Was ist Lepra?

Lepra ist eine bakterielle Infektion der Haut und der peripheren Nerven. Die Übertragung geschieht durch Tröpfcheninfektion. Die Leprösen hausten in Höhlen oder abgelegenen Dörfern. Man erlaubte ihnen keinen Kontakt zur Außenwelt. Da man vor der Entdeckung des Bakteriums nichts über diese Krankheit wusste, wurden die Kranken sozial ausgegrenzt, weil man Angst hatte sich anzustecken. Im Endstadium der Erkrankung konnten die Extremitäten zerfaulen und es entstanden am Körper großflächige Wunden, die den Menschen sehr große Schmerzen verursachten. Ohne Kontakt zur Außenwelt und ohne menschliche Zuwendung war ihr Leben von Trostlosigkeit, Abschiebung und unsagbaren Schmerzen gekennzeichnet. Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte der Norweger Hansen das Mycobacterium leprae. Erst 1941 konnte mit dem medizinischen Einsatz von Sulfonamiden begonnen werden und 1947 wurde das wichtige Sulfonamid als Therapie eingeführt. 1962 wurde mit Clofazimin medikamentös behandelt und in den 70ern Rifampicin als Chemotherapeuticum eingesetzt. Hermann Kober als Pionier in Deutschland gründete Ende der 50er Jahre in Würzburg das "Deutsche Aussätzigen Hilfswerk." Zu weiteren bahnbrechenden Studien dienten in den 70er Jahren Gürteltiere und in den 80er Jahren konnte man den Erreger bei Mangabey-Affen nachweisen. Das "Deutsche Aussätzigen-Hilfswerk" hat sich bei weiteren Forschungen sehr verdient gemacht. Seit den 80er Jahren empfiehlt die WHO eine Polychemotherapie. Indien und Brasilien sind die am meisten betroffenen Länder von Leprösen.

Wodurch kann Lepra ausgelöst werden?

Die meisten Lepra-Krankheitsfälle treten in Ländern der "Dritten Welt" auf. Es sind oft Menschen, die unter der Armutsgrenze leben. Durch beengte Wohnverhältnisse und sehr schlechte hygienische Bedingungen kann sich dort die Krankheit schneller verbreiten. Dazu kommt noch eine Mangelernährung, die die Krankheit begünstigen kann. In Europa gab es Lepra im Mittelalter, aber durch die verbesserten Lebensbedingungen verlor sie allmählich ihren Schrecken. Zwei Formen der Lepra sind zu erwähnen. Die eine Krankheitsform mit wenigen Bakterien, die fast nicht ansteckend ist. Diese "mildere Form" schädigt vor allem die Haut und die Nerven. Kennzeichnend sind ein mangelndes Gefühl in den Extremitäten und eine Schädigung der Hornhaut des Auges. Bei der anderen Form der Lepra-Erkrankung verbreiten sich die Erreger sehr schnell und können den hoch ansteckenden Erreger auf Andere übertragen. Bei der hoch infektiösen Form entstehen Beulen und Knoten auf der Haut und sie führt zu schweren Nervenschädigungen. Man kennt die Bilder von Menschen mit Geschwüren und weiß auch von Taubheitsgefühlen an Händen oder Füßen. Durch dieses mangelnde Gefühl ist die Verletzungsgefahr für die Leprösen sehr groß, es entstehen weitere Geschwüre und Verknotungen, die zu Infektionen führen können. Wenn diese Krankheit dann im weiteren Verlauf nicht therapiert wird, kann sie zum Verlust von Gliedmaßen führen. Ganz schlimm ist die soziale Ausgrenzung der Betroffenen, weil es früher für diese Menschen keine medizinische Aufklärung gab. Die Arbeit von Ruth Pfau und dem DAHW (Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe) besteht deshalb nicht nur primär in der medizinischen Hilfe, sondern in einer individuellen Ansprache von "Mensch zu Mensch." Nur durch zwischenmenschliche Beziehungen zwischen Arzt und Patient kann den Leprösen geholfen werden ihre Krankheit zu verstehen und sie weiter beim therapeutischen Erfolg zu unterstützen.

