Wenn die Seele weint

Wenn die Seele weint (Bild: Wolfgang Pfensig/ Pixelio)

Andreschka Großmann ist aber nicht der Meinung, dass es eine so negativ belastete "Affektive Störung" ist. Eher sieht sie in dem Ganzen eine veränderte Wahrnehmung. Sie zeigt ihrem Publikum eine Innensicht, indem sie einen wunderbaren, lebendigen Film von 60 Minuten macht. Alle Zuschauer sind gefesselt und fast 50 von ihnen kommen nach dem Film noch zur Diskussion mit ihr in den kleinen Raum neben dem Kinosaal.

Den Film gedreht in manischer Phase?

Viele Fragen kommen und Andreschka Großmann antwortet geduldig. Ob sie selber in einer manischen Phase gewesen sei, als sie den Film drehte? Ja, manchmal schon, antwortet sie. Aber nicht immer. Das führte dazu, dass die Dreharbeiten sich über acht Jahre hinzogen. Ob das alles echte Aufnahmen seien, will eine Zuschauerin wissen. Frau Großmann kommt die Frage etwas komisch vor: "Natürlich sind das echte Interviews", sagt sie. Die Menschen, mit denen sie gesprochen hat, haben alle etwas zum Thema zu sagen.

Alles beginnt mit einer spontanen Heirat

Das macht den Film so spannend. Sie schafft es, in dieser einen Stunde alle mit essentiellen Aussagen zu Wort kommen zu lassen: Männer, Frauen, Bipolare, Ärzte, Therapeuten, sich selber natürlich auch. "Wann hat das bei Ihnen angefangen?" will eine Zuschauerin wissen. "Als ich geheiratet habe. Ich kannte den Mann ja nur kurz, im Film waren auch ein paar Aufnahmen dieser überraschend spontanen Heirat. Der Mann hatte ja schon gesagt, dass er ein Alkoholproblem habe. Aber ich habe nur gelacht und gesagt, das bekommen wir schon in den Griff!" 

"Ist das nun Kunst? Komme ich damit ins Museum oder in die Psychiatrie?"

Viele Fragen drehen sich auch um den Bereich der Kreativität, die ja bei vielen Menschen mit dieser Diagnose hoch ist. So lautet dann auch ein sehr schöner Satz im Film: "Ist das nun Kunst? Komme ich damit ins Museum oder in die Psychiatrie?" Sicher eine berechtigte Frage und sicher sind die Grenzen da sehr durchlässig. "Psychische Erkrankungen sind keine notwendige Bedingung für Kunst, aber es finden sich viele künstlerische Tätigkeiten, die Erschaffung von Kunstwerken, sei es in der Malerei, im Schreiben oder in der Musik als Ausdrucksmittel innerer psychischer Spannungszustände…" schreibt die Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen auf ihrer Homepage (http://www.dgbs.de/genie-und-wahnsinn.html).

Jeder, der die Diagnose mal bekommen hat, ist in wirklich guter Gesellschaft!

Und dann auf einer anderen Seite im Internet mit dem Titel "Berühmte Bipolare" finden sich auch viele bekannte Namen (http://bipolar-shg-nt.jimdo.com/ber%C3%BChmte-bipolare). Da ist jeder, der die Diagnose mal bekommen hat, in wirklich guter Gesellschaft: Vincent van Gogh, Paul Gauguin, Ernest Hemingway, Edvard Munch, Kurt Kobain, Virginia Woolf, Sylvia Plath, George Gordon Byron, Robert Schumann, "Falco", Charles Dickens, Graham Greene, Hermann Hesse, Mark Twain, Marlon Brando, Otto Klemperer, Friedrich Nietzsche, Abraham Lincoln, Florence Nightingale, Ozzy Osbourne, Ray Charles, Alexander "der Große", Ludwig van Beethoven, Honoré de Balzac, Charles Dickens, Richard Dreyfuss, William Faulkner, Howard Hughes, Abraham Lincoln, August Strindberg, Napoleon Bonaparte, Sergei Rachmaninow, Theodor Roosevelt, Georg Friedrich Händel, Hans Christian Andersen, Agatha Christie, Francis Ford Coppola, Sigmund Freud, Victor Hugo, Jack London, Marilyn Monroe, Isaac Newton, Jean-Jacques Rousseau, Gordon Matthew Sumner (Sting), Kay Redfield Jamison…um nur ein paar zu nennen.

Eine Reihe von "irre guten Filmen" in der Kieler Pumpe.

Die Kieler "Pumpe" (www.diepumpe.de) zeigt dann noch mehr Filme zum Thema, genau genommen eine Reihe von "irre guten Filmen". Am 25. September geht es weiter mit dem Spielfilm "Das Fest". Am 23. Oktober gibt es den Dokumentarfilm "Gebrochener Wechsel" und schließlich am 20. November zum Abschluss "Im Weltall gibt es keine Gefühle".

Und wer nun neugierig geworden ist und weiterlesen möchte: "Macker ohne Motorrad"

Und wer nun neugierig geworden ist und noch weiterlesen möchte: "Macker ohne Motorrad" von Gabriele Schreib M.A. ist ebenfalls eine Innensicht der Dinge. Nur in einem anderen Medium. Re Di Roma-Verlag, Remscheid, 2009, ISBN 978-3-86870-150-0, 14,50 Euro.

 

 

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