Wie gut tut uns Konsumrausch?

Mit 1.740 Milliarden Euro privater Ausgaben stellten die Deutschen im Jahr 2019 einen neuen Konsumrekord auf. Der Einkaufsbummel zählt in Deutschland inzwischen zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten und Konsumieren gilt gemeinhin als e i n Weg zu Erfüllung und Zufriedenheit.

Doch immer mehr Deutsche suchen nach Rezepten für ein glücklicheres Leben abseits des Anhäufens von Gegenständen. Eine ganze Bewegung von jüngeren, aber auch älteren Minimalisten strebt nach einer Vereinfachung des Lebens durch konsequentes Weglassen. Minimalisten brechen aus dem Kreislauf des Konsumierens und Bewahrens aus und befreien sich von den Alltagszwängen, die der Konsum mit sich bringt. Denn viel zu haben, kann zur Last werden, weil Kauf, Unterbringung, Pflege und schließlich Entsorgung Zeit, Geld und Energie kosten. Und nicht zuletzt bedeuten die unzähligen Dinge auch Ablenkung von wesentlicheren Aspekten des Lebens.

Für Minimalisten geht es

  • um Konzentration auf das Wesentliche, nicht noch mehr Multitasking, sondern immer mehr Singletasking
  • um mehr Konzentration statt Zerstreuung
  • Freiheit und Unabhängigkeit
  • darum, herauszufinden, was einem im Leben wirklich wichtig ist und alles andere zu streichen.

Wenn schon konsumiert wird, dann achten Minimalisten allerdings schon darauf, dass Dinge tatsächlich einen Zweck erfüllen – am besten jenen, das Leben einfacher zu gestalten. Im Netz, unter anderem auch auf Facebook, gibt es zahlreiche Gruppen und Vorreiter, die Information und Austausch ermöglichen, was zum Beispiel wo besonders preiswert ist, wie man etwas einsparen, selber machen, kochen, anbauen,umarbeiten, ausleihen oder anders wohnen kann.

Dave Brunos Buch The 100 Thing Challenge trat unter Minimalisten seinerzeit einen regelrechten Wettlauf los, weniger als 100 Dinge sein Eigen zu nennen. Inzwischen gibt es zahlreiche Bücher zu diesem Thema.

Schon vor über 10 Jahren gab es das Buch "Simplify your Life", worin es auch darum geht, das Leben zu vereinfachen und nicht zu erschweren. Auch im Feng Shui (asiatisches Kunst des energetisches Leben und Wohnen) geht es um Weniger statt Mehr. Das Buch von Karen King "Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags" wurde ein Bestseller und ist noch heute ein hilfreicher Einstieg in ein einfacheres Leben.

Man sollte sich die Frage stellen: Will man nur noch für Wohnen, Konsum, Kleidung, Auto, Technik, Freizeit und Urlaub arbeiten gehen oder will man statt dessen lieber mehr Zeit haben für sich, für die Familie, Freunde, Nachbarn, die Natur, ein Ehrenamt, für Muße, überhaupt weniger Druck verspüren, all das Erkaufte aufrecht erhalten zu müssen? Ein einfacheres Leben kann zufriedener machen und ist unbestritten ökologischer, nachhaltiger und sozialer.

Gegenstände machen im Grunde nur eine kurze Zeit glücklich, jeder weiss das. Wenn man sich lange Zeit auf eine Anschaffung gefreut hat, stellt man oft fest, dass die Freude daran relativ schnell wieder verfliegt und man recht bald wieder Ausschau nach der nächsten Anschaffung hält. Kauf kann auch zur Droge werden.

Die Werbung macht die Menschen permanent süchtig nach neuen Käufen. Rund um die Uhr - im Radio, im Fernsehen (Tele-Shopping), im Internet, in Einkaufszentren - überall wird man mit Lockangeboten zum Kaufen animiert. "Geiz ist geil" war lange Zeit ein Slogan, doch diese Entwicklung war keine gute.

