Hohe Erwartungen...

Alexander Crichlow Barker jr. wird am 8. Mai 1919 in Rye, New York als zweites und letztes Kind eines Bauunternehmers von vornehmer, britischer Herkunft geboren, der seinen einzigen Sohn von klein auf hart fordert und dessen Karriere in der Übernahme seines Betriebes sieht. Doch der kleine Alexander hat andere Pläne: er spielt lieber mit seiner Schwester Frederike, ist sehr sportlich und kauft sich von seinem ersten Taschengeld, das er während eines Ferienjobs zusammenspart, ein Pferd. Hunde und Pferde spielen eine große Rolle in seinem Leben (die gefährlichen Reitstunts in den Karl May-Filmen führt er sehr zum Missfallen der Regisseure selbst aus) und es ist ein einschneidendes Erlebnis, als sein Hengst "Dick" während einer von der Herde ausgelösten Stampede niedergetrampelt wird. Da ist Lex gerade fünfzehn und trauert monatelang.

Andere Pläne...

Das Verhältnis zum Vater ist respektvoll, aber distanziert und bleibt gespannt bis zu dessen Tod. Lex tut, was er für richtig hält, beteiligt sich an sportlichen Wettkämpfen, die Barker senior duldet, solange Lex gute Noten mit nach Hause bringt. Daran, Ingenieur zu werden, denkt er nicht, obwohl er sich in der renommierten Harward Universität in Princeton einschreiben lässt. Er bricht sein Studium ab, nachdem ihm nach kleineren Theaterrollen ein Schauspielstudium angeboten wird. Sein gutes Aussehen, die athletische, durchtrainierte Figur und eine Größe von 1,93 m erweisen sich dabei als hilfreich. Talent kann man ihm ebenfalls nicht absprechen, doch seine imposante Erscheinung ist es wohl, die ihm später die Rolle einbringt, mit der er berühmt werden sollte: Edgar Rice Borroughs Dschungelheld Tarzan alias Lord Greystoke, der unter wilden Tieren aufwuchs.

 

 

Lex Barker als Tarzan

Lex Barker (Bild: 5256265)

Heirat, Krieg und Tarzan - Höhen und Tiefen.

1942 heiratet Lex Barker seine Jugendliebe Constance Thurslow. Kurz danach meldet er sich freiwillig zur Armee, kämpft in Norditalien und Afrika und wird zum jüngsten Major dekoriert. Zweimal wird er schwer verwundet - während der ersten Verletzung muss ein Teil seines Schädels durch eine Silberplatte ersetzt werden. Die zweite, eine Beinverletzung, die ihm bis an sein Lebensende zu schaffen macht, zwingt ihn, den Dienst als Soldat zu quittieren. Zuhause kann er nach monatelanger Abwesenheit seine neugeborene Tochter Lynne begrüßen. Im gleichen Jahr setzt er sein Schauspielstudium fort.

Obwohl einige Kritiker behaupten, er sei ein besserer Tarzan als sein Vorgänger Johnny Weismueller, ist Lex Barker nicht recht glücklich mit der Rolle. Er fühlt sich verheizt, verabscheut die ihm auferlegte Diät, um seinen Astralkörper in Schuss zu halten, und beharrt auf mehr Text. Die Produktionsfirma sieht sich außerstande, seine Wünsche zu erfüllen, und so ist 1953 Schluss mit Barker-Tarzan. Er nimmt Rollen in B-Western und Krimis an, von denen einige zwar gut geschrieben sind, aber wenig  Anklang beim Publikum finden, das Lex Barker als Tarzan sehen will.

La Dolce Vita, Irene Labhardt und Old Shatterhand - Neues Glück in Europa?

Die Ehe mit Constance Thurslow, aus der neben Lynne noch ein Sohn, Alexander (geb. 1947), hervorgeht, wird geschieden, doch Constance und er bleiben freundschaftlich verbunden. Als sie erneut heiratet, nimmt er die Kinder zu sich. Insgesamt fünfmal tritt Lex Barker vor den Traualter. Für Schlagzeilen sorgt seine Verbindung zu Hollywoodstar Lana Turner, deren Tochter Cheryl ihrem Stiefvater Missbrauch vorwirft, der bis heute ein Gerücht bleibt.

Frustriert von Beruf und Privatleben zieht Lex Barker nach Europa, wo er in zweitklassigen Kostümfilmen eine gute Figur machen darf. Seine einzige anspruchsvolle Rolle ist die von Anita Ekbergs ständig betrunkenem Ehemann in Federico Fellinis "La Dolce Vita", doch sie bleibt weitgehend unbeachtet.

Seine vierte Frau, die Schweizerin Irene Labhardt, überredet ihn schließlich, für die Rolle des Old Shatterhand vorzusprechen, als die populären Karl May-Romane verfilmt werden sollen. Old Shatterhand macht Lex Barker in Deutschland so berühmt wie Tarzan in den USA. Zudem wurde 1960 Sohn Christopher geboren. Das Glück scheint perfekt und zerbricht wieder, als Irene Labhardt an Leukämie erkrankt und sich, gerade sechsundzwanzig Jahre alt, das Leben nimmt.

Langsamer Abstieg...

Irenes Tod trifft den Frauenschwarm hart. Söhnchen Christopher wächst in der Schweiz bei den Großeltern auf, begleitet Lex Barker zu Dreharbeiten und wächst mehrsprachig auf. Lex Barker spricht Französisch mit ihm.

Während der Dreharbeiten zu "Winnetou I" verliebt sich die aparte und junge Marie Versini, Winnetous Schwester, derart unglücklich in Lex Barker, dass sie sich die Pulsadern aufschneidet, jedoch gerettet werden kann. Zu dieser Zeit ist Lex Barker bereits mit der Spanierin Carmen Cevera liiert, die er 1965 heiratet. Gemeinsam leben sie in der neu erbauten Villa Mas Mananas (Mehr Morgen) an der Südküste Spaniens. Die Verbindung steht unter keinem guten Stern; wenige Jahre später zieht Lex Barker in seine Heimat New York auf der Suche nach Filmangeboten. Er hält sich mit Wohltätigkeits-Tennisturnieren und TV-Rollen über Wasser.

Im Mai 1973 beschließt er aufgrund Beschwerden seiner alten Beinverletzung, den Arzt zu konsultieren. Auf dem Weg dorthin erleidet er auf offener Straße einen Herzinfarkt und stirbt. Nur durch die Gravur auf seiner Armbanduhr wurde der einst so berühmte Schauspieler identifiziert. Er wurde 54 Jahre alt. Seine Noch-Ehefrau nimmt die Urne mit seiner Asche zurück nach Europa, wo sie in der Villa Mas Mananas in Sant Feliu de Guíxols, Spanien, bis zum heutigen Tag steht.

Lex Barker i Karen Kondazian

Lex Barker i Karen Kondazian (Bild: Arxiu del So i de la Imatge de Mallorca / Flickr)

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