a portuguesa" werden winzigste Steine in unregelmäßigen Formen verwendet.

Kaum eine andere europäische Hauptstadt leistet sich so eine aufwendige Pflasterung für seine Straßen. Es ist den Portugiesen zu wünschen, dass sie sich diese Tradition erhalten können.

Mehr über Portugal

Azulejos schmücken in Portugal nicht nur Kirchen und Paläste. Ganze Häuserfassaden, Bänke, Straßennamen, Hausnummern, Werbetafeln, Treppenhäuser, Mauern oder Brunnen glänzen farbig oder blau-weiß gekachet. Weiter lesen: Portugiesische Fliesenkunst.

Und was ist sonst typisch für Portugal? Sicher Portwein, Fado und natürlich 1.800 Kilometer Atlantikküste. Im folgenden Artikel habe ich versucht, die Frage "Wo ist es am schönsten in Portugal?" zu beantworten: die schönsten Orte Portugals.

 

Portugiesisches Pflaster ist auch anderswo beliebt

Neben Portugal schätzen auch andere Länder die kunstvollen Pflaster. In Macau sind zahlreiche Straßen mit Mustern zu bewundern. In New York oder auch in Jakarta trifft der Besucher auf die portugiesische Kunst. Rio de Janeiro achtet die calcada portuguesa so sehr, dass es Gesetze zur Erhaltung dieser gibt. Allerdings besteht zwischen dem portugiesischen und dem brasilianischen Pflaster ein Unterschied. Die Portugiesen gestalten ihre Muster immer in schwarz-weiß, die Brasilianer verwenden dagegen auch farbige Steine.

Als Quelle für diesen Text dienten zwei Artikel in der Zeitschrift "Entdecken Sie Algarve" (02/2009) und der Zeitschrift ESA (Mai 2004).

 

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