Ein christlicher Brauchtum verschwindet immer mehr

Beide Feierlichkeiten haben gemein, dass Kinder Lieder singend von Haus zu Haus ziehen. Meistens sind es Geschwister oder Schulfreunde, die bei ihren Nachbarn an der Tür klingeln und ihnen ein Lied vorsingen. In Städten wird gerne vor Geschäften gesungen, da dort die Geschenke meist üppiger ausfallen. Die Martinslieder haben die Kinder im Kindergarten und in der Schule gelernt. Als Dankeschön für ihren Gesang erhalten die Kinder Süßigkeiten, aber manchmal auch Obst oder kleine Geschenke. Kleinere Kinder werden oft noch von ihren Eltern begleitet, diese dürfen den Gesang ihrer Kinder unterstützen. Viele Kinder haben auf ihren Wegen selbst gebastelte Laternen dabei, die heute in der Regel mit einer elektrischen Kerze leuchten. Die Tradition, dass im November Laternen von den Kindern gebastelt werden, gibt es heutzutage überall in Deutschland. Die Kinder machen dann einen Laternenumzug und singen Laternenlieder, wie "Ich gehe mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir".

Das Singen und von Haus zu Haus gehen, wird nicht mehr überall begangen. In Ostdeutschland wurde es komplett durch Halloween verdrängt, aber dieses Phänomen macht leider auch vor dem Rest Deutschlands nicht halt. Das hat sicher damit zu tun, dass der christliche Glaube immer mehr aus dem Alltag der Menschen verschwindet. Nur noch wenige junge Menschen gehen regelmäßig in die Kirche. Leider muss man sagen, dass die Kirche die Weiterentwicklung der Menschheit etwas verschlafen hat und auf ihren traditionellen Grundsätzen behaart. Am stärksten davon betroffen, ist sicherlich die katholische Glaubensgemeinschaft. Anderseits fehlt vielen Menschen sicherlich der Wille sich mit religiösen Wertevorstellungen auseinanderzusetzen, da sie sich in ihrer Freizeit lieber entspannen wollen.

Eigentlich sind die Martinstage Gedenktage an zwei Menschen, die für ihre Nächstenliebe oder auch für ihre herausragenden Leistungen zur Gleichstellung aller Menschen, geehrt werden. Die Protestanten gedenken an diesem Tag Martin Luther, dem Reformer der katholischen Kirche. Er wurde am 10 November geboren. Deshalb gibt es das Martinisingen und in Gegenden mit überwiegend evangelisch - lutherischer Bevölkerung werden Lieder zu Ehren Martin Luthers gesungen.

Das katholische Martinssingen erinnert an den heiligen Martin von Tours, der seinen Mantel mit einem Bettler teilte und dadurch zum Inbegriff für Nächstenliebe wurde. Der Martinstag ist der 11. November, das ist der Tag, an dem Sankt Martin beigesetzt wurde. 

Die Gleichheit aller Menschen, ist nach wie vor aktuell

Somit standen sie für ein Thema, das heute noch immer aktuell ist und es wahrscheinlich auch immer bleiben wird. Alle Menschen sind gleich, egal wie reich oder arm sie sind. Sie alle haben ein Anrecht auf Schutz und Fürsorge der Gemeinschaft. 

Worin bestanden die besonderen Verdienste dieser beiden Menschen?

Martin Luther wollte die katholische Kirche reformieren, da er gegen den damals herrschenden Ablasshandel war. Beim Ablasshandel konnten sich Bürger von ihren Sünden frei kaufen. Ursprünglich war er katholischer Priester und Mönch. Jedoch eckte er schnell mit der katholischen Kirche an, der Grund dafür war auch seine Liebe zu einer Nonne, die er später heiratete. Die Reformation der katholischen Kirche misslang ihm und er schuf die evangelisch christliche Glaubensgemeinschaft. Die Bibel war damals nur für Menschen lesbar, die auch die latainische Sprache beherrschten, also in der Regel nur für Gelehrte und Adlige. Das Bürgertum musste also glauben, was ihnen Priester über die Bibel erzählten. Eines der größten Verdienste Martin Luthers war es, dass er die Bibel in die deutsche Sprache übersetzt hat. Er schuf damit eine gesamtdeutsche, einheitliche Sprache und machte die Bibel für eine größere Bevölkerungsschicht zugänglich. Damit war die Bibel für das gebildete Bürgertum, was lesen konnte, lesbar und konnte somit auch von ihnen kritisch hinterfragt werden. Er hob damit die Unmündigkeit auf, in der das Bürgertum durch die katholische Kirche gehalten wurde.

Der heilige Martin lebte schon 300 Jahre nach Christus und war auch ein Mönch. Die Geschichte besagt, dass Martin von Tours, als er auf einem Pferd reitend, vor den Toren der Stadt unterwegs war, auf einen Bettler traf. Es war tiefer Winter und der Bettler hatte keine Kleidung mehr an. Martin teilte seinen Mantel mit einem Schwert und gab die eine Hälfte davon dem armen Mann. Der arme Mann erfror deshalb nicht. Durch diese Barmherzigkeit erwies er sich als Jünger Jesu. Es gibt aber noch diverse andere Wundergeschichten, die er vollbracht haben soll. Er wurde später heilig gesprochen. 

Autor seit 12 Jahren
109 Seiten
Laden ...
Fehler!