Probleme, Risiken und Irrtümer beim Online-Marketing

Bezahlte Marktforschung gab es bereits im Zeitalter des Prä-Internets. Entlohnt wurden dabei die so genannten Interviewer, welche nach einem streng vorgegebenen Muster "Klingeln putzten" oder vom Call Center aus den Leuten auf die Nerven gingen. Der eigentlich befragte Bürger hatte daraus in der Regel keinen Ertrag. Dies änderte sich grundsätzlich mit dem Aufkommen bezahlter Online-Umfragen. Das Angebot: Man gibt Auskunft über sich selbst und wird dafür auch noch entlohnt. Wie bei vermutlich jeder lukrativen Offerte gibt es dabei natürlich ein paar Risiken zu bedenken:

  • Zu den Klassikern zählt, dass Umfragen gelegentlich kurz vor der gefühlten Vollendung abgebrochen werden. Für die bereits erteilten Auskünfte und den damit verbundenen Zeitaufwand erhält der Teilnehmer in der Regel keine Vergütung. Häufig wird dann behauptet, die Umfrage passe nicht zum Nutzerprofil. Warum der Software diese Erkenntnis erst so spät kommt, erscheint nicht wirklich plausibel.
  • Die geschätzte Umfragedauer stimmt nur selten, Sie ist nicht nur von der Qualität des Internetanschlusses, sondern auch vom Frageverlauf abhängig. Es gibt beispielsweise Umfragen, welche zunächst die Kenntnis bestimmter Markennamen ergründen. Anschließend wird für jede genannte Marke ein weiterer Fragenkatalog abgearbeitet. Es liegt also auf der Hand, dass die Menge der Angaben zu einer Frage die weitere Fragemenge beeinflussen kann.
  • Eine glatte Lüge ist zudem die häufig zu Beginn eingeblendete Information im Stil von: "Es gibt keine richtigen oder falschen Antworten. Wir sind nur an ihrer Meinung interessiert." Wer schon etwas Erfahrung damit hat, weiß: Natürlich gibt es falsche Antworten, welche zum sofortigen Ende der Umfrage führen. Die Software ist dann der Meinung, dass sich der Teilnehmer nicht mehr finanziell lohnt. Nicht immer ist das für den Nutzer ersichtlich, denn manche Umfragen verbergen ihr eigentliches Interesse sorgfältig hinter sachfremden Fragen. Wenn beispielsweise der Milch-Konsum erforscht werden soll, können in der Umfrage ebenso Auskünfte zum Computerkauf abgefragt werden. Der ehrliche Teilnehmer, der dann wahrheitsgemäß angibt, dass er immer die gleiche Milchsorte kauft, fliegt plötzlich aus der Umfrage.
  • Manche Umfragen sind automatisch übersetzte Texte und entsprechend schwer verständlich. Andere Fragenkataloge weisen Wiederholungen auf oder verlangen zwischendurch die berüchtigten Captcha-Tests ("Klicken sie alle Bilder mit Ampeln an…). Einige Fragenverläufe sind zudem in sich unlogisch: Nach der Antwort "Ich habe noch nie Kryptowährungen gekauft" folgt beispielsweise als nächste Frage: "Was war der Grund, dass Sie Kryptowährungen gekauft haben"
  • Ein absolutes No Go sind Umfragen, in denen kurz vor Vollendung darum gebeten wird, die eigenen Kinder hinzuzuziehen. Wer das ablehnt, fliegt sofort raus. Hier ist für mich dennoch eine Schmerzgrenze erreicht. Marktforschung und Wissenschaft in allen Ehren - aber Kinder sollten mit so etwas in Ruhe gelassen werden.

Zur Ehrenrettung der Portale sei jedoch erwähnt, dass solche Fehler ihre Ursache häufig in den Umfragen selbst haben. Verantwortlich sind in diesem Fall also oft die Entwickler der Fragenkataloge, nicht die vermittelnden Portale selbst.

Es zeichnet sich jedoch noch eine andere unschöne Entwicklung ab. Lange Zeit galt bei der Vergütung die ungefähre Faustregel: Für eine Minute gibt es 10 Cent, für zehn Minuten also einen Euro. Das entsprach sechs Euro in der Stunde. Doch selbst dieser mickrige Stundensatz wird noch kräftig gedrückt: Mittlerweile häufen sich Umfragen, die zehn Minuten Aufwand beispielsweise nur mit 80 Cent vergüten. Gleich zu Beginn der Umfrage wird dann gelegentlich darauf hingewiesen, dass die zehnminütige Umfrage nun doch ungefähr 15 Minuten dauert! Ob sich die Portalbetreiber mit dieser Art des Preisdumpings einen Gefallen tun, sei einmal dahin gestellt. Schlechtbezahlte Jobs gibt es schließlich genügend...