DAHW - Deutsche Lepra- und Tuberkulose e.V.

http://www.dahw.de/

http://www.lepramuseum.de/09s08.pdf

Kann Lepra therapiert werden?

Der Lepra-Erreger kann durch wirksame Medikamente abgetötet werden. Durch den medizinischen Fortschritt gibt es seit den 80er Jahren Kombinationstherapien. Die DAHW hat sich mit ihrem Engagement eingesetzt, dass die Heilungserfolge dieser Krankheit in Gange gesetzt werden konnten. Menschen mit Behinderungen werden durch Rehabilitationsmaßnahmen unterstützt durch Physiotherapie, Prothesen oder durch Hilfe zur Selbsthilfe, indem sie lernen, wie sie mit ihrer Krankheit umgehen und welche Unterstützung sie von Seiten der Behörden bekommen.

Lepra-Kranke hausten in Leprosorien - Lepra-Kranke die Strafe Gottes?

Ein Bischofskonzil in Lyon verordnete 583 die Verbannung der Leprösen in sogenannte Leprosorien. Diese Behausungen befanden sich außerhalb von Städten, Gemeinden und auch außerhalb vom Schutz der Kirche. Im Mittelalter sah man die Lepra als "Strafe Gottes" an. Eine der ältesten Leprosorien war in Metz, Verdun und Maastricht. Eine der letzten Leprakolonien befand sich in Rumänien. Viele Leprakolonien waren auch in der Nähe von stark befahrenen Straßen angesiedelt. Die Kranken bettelten auf den Straßen um Almosen, um ihren kargen Lebensunterhalt aufzubessern. Die Kirche kümmerte sich um das Essen der Leprösen, je nach Lage der Kolonie wurde die Nahrung auf Schiffen gebracht. Die Kranken mussten eine spezielle Kleidung als Erkennung tragen, häufig sah man sie auch mit Hörnern oder Schellen.

Leprakolonie in Münster - Das "Kinderenhus" am Rande von Münster

 

In Münster erinnert das "Kinderenhus" an die Existenz der Lepra-Kranken in Deutschland. Dort sollen im 16. Jahrhundert die Leprakranken gelebt haben. Das Heim war an einer Handelsstraße und die Reisenden spendeten ihren Obolus an die an Lepra erkrankten in einem Lazarushäuschen. Geblieben ist für heutige Touristen ein Lepramuseum mit den Schutzpatronen der Leprakranken: Lazarus und der heiligen Gertrud.

Ein Lepra-Helfer spricht über seine Erfahrungen in Brasilien
Größer als Furcht ist die Liebe. Mein Einsatz gegen Lebra...

Die Leprakolonien in Sankat Mocan und Bhadhoi in Indien - Back-to-Life e.V. hilft Lepra-Kranken in Indien und Nepal

Sankat Mocan liegt in Benares und ist eine abgeschlossene Leprakolonie mit kleinen Einraumhäuschen, in denen Familien mit mehreren Personen untergebracht sind. Die Menschen leben dort ein sehr kärgliches Leben und verdienen sich ihren Unterhalt durch Betteln, Müllsammeln oder andere niedrige Arbeiten. Die Siedlung ist sauber, doch es fehlt an Unterstützung für Bildung und Förderungsmaßnahmen. Bhadhoi liegt ca. 50 km von Benares entfernt. Die Siedlung beherbergt über 100 Menschen und befindet sich in einem schlechten hygienischen Zustand. Die Leute haben wenig Anbindung an die Außenwelt. Ihre Kinder haben keine Möglichkeit Schulen zu besuchen, weil sie wenig Unterstützung erhalten.