Es ist kein Wunder, dass gerade ältere Menschen weniger Wert auf ständig neue Kleidung und neue Möbel legen. In ihrem Leben haben sie schon Dutzende von Moden und Stilwechseln mitgemacht und vermutlich ein Vermögen dafür ausgegeben. Irgendwann wird man müde von der ewigen Suche nach dem gerade Angesagten, Modernen, das in wenigen Jahren doch schon wieder unmodern ist. Dann doch lieber eine qualitativ hochwertigere, zeitlose Einrichtung und Mode, in der man sich wirklich wohl fühlt. Die Industrie, die uns immer wieder zum Konsum antreibt, bräche sicher nicht zusammen, wenn jeder Bürger weniger konsumieren würde. Davon würden dann andere Bereiche profitieren, wie Familie, das Sozialwesen, die Bildung, die Umwelt, die Tierwelt, aber auch Reparaturwerkstätten.

 

Ein wenig Technik ist für Minimalisten unverzichtbar

Laptops, Tablets und Smartphones sind für die meisten Minimalisten allerdings unverzichtbar, denn die Geräte verschaffen den Zugang zur digitalen Welt, in der wenig Besitz nicht unbedingt Verzicht bedeutet.

Heute wird extrem viel über diese Geräte gemacht:

  1. Eingekauft (zum Beispiel Lebensmittel, Kleidung, Schuhe, Möbel, Arznei, Fastfood, Tierbedarf). Es gibt fast nichts, was nicht online bestellt werden und aofort bezahlt werden kann. Die großen Profiteure in diesem Geschäft sind zweifelsohne Amazon, Ebay und Zalando.
  2. Getauscht, gehandelt (wie zum Beispiel Kalaydo, Ebay, Quoka, zahlreiche Gruppen auf Facebook).
  3. Neben Nachrichten und Musik sind fast alle Infos auf dem Smartphone zu finden – vom Wetter über Staus, Fahrpläne, Benzinpreise, Sonderangebote, Sprachübersetzungen, Lexika (Wikipedia) Restaurants in der Nähe oder auch Reiserouten für Auto oder zu Fuß (Navi), günstiges Wohnen im Urlaub (Air B&B) und vieles andere. Zu nahezu allem gibt es heute die passende App.
  4. Bücher, Zeitschriften, Fotos und CD-Sammlungen – all dies ist heute immateriell beziehungsweise digital und lagert in der sogenannten Clouds. Um Dateien zu sichern oder auf einen anderen PC zu übertragen, hat man viele Möglichkeiten. Eine davon ist die Cloud. Anders als bei Festplatte oder USB-Stick legen Sie Ihre Dateien hier nicht auf physisch vorhandenen Speichermedien ab, sondern im Internet. Es gibt zahlreiche Dienste, die Ihre Daten auf ihren Servern aufnehmen. (zum Beispiel Dropbox, iCloud (Apple) und Telekom Mediencenter.

 

Entschleunigt und ökologisch reisen - auch eine Form des Minimalismus

Nach wie vor boomt der Massentourismus, doch inzwischen drohen Städte wie Venedig, Rom, Barcelona, Dubrovnik, Inseln wie Mallorca, die Kanaren, Santorini oder auch Regionen in Thailand unter der Last der Menschenmassen und der Flut an Kreuzfahrttouristen zusammenzubrechen.

Die Meere und die Luft werden durch die riesigen Kreuzfahrtschiffe zunehmend stark verschmutzt. Immer mehr Menschen erkennen, dass unser Verhalten schon lange nicht mehr umweltverträglich ist und dass die Hektik und die Menschenmassen eher stressen als zur Erholung beizutragen.

Die einheimische Bevölkerung leidet darunter, dass sie selbst kaum noch Wohnraum findet, weil heutzutage zu viele attraktive und zentral gelegene Wohnungen über Air B&B vermietet werden, was für die Besitzer wesentlich lukrativer ist, als sie dauerhaft fest zu vermieten.

Billigflüge- und Kreuzfahrten sind seit Jahren gefragt, verlängerte Wochenenden werden mal schnell für Shopping- oder Besichtigungsreisen genutzt und all das erscheint für den Moment angenehm, aber man sollte auch an die Zukunft denken, an verschmutzte Städte und Strände, belastete Meere, sterbende Fischbestände, an Lärmbelästigung durch Partys, volle Restaurants, eine höhere Diebstahlrate in den Touristenhochburgen.

