Drachensteigen. So fing alles an

Die Geschichte des Drachensteigens

Sieht man heute die bunten Lenkdrachen wie Pfeile durch die Herbstluft flitzen, kann man kaum glauben, dass die Geschichte des Drachensteigens schon über 2000 Jahre zurückreicht. Es soll, so berichten chinesische Quellen, bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. Drachen in China gegeben haben. Andere Untersuchungen hingegen weisen in Richtung Indonesien, wo es vermutlich noch früher Drachen gab. Hierbei handelte es sich aber keinesfalls um Spielzeug für ein lustiges Freizeitvergnügen. Vielmehr waren es moderne technische Hilfsmittel der Zeit, die bei genauerer Betrachtung auch heute nicht altmodisch erscheinen. Mit ihnen wurde wohl die Windkraft genutzt, um Boote oder Wagen zu ziehen. Besonders zu wissenschaftlichen Zwecken wurden in der Neuzeit für unterschiedliche Forschungsfelder und zur Dokumentation Drachen eingesetzt. Beispielsweise in der Meteorologie spielen speziell angefertigte Drachen eine nicht unwichtige Rolle. Dass dabei nicht nur ein lustiges Motiv über einem Stoppelfeld tanzt, zeigte eine Drachenkonstruktion des »Königlich preußischen Instituts in Lindenberg«. Eine Drachenkette, die aus acht Schirmdrachen gebildet wurde erreichte im Jahre 1919 eine Flughöhe von 9740 Metern.

Einleiner

Vom Kinderspielzeug zum professionellen Flugobjekt

Die einfachste Form des Drachens ist der Einleiner, mit dem wir schon alle einmal als Kind auf dem Feld gestanden sind. Egal ob eine bunte Comicfigur, ein Vogel, ein Fantasiegebilde oder ein selbstgebauter einfacher Trapezdrachen (Bauanleitung hier) – die Faszination war groß. Im Erwachsenenalter, haben sich viele die Begeisterung erhalten, aber häufig die Kinder als Rechtfertigung vorgeschoben, um mal wieder Drachesteigen gehen zu dürfen (oder liebe Väter, ist es nicht so…?). n.

beeindruckende Drachen gibt es auch für wenig Geld
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Doch es geht natürlich auch professioneller, so dass es als ernsthaftes Hobby betrieben werden kann, das von vielen Außenstehenden zudem oftmals bewundert wird. Inzwischen gibt es im ganzen Lande immer mehr Drachenfeste, bei denen man die unglaublichsten Drachen bestaunen kann. Fantasievoll, aufwändig oder originell. Die Möglichkeiten bei der Konstruktion von Drachen scheinen grenzenlos zu sein. Auch der Markt hat längst darauf reagiert, so dass man professionelle Einleiner nicht immer selber bauen muss, sondern auch fertige Modelle jenseits der einfachen Trapezdrachen kaufen kan

Wie lasse ich richtig Drachensteigen?

Egal ob es der einfache Drachen für Kinder ist, oder das aufwändige Hobby Modell – die Technik einen Drachen richtig steigen und landen zu lassen ist im Wesentlichen identisch. Am besten sucht man sich einen Tag mit einigermaßen gleichmäßigem Wind aus. Je nachdem wie stark der Wind in Bodennähe ist, gibt es zwei Möglichkeiten des Starts. Einzig die Position ist dieselbe, nämlich mit dem Rücken zum Wind. Bei genügender Windstärke lässt sich der Drachen einfach in den Wind halten und bei gleichmäßigem Abwickeln der Drachenschnur steigt er in die Höhe. Ganz so einfach ist es jedoch nicht, wenn der Wind zu schwach ist. In solch einem Fall sollte der Drachen einfach in einer Entfernung von etwa 10 Meter mit entsprechend abgewickelter Drachenschnur aufgestellt werden, so dass die Unterseite in Richtung Wind weist. Einfacher und ohne Gefahr den Drachen zu beschädigen, geht es natürlich, wenn ihn eine zweite Person in der Hand hält. Mit einem beherzten Zug an der Drachenschnur zieht man den Drachen nach oben. Sollte der Wind so schwach sein, dass ein einmaliges Ziehen noch nicht ausreicht, gibt es als Trick die Möglichkeit, durch gleichmäßiges Ziehen und wieder Nachlassen, den Drachen wellenförmig oder »pumpend« in die Höhe zu bringen, wo dann hoffentlich ein stabilerer Luftstrom herrscht.

So schön das Drachensteigen ist, irgendwann muss man auch landen. Auch hier gibt es mehrere Möglichkeiten. Entweder man wickelt einfach die Drachenschnur auf die Spule auf, was je nach Modell aber häufig etwas mühsam ist, oder man legt die Spule auf den Boden und holt die Schnur mit beiden Händen ein. Dabei empfiehlt es sich allerdings langsam vorwärts zu laufen um »Schnursalat« zu vermeiden. Einfacher geht es, wenn eine zweite Person gleichzeitig die Drachenschnur aufwickelt. Bei starkem Wind ist es dabei gut, Handschuhe zu tragen, damit die Drachenschnur nicht in die Hände schneidet.