Back-to-Life e.v. hilft in den Leprakolonien

"Back-to-Life e.V." kümmert sich unter anderem auch um die beiden indischen Leprakolonien. Ein medizinisches Team betreut die Leprakranken in Sankat Mocan und Bhadhoi. Es steht ein Behandlungszimmer zur Verfügung, um die Betroffenen mit Medikamenten zu versorgen. Durch Aufklärung und Betreuung konnte sich die Situation in diesen beiden Kolonien schon sehr verbessern und der Verein möchte es sich auch zukünftig zur Aufgabe machen, die Menschen mehr aus dem sozialen Abseits heraus zu holen. Lesen Sie auf der Homepage von "Back-to-Life", welche Initiativen für die Leprakranken unternommen wurden und welche weiteren Projekte angestoßen wurden. Tara Stella Deetjen ist die Gründerin von "Back-to-Life." Der Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, die Ärmsten der Armen zu unterstützen. Ihre Einsätze sind hauptsächlich in Indien und Nepal.

Lepra und Tuberkulose in Indien!

Indien versagt bei der Armutsbekämpfung!

http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-03/indien-armut

Antônio Diogo, eine Leprakolonie in Brasilien - Eine Mauer ist die Trennung der Lepra-Kranken!

Bereits um 1600 registrierte man in Brasilien die ersten Leprakranken. In den Jahren um 1920 gab es die höchste Zahl von Leprakranken in Brasilien. Deshalb verordnete auch in Brasilien ein Gesetz die Isolation der Leprösen. Es entstand um 1930 eine von Nonnen geführte Leprakolonie in Antônio Diogo. Es sollen dort katastrophale Zustände geherrscht haben: Es gab kein fließendes Wasser und kein Licht und die Gestrandeten litten nicht nur an der sozialen Ausgrenzung, sondern auch an Hunger. Die Kranken waren auf Gedeih und Verderb an diese Behausungen gebunden, sie durften die Kolonie nicht verlassen und ihre Angehörigen durften nicht in die Kolonie. Es gab eine lange Trennwand mit Glasfenstern, man nannte sie "Parlatório" und vor dieser Mauer konnten die Angehörigen mit den Leprakranken sprechen. Die Mauer war die menschliche und soziale Trennung von der Außenwelt. Bei Geburten wurden die Kinder den Eltern sofort weggenommen und kamen in ein Waisenhaus. Die Kirche und Privatspender kümmerten sich um Nahrung und Kleidung der Kranken, erst 1940 wurde diese Leprakolonie verstaatlicht. Erst in den 70er Jahren, man muss sich das mal vorstellen, konnten die Bewohnen die Kolonie verlassen oder mit Familienangehörigen zusammenleben. Dies war aber nur möglich, weil es therapeutische Fortschritte in der Behandlung gab! Heute leben noch ehemalige Patienten in Antônio Diogo in einem "Zentrum des Zusammenlebens." Sie konnten behandelt werden und beziehen eine kleine staatliche Rente. Sie leiden durch die jahrelange Zwangsisolation an psychosomatischen Erkrankungen und körperlichen Behinderungen.

Spinalonga die griechische Spur der Lepra!

Wir waren in den 90er auf Kreta und haben die Vogelinsel sowie die Leprakolonie in Spinalonga besucht. Durch die bleibende Erinnerung an diese Besichtigung habe ich mich auch mit Lepra beschäftigt. Man kann Spinalonga mit Booten von Agios Nikólaos und Eloúnda aus erreichen. Spinalonga liegt in der Nähe des Ortes Pláka. Die Leprakolonie ist zu einer Touristenattraktion geworden und zieht viele interessierte Besucher zu diesen trostlosen Ruinen. Im 19. Jahrhundert lebten noch türkische Familien auf Spinalonga, aber das änderte sich als die griechische Regierung 1913 beschloss aus Spinalonga eine Lepra-Enklave zu machen. Auch diese Zwangsmaßnahme bedeutete für die Kranken eine soziale Abgrenzung und eine Zeit der schrecklichen Isolation. Man wollte verhindern, dass sich die Krankheit weiter ausbreitet und sammelte alle Leprakranken in Griechenland und schaffte sie nach Spinalonga. Die medizinische Versorgung ließ zu wünschen übrig, die Kranken lebten in desolaten Behausungen und erst mit der besseren Therapierbarkeit verbesserten sich die Lebensumstände der Betroffenen. Zumindest bekamen die Leprösen eine kleine Unterstützung vom Staat, aber Skrupellose nutzen diese Situation aus: Sie brachten ihnen Lebensmittel und verkauften sie zu überhöhten Preisen. Was blieb diesen armen Menschen anderes übrig als auch diese Ausnutzung hinzunehmen, wo sie doch unter strengsten Isolationen ihr Leben dort fristen mussten.

