Endlich ein "Macho Man" geworden - ...

Endlich ein "Macho Man" geworden - Ivan Dentler (Bild: Theater Die Komödianten Kiel)

Etwas unbeholfen kommt er daher, der Daniel

Daniel, mitsamt allen seinen wunderbaren Verwandlungen und seiner genialen Körpersprache überzeugend dargestellt von Ivan Dentler, betritt die Bühne als gebrochener Mann. Unbeholfen nestelt er an seiner Brille herum und man glaubt ihm eher den sozial gestörten Computerfreak als den Titelgebenden Macho. Aber seine Geschichte will nun erzählt werden. Und die ist unglaublich genug. Denn gerade in diesem Moment sieht er seine Angebetete Aylin im schönsten Brautkleid am Pool des türkischen Ferienclub stehen und der Mann neben ihr ist sein bester Freund Mark. Doch halt. Alles auf Anfang.

Alles beginnt im Ferienclub in Antalya

Die Vorgeschichte ist schon kompliziert genug. Hier die 68er Eltern, dort die türkische Großfamilie. Ganz erleichtert ist Daniel, als er erfährt, dass seine Aylin hier in Antalya nur einen Ferienjob macht, ansonsten aber in Köln lebt. Da denkt er doch schnell, dass es so schwierig ja dann gar nicht sein kann. Mit witzigen Dialogen und fein einstudierter Körpersprache arbeitet sich Ivan Dentler nun durch die ganze Geschichte hindurch. Sogar das Gezanke zwischen Türken und Griechen findet statt, kaum ein Witz wird ausgelassen. Dentler nutzt die Vorlage für eine wirkliche Vielseitigkeitsprüfung. Man glaubt ihm sogar die türkische Schwiegermutter in Spe, die er mit Kopftuch schnell verhüllt und kokett übergeschlagenen Beinen glaubhaft zeigt. 

Auch die 68er-Eltern bekommen ihr Fett weg

Klar müssen Daniels Eltern, als die ganze Sache ernst wird, den türkischen Vater um die Erlaubnis bitten, dass der Sohn deren Tochter heiraten darf. Für echte 68er ist das natürlich ein Unding. Sie kriegen diese einfache Frage einfach nicht über die Lippen. So dauert es dann auch eine ganze Weile, bis der zukünftige Schwiegervater schließlich selber die Regie übernimmt: "Ja! Er kann sie bekommen!" Frenetischer Szenenapplaus im Publikum. Alle Rollenspiele, die Daniel übernimmt, sind perfekt durchgetaktet, immer mit den jeweils dazu passenden Requisiten griffbereit in der Nähe. Ivan Dentler hat bei allem auch eine nachdenkliche Seite: Glück und Enttäuschung, große Gefühle und kleinere Katastrophen, all das liegt in diesem Stück nahe beieinander. Regisseur Christian Lugerth mischt mit seiner lockeren Inszenierung das begeisterte Premierenpublikum wunderbar auf. Er scheut sich nicht einmal vor platten Klischees: Aylins schwuler Bruder Cem mag seinen Freund zu Hause nicht vorstellen? Man darf kurz vermuten, warum. Aber die schlagfertige Antwort überrascht die meisten im Publikum dann doch: "Bist Du wahnsinnig? Der ist Grieche!"

Zu sehen ist das Stück im Theater Die Komödianten Kiel bis zum 28. März am Freitag und am Sonnabend jeweils um 20 Uhr. Kartenbestellungen unter 0431 553401.

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