Doch es existieren auch Denkfehler, die unerfahrenen Nutzern der Umfrageportale wahrscheinlich recht häufig unterlaufen:

  • Mal quasi nebenbei im Wartezimmer beim Arzt schnell etwas auszufüllen, funktioniert eher selten. So simpel manche Fragestellungen erscheinen, sie erfordern doch Nachdenken und sind untereinander abgestimmt. Unkonzentriert und unter Zeitdruck eine Umfrage zu absolvieren, ist deshalb keine gute Idee.
  • Die Marktforscher erwarten für ihr Geld ein Mindestmaß an Sorgfalt und Ehrlichkeit. Es gibt daher eingebaute Testfragen, welche die Plausibilität der Antworten gegenüber dem Nutzerprofil überprüfen oder die Aufmerksamkeit testen ("Bitte klicken Sie auf dieser Seite keine Antwortmöglichkeit an)".
  • Es ist auch keine gute Idee, auf schnelle Erträge für wenig Aufwand zu spekulieren, indem man lustlos einfach bei jeder Frage "neutral", "weiß nicht" oder ähnliches anklickt. Das ist wahrscheinlich der sicherste Weg, aus einer Umfrage vorzeitig rauszufliegen.
  • Auch zu schnelles Antworten wird übrigens registriert. Wer sofort eine Antwortmöglichkeit anklickt, ohne die Frage gelesen zu haben, dürfte ebenfalls nicht sehr weit kommen.

Allgemeine Erfahrungen mit den Umfrage-Portalen

Meine erste Begegnung mit bezahlten Online-Umfragen fand Mitte der 2010er Jahre statt. Beim damaligen gefühlten Platzhirsch Triaba konnte ich zunächst tatsächlich Kleckerbeträge in großer Häufigkeit generieren, ohne dafür so unglaublich viel Zeit investieren zu müssen wie in anderen Bereichen des Micro-Payments. Weil es so schön klappte und ich schon immer ein Freund breit gestreuter Einnahmequellen war, meldete ich mich bald auch bei anderen Portalen an. Übrigens konnte man damals einige Umfragen sogar bewerten. Negative Erlebnisse (wie oben beschrieben) wurden für unseriöse Urheber daher ziemlich schnell zum Bumerang.

Allerdings sanken die Einnahmemöglichkeiten mit der Zeit bei allen genutzten Portalen. Noch schlimmer war, dass manche von ihnen die Vergütung auf Punkte umstellten, für welche lediglich Gutscheine eingelöst werden konnten. Da mir dies nicht lukrativ erschien, nahm ich schlichtweg nicht mehr an Umfragen teil, löschte allerdings auch nirgendwo mein Nutzerprofil.

Erstaunlicherweise registrierten die Anbieter das ganz genau. Ich wurde plötzlich mit E-Mails überschüttet, welche mich auf neue, interessante Umfragen und den möglichen "Verdienst" hinwiesen. Volle fünf Jahre lang ignorierte ich derartige Nachrichten. Dass die Anbieter trotzdem so hartnäckig blieben, führte ich auf eine einfache Tatsache zurück: Offenbar war ich nicht der Einzige, der die Nase voll hatte. Möglicherweise fehlten den Umfrage-Portalen plötzlich ausreichend große und heterogene Nutzer-Portfolios, um als Geschäftspartner für Marktforschungsinstitute interessant zu bleiben. Aber das war natürlich nur eine Vermutung.

Meine Rückkehr in die Welt der Umfrageportale geschah eher zufällig, als die weiterhin zahlreich eingehenden E-Mails neue Köder enthielten: Angeblich würden Punkte verfallen oder gar mein Nutzerprofil wegen Inaktivität gelöscht werden… In einigen Fällen ließ ich es darauf ankommen. Bei anderen Kandidaten schaute ich aus reiner Neugier mal wieder vorbei. Und siehe da: Es hatte sich etwas getan. Tatsächlich konnte man sich die Vergütung wieder überweisen lassen, statt auf irgendwelche Gutscheine zu hoffen.

Seitdem nehme ich hin und wieder an Online-Umfragen verschiedener Portale teil. Wenn ich das Gefühl habe, dass es wieder mal recht unseriös zugeht (siehe oben), bleibe ich einfach eine Weile inaktiv und lächle dann innerlich über die plötzlich sprunghaft steigende Zahl eingehender E-Mails…

Beispielhafte Erfahrungen mit speziellen Umfrageportalen

Noch einmal sei betont, dass die nachfolgenden Angaben rein persönliche Erfahrungen eines bestimmten Zeitraums darstellen. Sie müssen nicht zwingend allgemeingültig sein.