Spinalonga, eine der letzten Lepra-Kolonien in Griechenland

Dr. Ruth Pfau - Die Mutter der Leprakranken - Maria Adelaide Leprosy Centre in Pakistan

Eine bemerkenswerte Frau, die ihre ganze Schaffenskraft für die Ärmsten der Armen einsetzt. Die "Mutter der Leprakranken" ist eine ehrenvolle Bezeichnung für die Ärztin, Dr. Ruth Pfau, die sich für die Lepra- und Tuberkulose-Kranken in Pakistan einsetzt. Sie hat dort viele Jahre das Lepra- und Tuberkuloseprogramm geleitet. Von Haus aus ist Ruth Pfau Gynäkologin und wollte über ihren Orden "Töchter vom Herzen Mariä" eigentlich nach Indien. Es war ein Zufall, dass sie in den 60ern eine Zwischenstation in Karachi machte. Sie konnte damals nicht nach Indien weiterreisen, weil es Schwierigkeiten mit ihrem Visum gab. Als sie die unsagbare Not in den Slums von Karachi sah, stand ihr Entschluss fest: Hier wollte sie bleiben, um ihre Ausbildung in den Dienst der Aussätzigen zu stellen. Ruth Pfau arbeitete mit vorbildlicher Willenskraft am Aufbau des Zentrums "Maria Adelaide Leprosy" Hier unterstützt sie nicht nur medizinisch, sondern, was weitaus noch viel wichtiger ist mit emotionaler Zuwendung für die Aussätzigen und Ausgestoßenen in der Gesellschaft. Lepra-Kranke waren immer ein Makel, man trennte sie von ihren Familien und brachte sie in Behausungen unter, die menschenunwürdig waren. Am 09.Semptember 2009 durfte Ruth Pfau ihren 80. Geburtstag feiern.

Biographie von Dr. Ruth Pfau

Ruth Pfau wurde 1929 in Leipzig geboren. Sie studierte Medizin in Mainz und in Marburg. Sie erlebte die Jahre des Wirtschaftswunders in Westdeutschland und war als junge Studentin auf der Suche ihrem Leben einen Sinn zu geben. Sie konnte dem beginnenden materiellen Überfluss nichts abgewinnen und trat in den 50er Jahren dem Orden der "Töchter vom Herzen Mariä" bei und wurde 1969 nach Asien entsandt. In vorbildlicher Weise hat sie alle bürokratischen Hürden in Pakistan überwunden, um der Lepra ihren Schrecken zu nehmen. Ihre Person ist eng mit dem Gesundheitswesen in Pakistan verbunden: Sie ist Ehrenbürgerin in Pakistan und Staatssekretärin seit 1979. In diesem politischen Rang unterstützt sie die nationalen Belange für die Leprakranken. Finanziell unterstützt wird sie von der "Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe", die zu Spenden aufruft, um auf das Leid der Menschen aufmerksam zu machen und ihnen eine humane Existenz zu gewährleisten.

Die Mutter der "Leprakranken."

Welt-Lepra-Tag am letzten Sonntag im Januar - 27. 01. 2013

http://suite101.de/article/welt-lepra-tag-am-letzten-sonn...

sissilu, am 28.08.2012
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