Denkt man zurück an die Generation unserer Eltern und Großeltern, wie wenig man verreist ist, wie viel man selber gemacht hat, wie ökologisch Wandern und Urlaube in der Heimat, Picknick und Camping waren, wie wenig man konsumiert hatte, dann kann man schon ein schlechtes Gewissen bekommen bei dem, wie rücksichtslos und schamlos wir heute konsumieren, wie oft wir Urlaub machen, die Städte immer mehr zubauen und immer weiter Raubbau an der Natur üben. Mehr Rücksicht auf Menschen anderer Regionen, auf die Tierwelt, auf Luft und Wasser ist nötig, auch in unserem eigenen Interesse und dem nachfolgender Generationen.

Die Corona-Pandemie, so tragisch sie auch ist, hat gezeigt, wie schnell sich die Natur erholt, wenn weniger Verkehr zu Lande und zu Wasser herrscht. Venedig ist eines der Beispiele dafür. Dort hatte man klareres Wasser und sogar Delphine wagten sich in die Kanäle.

 

Teilen statt Besitzen (Sharing Economy) / Tausch- und Verschenkbörsen/ Verleih-und Umsonstläden und Anderes

Während einerseits der Konsum an Neuwaren weiter ansteigt, gibt es aber auch einen neuen Trend, der sich in anderen Formen des Konsumierens erprobt: Kleider, Werkzeuge, Wohnungen, Autos, Pedelecs werden geteilt, getauscht, geliehen, geleast und werden so von schnelllebigen Produkten zu Zirkulationsgütern.

In den letzten Jahren hat sich das Spektrum der Sharing-Angebote beständig erweitert. Während beim Sharing-Ansatz meist Privatnutzer ihre Besitztümer oder Dienstleistungen anbieten, mischen beim "Mieten-statt-Besitzen"-Trend auch große Unternehmen wie zum Beispiel die Deutsche Bahn oder CAMBIO-Car Sharing mit, um Nutzern günstig Autos, Fahrräder oder ähnliches zu vermieten (zum Beispiel an Bahnhöfen).

Als Tauschbörse bezeichnet man eine Börse oder allgemein eine Plattform beziehungsweise einen Ort, wo Menschen die Gelegenheit zum Tauschhandel geboten wird. Hier werden privat Leistungen und Waren getauscht, aber statt Bargeld dient Lebenszeit/Talent/Geschick als Währung (zum Beispiel "Tausche Anstreichen gegen Gartenarbeit").

Die Tauschkreise oder Tauschringe stehen allen zur Verfügung und haben meist einen regionalen Bezug.

Sehr beliebt sind mittlerweile auch Umsonst- oder Verleihläden, Bücher- oder Verschenkschränke, denen man gratis Dinge entnehmen, aber natürlich auch hineinlegen kann.

Nicht zu vergessen die Foodsharing-Initiative. Lebensmittel, die Geschäfte oder Privatleute nicht mehr benötigen, können dort abgegeben werden oder werden von Ehrenamtlichen abgeholt. Bedürftigere Menschen oder Studenden dürfen sich dort gratis das entnehmen, was sie verwenden können.

 

Wieviel und welche Kleidung brauche ich wirklich? Slow Fashion statt Fast Fashion

Die meisten Menschen in den Industrieländern haben viel zu viel Kleidung im Schrank. Laut einer Befragung des Institus Nuggets im Jahr 2015, in Auftrag von Greenpeace, werden von den cirka 5,2 Milliarden Kleidungsstücken der Deutschen 40 Prozent sehr selten oder nie, 18 Prozent nur zweimal und 20 Prozent seltener als einmal im Vierteljahr getragen. Alternativen wie Tauschen, Leihen oder Verkaufen sind bisher die Ausnahme, sollten aber "zur täglichen Routine werden wie Zähneputzen", so die Textilexpertin Kerstin Brodde.