Tipps zum Drachensteigen lassen

Was tun wenn …

… der Drachen kopfüber nach unten fliegt? Am besten etwas die Schnur nachgeben, so richtet sich der Drache wieder auf. Sobald er sich etwas stabilisiert, wieder die Schnur belasten.

… wenn der Drachen sich im Sturzflug nicht mehr aufrichten lässt? Am besten 2 bis drei Meter bevor der Drachen am Boden ist, den Zug aus komplett aus der Drachenschnur nehmen. So beginnt der Drachen zu taumeln und verliert extrem an Geschwindigkeit und die Wahrscheinlichkeit, dass er den Absturz unbeschadet überlebt ist wesentlich höher.

… Stromleitungen in der Nähe sind? Klarer Fall: Ein anderes Gelände suchen!! Immer wieder wird diese Gefahr unterschätzt und immer wieder kommt es dabei zu schlimmen Unfällen.

Lenkdrachen

Die sportliche Version des Drachensteigens

Lenkdrachen bieten, wie der Name schon sagt, die Möglichkeit den Drachen nicht nur in den Wind zu stellen, sondern auch aktiv zu steuern. Hierfür besitzen sie zwei Drachenschnüre, mit denen man durch unterschiedlich starken Zug die Flugrichtung vorgeben kann. Mit etwas Übung und Geschick lassen sich hierbei spektakuläre Flugmanöver wie Schrauben oder rasante Kurven fliegen.

Am meisten verbreitet sind dabei die V-förmigen Lenkdrachen, sowie die so genannten Lenkmatten, die ähnlich einem Paraglider sind, meist aber etwas mehr Wind benötigen und ein wenig schwerer zu fliegen sind als die Deltadrachen. Neben den zweileinigen Lenkdrachen, gibt es aber auch noch Vierleiner, bei denen zwei zusätzliche Leinen ein Bremsen ermöglichen oder auch Propellerspins möglich machen.

Wie lasse ich richtig Drachensteigen?

Wie beim Einleiner, stellt man sich mit dem Rücken zum Wind. Grundsätzlich ist es bei starkem Wind möglich den Lenkdrachen aus der Hand zu starten, doch geht es wesentlich besser, wenn man die Leinen einige Meter abwickelt und den Lenkdrachen auf den Boden legt. Dabei muss er auf den Rücken gelegt werden, bzw. soweit nach hinten geneigt werden, dass der Wind ihn nicht erfassen kann. Beide Leinen müssen gleich weit abgewickelt sein, bevor man dann die ausgestreckten Amen gleichmäßig zurückzieht und, je nach Windstärke, noch zwei drei Schritte rückwärts läuft. Je stärker der Wind, umso weniger Körpereinsatz wird für den Start benötigt. Ist der Lenkdrachen in der Luft, lässt er sich durch unterschiedlichen Zug auf die Leinen manövrieren. Der Zug an der Rechten Leine bewirkt eine Rechtskurve, der Zug an der linken Leinen, entsprechend eine Linkskurve. Dabei ist zu beachten, dass die Kurve solange geflogen wird, bis gegengesteuert wird. Das führt schnell auch zu spiralförmigen Flug, bei dem sich die Leinen umeinander herumwickeln, was die Lenkbarkeit des Lenkdrachens jedoch nicht beeinflusst. Hält man den Zug auf beiden Leinen identisch, fliegt der Lenkdrachen in die Richtung, in die die Spitze gerade zeigt.

Um eine sanfte Landung zu gewähren, ist es am besten, wenn man seitlich aus dem Wind fliegt wodurch der Lenkdrachen immer langsamer wird und dann sanft auf den Boden sinkt.

Tipps zum Lenkdrachensteigen lassen

Was tun wenn …

… wenn der Lenkdrachen trotz Wind nicht richtig fliegt? An der Unterseite die so genannte Waage verstellen, d.h. die Leinen entweder etwas mehr in Richtung Spitze oder nach hinten verschieben.

… wenn man die Kontrolle über den Lenkdrachen verloren hat? Schnell auf den Lenkdrachen zulaufen, dass der gesamte Zug aus den Leinen genommen wir. Dadurch vermeidet man einen allzu unsanften Crash.

… wenn eine Leine reißt? Kommt zwar selten vor, aber dann gilt das Gleiche wie bei der verlorenen Kontrolle.

Und ganz zum Schluss …

Nutzen sie das schöne Herbstwetter und verbringen Sie die Zeit mit Ihren Kindern nicht vor dem Fernseher oder PC, sondern im Freien. Lassen Sie gemeinsam einen Drachen steigen und Ihre Kinder werden es genießen, während Sie die Berufssorgen für einige Zeit vergessen werden. Allzeit guten Flug!

Eindrücke von Drachenfestivals
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