Schneller Überblick über die Technik des Lesen Lernens:

Grob gesagt muss man zum Lesen nur vier Dinge können:

 

  1. Zeichen kennen.

  2. Die zu den Zeichen passenden Laute kennen.

  3. Verschiedene Laute ohne Pause hintereinander sagen.

  4. Das Gesprochene selbst verstehen.

 

Dann kann man ein Wort richtig lesen!

 

 

Das "O" (Bild: OpenClips / Pixabay)

Und wer mehrere Worte lesen kann, kann auch Sätze verstehen.

 

 

Ein Beispiel:

 

1. Zunächst sollte man die Zeichen "O", "M" und "A" kennen.

 

 

2. Dann die dazugehörigen Laute "O", "M" (ganz wichtig, nicht "EM"!!) und "A" kennen.

 

 

3. Wenn man alle diese Laute ohne Pause hintereinander sagt, ergibt sich die Kurzbezeichnung für Großmutter.

 

 

4. Das gesprochene Wort verstehen zunächst die Erwachsenen. Das Kind selber kann den Sinn dann aufnehmen, wenn das Laute sprechen einigermaßen sicher "sitzt", sodass sich das Kind nicht mit aller Anstrengung auf das Aussprechen konzentrieren muss. Und die notwendige Gehirnreife vorhanden ist.

Das "M" (Bild: OpenClips / Pixabay)

Das "A" (Bild: OpenClips / Pixabay)

Genauere Ausführungen zur Technik des Lesen Lernens finden Sie am Ende des Beitrags.

Wann sollen Kinder lesen lernen?

Eine stark umstrittene Frage. Ich kann die Ansichten hierzu an dieser Stelle nur kurz darstellen. Die traditionelle Antwort auf diese Frage ist: Kinder sollten erst in der Schule lesen lernen. Sie wären meist erst in diesem Alter dazu in der Lage. Außerdem würden die Kinder sich sonst später in der Schule langweilen und den Unterricht stören.

 

Andere sagen, dass man Kindern auch schon ab ungefähr 3 Jahren das Lesen beibringen kann. Das sollte man jedoch nur dann tun, wenn das Kind von sich aus Interesse daran zeigt (ein Interesse für Musik und Sport würde man auch fördern). Manche meinen sogar, dass es Kleinkindern leichter fällt, Lesen zu lernen als Schulkindern.

 

Ob lesekundige Kinder in den ersten Schulklassen ein Problem darstellen, hängt davon ab, ob die Lehrer mit dem unterschiedlichen Leistungsstand der Schüler umgehen können und wollen. (Wer schon weiß, auf welche Schule das Kind gehen wird, kann ja vielleicht mal nachfragen, wie das in dieser Schule gehandhabt wird. Ich habe bei drei Schulen in unserer Umgebung nachgefragt. Bei einer stand man dem Thema Lesen können vor der Einschulung eher reserviert gegenüber, bei einer hielt man es nicht für ein Problem und bei der dritten war man pikiert, dass die Frage überhaupt aufkam - selbstverständlich ginge das, sie würden immer auf drei oder vier Niveaus unterrichten.)

Zeitdauer bis zu den ersten Leseerfolgen

 

Im normalen Schulunterricht dauert es Wochen, teilweise Monate, bis die ersten Leseerfolge sichtbar werden.

 

Experimente mit der Zielgruppe haben gezeigt, dass einfache Wörter und Sätze sogar schon nach 5 Tagen gelesen werden können; und dabei nahmen nicht nur Schul-, sondern auch Kindergartenkinder teil!

5 Tage bis zum ersten Lesenlernen (Bild: OpenClips / Pixabay)

In Deutschland bietet Wolfgang Heller (http://www.lesegrundschule.de/) solche Crashkurse an. Dabei werden die Buchstaben Tieren zugeordnet sowie auf der Computertastatur getippt. Nach dem Kennenlernen der Laute werden Silben geübt und später einfache Wörter.

Was man zur Unterstützung des Lesen Lernens tun sollte

Es ist gut, dem Kind vor der Schulzeit viel vorzulesen. Denn neben der reinen Technik des Lesen Lernens ist auch die Motivation wichtig. Ich hatte z.B. einen starken Anreiz zum Lesen lernen: Ich bekam regelmäßig spannende Geschichten vorgelesen und war dabei davon abhängig, dass meine Mutter Zeit zum Vorlesen hatte. Nachdem ich lesen gelernt hatte, konnte ich dann auch ohne diese Einschränkung erfahren, wie es in der Geschichte weiterging.

