Seit dem Mittelalter als Rossio bekannt

Schon seit dem Mittelalter wird der Platz im Herzen Lissabons als Rossio bezeichnet. So wie heute seine anliegenden Cafés, seine Geschäfte, das Theater und der Bahnhof Treffpunkt für Einheimische und Touristen sind, so hatte der Platz auch früher zentrale Bedeutung. Hier befand sich vor dem Erdbeben 1755 der Palast der Inquisition. Der Rossio war Schauplatz von Ketzerverbrennungen und Hinrichtungen. Hier fanden Militärparaden statt, öffentliche Festveranstaltungen und sogar Stierkämpfe. Das Erdbeben von Lissabon 1755 zerstörte das alte Zentrum. Für den Wiederaufbau des neuen Lissabon zeichnet der Marquis de Pombal verantwortlich. Er war ein leidenschaftlicher Gegner des Klerus. So ist es nicht verwunderlich, dass die Gebäude um den Rossio nicht wieder errichtet wurden. 

Der Rossio mit seinem berühmten Wellenpflaster (Bild: Heike Nedo)

Das Herz der Stadt Lissabon

Der heutige Rossio wird an drei Seiten durch Gebäude des 18. und 19. Jahrhunderts geprägt. Im Erdgeschoss der Häuser befinden sich Geschäfte und Cafés. Sie können sich als Besucher entscheiden in welches der zwei berühmten Cafés Sie einkehren: Rechts, in Blickrichtung Theater, liegt das Suiça und links auf der anderen Seite des Platzes das Nicola. Im Nicola sollen sich früher die Lissabonner Schriftsteller eingefunden haben. In der Mitte steht nicht zu übersehen die Statue des Königs Dom Pedro IV., der erste Souverän des unabhängigen Brasilien. Dort wurde er als König Pedro I. verehrt. Die Bronzestatue, 1870 aufgestellt, reicht dem portugiesischen Volk die liberale Verfassung. Sie wurde auf brasilianischem Boden erarbeitet. Im Norden des Platzes befindet sich das klassizistische Nationaltheater Dona Maria II., gewidmet der Tochter des in Bronze gegossenen Königs. Entworfen wurde das Gebäude vom italienischen Architekten Fortuna Lodi 1840. In der Mitte der Front stehen sechs ionische Säulen, darüber ein dreieckiges Giebeldach mit Allegorien aus Stein sowie der Statue Gil Vicentes, dem Begründer des klassischen Theaters in Portugal.

Bahnstation Rossio bei Nacht (Bild: Heike Nedo)

Rechts und links neben dem Rossio gelegen

Vom Rossio aus gelangt man zu Fuß zu mehreren weiteren Sehenswürdigkeiten. Da ist zunächst die Kirche São Domingo zu nennen. Sie liegt an einem kleinen Platz im Norden rechts neben dem Rossio, dort wo Sie die Schlange der Taxifahrer sehen. Das bereits im 13. Jahrhundert errichtete barocke Gebäude wurde Opfer des Erdbebens. Es wurde anders als der Palast der Inquisition wieder restauriert. Im Gegensatz zu anderen portugiesischen Kirchen erschien mir diese im Inneren beinahe schlicht. Im hinteren Bereich findet der Liebhaber von Azulejos einige schöne blau-weiße Fliesenbilder. Auf der andere Seite, ebenfalls im Norden des Platzes, befindet sich der Bahnhof Estacão do Rossio. Er schmückt sich mit zwei hufeisenförmigen Bögen als Eingang. Die neumanuelinische Fassade des Lissabonner Hauptbahnhofs ist sehenswert. Geht der Besucher vom Rossio aus in Richtung Süden, landet er direkt am Tejo und kann hier einen weiteren berühmten Platz der Stadt bewundern, den Praça do Comércio mit seinem weißen Triumphbogen. Wer vom Rossio, der in der Unterstadt Baixa liegt, hinauf zur Oberstadt Bairro Alto möchte, kann in unmittelbarer Nähe den Elevador de Santa Justa nutzen. Der Aufzug verbindet beide Stadtviertel und darf als ein Muss bezeichnet werden, selbst für die Touristen, die nur ein oder zweige Tage in der Stadt verweilen. Von der oberen Plattform aus haben Sie einen herrlichen Blick über die Stadt. Natürlich auch über den Rossio, dessen wellenförmige Pflasterung aus der Vogelperspektive besonders auffällt. 

Zeitungskiosk der besonderen Art

Ältester Zeitungsladen am Platz (Bild: Heike Nedo)

Vom Platz aus in die gesamte Stadt

Für alle, die etwas mehr Zeit haben, kann ich empfehlen, einfach vom Rossio aus in eine beliebige Richtung zu bummeln. Es ist immer interessant. Der Weg nordöstlich, die kleine Gasse neben der Kirche Sao Domingo entlang, führt zum Platz Martim Moniz. Hier liegt eine der Endstationen der in jedem Reiseführer erwähnten berühmten Tram 28. 

Die Linie mit der alten Straßenbahn ist ein Touristenmagnet. Daher sind die Bahnen immer voll. Wer am Martim Moniz einsteigt und in der Schlange vorne steht, hat die Chance auf einen Sitzplatz. Es lohnt sich, eine Bahn fahren zu lassen, sollte die erste zu voll sein. Denn in Portugal ist es üblich, sich ordentlich anzustellen. Wer vorne steht, bekommt sicher einen Platz. Gedrängelt wird nicht. Der Weg in Richtung Wasser lohnt immer, egal, welche der abführenden Straßen Sie nehmen. Vorher schauen Sie noch im ältesten Tabakladen am Rossio vorbei. Er liegt im südwestlichen Bereich des Platzes und ist nicht mehr als ein schmales Handtuch, dafür im Jugendstil herrlich ausgestattet mit Holzschnitzereien und Fliesen. 

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