 Testraum: Dieser Anbieter wurde bald zu meinem ganz persönlichen Nerventod. Die Umfragen passten in schöner Regelmäßigkeit angeblich nicht zu meinem Profil - natürlich erst, nachdem ich bereits eine Weile Auskunft gegeben hatte. Es folgten ewige Weiterleitungen zu neuen Umfragen, bei denen das Spiel erneut begann. Der Verdacht lag nahe, dass hier eigentlich nur kostenlos Daten generiert wurden. Einziger Lichtblick: Für Mobilgeräte gibt es eine Testraum-App. Die Vergütung erfolgt über Punkte, welche in Geld umgerechnet werden. Als Zahlungsmethoden werden verschiedene Gutscheine angeboten. Geldüberweisungen sind nur über PayPal möglich. Nicht eingelöste Punkte verfallen laut AGB nach zwei Jahren. Ich hatte 2022 jedoch immer noch Guthaben aus 2015 auf dem Punktekonto.

 Meinungsplatz: Mein persönlicher Favorit und der Anbieter mit der (in meinem Fall) höchsten Erfolgsquote. Etwas nervig waren lediglich die permanenten Aufforderungen, das sehr umfangreiche Nutzerprofil auszufüllen. Damit können durch Verknüpfung theoretisch kostenlos unglaublich viel Daten generiert werden (z. B. 38% der 42Jährigen Vollbeschäftigten im Öffentlichen Dienst essen gern Salat und treiben keinen Sport…) Deshalb ignorierte ich diese Hinweise. Tipp: Das Profil sollte man nur so weit ausfüllen, dass einigermaßen passende Umfragen angeboten werden. Auch für Meinungsplatz ist eine App verfügbar. Ein weiterer Vorteil: Sollte man doch einmal aus einer Umfrage rausfliegen, werden zumindest so genannte Lose für einen monatlichen Wettbewerb gutgeschrieben. Wie aussichtsreich dies ist, kann ich allerdings nicht beurteilen. Die Vergütung erfolgt nach Anforderung per Überweisung bei einem Mindestguthaben von 20 Euro. Dafür muss natürlich eine Kontoverbindung hinterlegt werden. Tipp: Die Auszahlung möglichst über einen PC anfordern. In der App konnte nach meiner Erfahrung nur der Mindestbetrag abgerufen werden.

 Bonopolis: Ein Anbieter, der sehr selten Umfragen offerierte. Hier empfiehlt es sich, aktiv auf dem Portal zu suchen. Aufgrund der eher geringen Möglichkeiten war die Mindestpunktzahl (1500 Punkte = 15,- €) schwer erreichbar. Vergütet wird per Geldüberweisung und durch elektronisch oder postalisch versandte Gutscheine. Der Verdienst kann auch als Spende direkt an den gewünschten Empfänger weitergeleitet werden. Bonuspunkte gibt es für die Neuregistrierung und die damit verbundenen Profilangaben sowie für erfolgreiche Anwerbung weiterer Nutzer.

 Triaba war noch vor einigen Jahren mein Favorit aufgrund sehr guter Verdienstmöglichkeiten. Inzwischen scheint dort jedoch tote Hose zu sein. Auch hier musste ich aktiv, jedoch erfolglos, nach passenden Umfragen suchen. Einloggen am PC war häufig jedoch unmöglich, da die entsprechenden Felder teilweise verdeckt blieben. Eine Eingabe "auf Verdacht" scheiterte spätestens am Captcha: Die Frage war noch lesbar, die anzuklickenden Felder jedoch blieben verborgen. Echt intelligente Lösung! Das Portal kam zudem stellenweise in sehr holprigem Deutsch daher. Die Fragenkataloge zum Nutzerprofil waren ähnlich umfangreich wie bei Meinungsplatz. Mir war auch bewusst, dass Umfrageportale keine Hochburg des Datenschutzes sein können. Triaba jedoch akzeptierte eine Anmeldung nur, wenn man mit allen Cookies einverstanden war, was ich schon sehr fragwürdig fand. Vergütungen werden via PayPal oder in Form von Gutscheinen angeboten.

Consumer Opinion: Ein Anbieter, der mich vergleichsweise selten zu Umfragen einlädt, weswegen die nachfolgenden Informationen auf nur wenigen Erfahrungen basieren. Die Erfolgsquote ist eher durchschnittlich. Positiv hervorzuheben war, dass es selbst bei Abbruch der Umfrage wegen unpassendem Nutzerprofil (siehe oben) eine geringe Vergütung gab.

Donky, am 18.05.2022
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