Näheres zu den einzelnen Schritten des Lesens:

1. Erkennen der Zeichen

Zunächst einmal muss man Buchstaben erkennen. Am einfachsten beginnt man mit den großen Druckbuchstaben. Zum Beispiel mit dem "O".

 

Wahrscheinlich merkt sich das jeder anders. Am besten überlegt sich das jeder für sich. Ich würde es als Kreis beschreiben, bei meinem "Test" mit meinem zweijährigen Sohn war es jedoch nicht hilfreich, dass ich ihm einen weiteren "Begriff" für das Zeichen "O" genannt habe, da er diesen hinterher immer aufsagte, und erst danach den Laut "O".

 

In welcher Reihenfolge lernt man die Zeichen? Man kann die Zeichen von A-Z lernen; empfohlen wird jedoch, erst die besonders Wichtigen zu lernen:

A, E, I, O, U, also die Vokale zuerst.

D, F, J, K, L, M, N, R, S und T, die einfachen Konsonanten folgen (hier wieder sehr wichtig: Nicht DE, EF, JOT, KA, EL, EM, EN, ER, ES und TE, sondern die reine Lautform). Damit kann man schon die ersten Wörter lesen.

B, C, G, H, P, Q, V, W, X, Y und Z sowie ß, ä, ö und ü erst danach.

2. Merken der Laute - die Technik

Nach Erkennen des Zeichens muss das Kind den Laut aussprechen. Bei dem Zeichen "O" den Erschreckenslaut O, bei "M" ("M" und nicht "EM") das Summen, wie wenn etwas gut schmeckt und beim "A" den Laut des Mundaufmachens beim Zahnarzt.

 

Umstritten ist allerdings, wie Kinder von diesem Laut erfahren bzw. ihn wiederholen sollen.

 

Ist es sinnvoll, zu jedem Zeichen ein Bild eines bekannten Gegenstandes zu präsentieren, dessen Bezeichnung mit dem Laut anfängt? Also bei "O" beispielsweise ein Ohr. Vorteil dieser Methode ist sicherlich, dass die Kinder beim Lernen autonomer sind: Sie können die Laute nach den ersten Erklärungen selber herausfinden und wiederholen, indem sie die auf den Bildern dargestellten Begriffe aussprechen. Allerdings wird diese Methode in letzter Zeit verstärkt kritisiert. Die Bilder sollen auch ablenken. Eine Reihe von Kindern prägen sich die Wortfolge "Ohr O" so ein, dass sie sie auch beim Vorlesen der Zeichen aufsagen. Dann wird nicht "OMA" vorgelesen, sondern "Oma O, Maus M, Apfel A"; oder die Begriffe werden zumindest mitgedacht, was zu langen Pausen zwischen den Lauten führt.

Die andere Alternative ist, dass die Laute von einer des Lesens kundigen Person (Lehrer oder Eltern) wiederholt werden. Vor über 30 Jahren war dies die gängige Methode. Sie ist in letzter Zeit wieder im kommen und heißt beispielsweise IntraActPlus-Methode (IAP-Methode).

Ich kann den Streit hier nicht endgültig entscheiden. Vielleicht ist es auch so, dass dem einen Kind die Bebilderung mehr hilft, dem anderen das Vorsagen der Laute. Auch bei Erwachsenen gibt es ja verschiedene Lerntypen, machen merken sich Visuelles besser, andere Gehörtes.

3. Aussprechen mehrerer Laute

Wenn man die Laute zu einigen Zeichen sicher beherrscht, kann man die aus ihnen gebildeten Worte erfassen, indem man die Laute zügig und vor allem ohne Pause hintereinander aufsagt.

 

Es empfiehlt sich, mit kurzen Wörtern anzufangen und mit längeren, aber immer noch einfachen weiterzumachen. Anschließend folgen erste kurze einfache Sätze, dann die ersten schwierigeren Wörter (ein paar Ausnahmen gibt es nämlich noch, z.B. bei der Kombination "EI", das wird nicht wie "E" und "I" ausgesprochen, sondern eher wie "A" und "I") und Sätze und dann kurze Texte.

 

4. Das Verständnis

Wenn Sätze oder Texte gelesen werden, sollte man anfangen durch Nachfragen festzustellen, ob das Gelesene verstanden wurde. Das ist nicht immer selbstverständlich. Selbst routinierten Lesern passiert es, dass sie einen Text so schnell lesen, dass sie hinterher kaum wissen, was darin stand.

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