Repariert oder umgearbeitet wird Kleidung nur noch sehr selten. Doch inzwischen gibt es immer mehr kleinere Unternehmen, die diesen Markt für sich entdeckt haben und auch Repaircafes findet man in fast jeder größeren Stadt.

Upcycling

Beim Upcycling (engl. up "hoch/auf") werden Abfallprodukte oder - scheinbar - nutzlose Stoffe in neuwertige Produkte umgewandelt. Im Gegensatz zum Downcycling kommt es bei dieser Form des Recyclings zu einer stofflichen Aufwertung. Die Wiederverwertung von bereits vorhandenem Material reduziert die Neuproduktion von Rohmaterialien.

Durch den Schwund der natürlichen Ressourcen und durch gesellschaftlichen Wandel gewinnt Upcycling mehr und mehr an Bedeutung. Kosteneinsparungen und neue Vermarktungsmöglichkeiten sind weitere Vorteile des Upcyclings.

Upcycling findet in ärmeren Gesellschaften überdurchschnittlich häufig statt. In vielen Entwicklungsländern sind zum Beispiel Flecht-Techniken verbreitet, mit denen sich aus alten Gummi- und Plastikprodukten neue Produkte fertigen lassen. So werden aus alten Autoreifen beispielsweise Sohlen für Flip-Flops, Sitzkissen oder Hunde/Katzen-Körbchen oder aus Plastiktüten Taschen oder aus alten Airbags Rucksäcke gefertigt.

Manche verwenden alte Obstkisten, Paletten, Weinflaschen oder Rohre, um daraus neue Produkte für die Innen- und Außeneinrichtung zu erschaffen wie Sitzmöbel, Tische, Pflanzbehälter. Aus alten Jeans werden Shorts gemacht, verschiedene Reststoffe werden kombiniert und daraus ein neues Teil kreiert. Die steigende Beliebtheit begründet sich vor allem in der Individualität der durch Upcycling entstehenden Produkte.

Was steht mir eigentlich wirklich?

Häufig ist es doch so, insbesondere in jungen Jahren, dass man gerne alle Modetrend mit macht, obwohl sie einem manchmal weder farblich noch stilmäßig gut stehen und/oder wirklich bequem sind. Nach einer Saison landet das Teil dann oft im Schrank, in der Kleidersammlung oder wird verschenkt. Das muss aber nicht sein, wenn man sich einmal im Leben eine Stilberatung gönnt. Von einer Stilberaterin lernt man, welche Farben zum eigenen Hauttyp wirklich optimal passen, ob man ein Frühlings-, Sommer-, Herbst- oder Wintertyp ist, welcher Stil und Stoff einem am meisten schmeichelt und den eigenen Typ unterstreicht, was sich gut kombinieren lässt und möglichst zeitlos ist. Man erhält Tipps und eine Farbkarte, mit denen man zukünftig gezielter und Mode unabhängiger einkaufen gehen kann. Man erspart sich dadurch viel Geld und Zeit und hat weniger Unnützes im Kleiderschrank. Solche Stilberatungen sind erschwinglich und werden sogar von Volkshochschulen angeboten.

Man sollte sich auch immer wieder fragen, ob man dieses oder jenes Teil auch wirklich benötigt, ob ein Dutzend T-Shirts nicht schon mehr als genug sind? Jedes neue Teil benötigt Platz im Schrank. Weniger Kleidung bedeutet ein weniger großer Kleiderschrank und dadurch auch ein weniger großer Raum.

Billigprodukte sind zudem nie auf Langlebigkeit ausgelegt. Mal setzt schnell das Pilling ein, T-Shirts verziehen sich, laufen ein oder das Material verschleißt schneller. Manche Minimalisten bevorzugen auch oft nur eine einzige oder 2 Farben, die sich immer kombinieren lassen. So wurde in einer TV-Dokumentation über Minimalismus auf 3Sat ein Geschäftsmann um die 30 gezeigt, der beruflich viel in der Welt umherreist und dessen Zuhause meist Hotels sind. Er hatte nur schwarze Bekleidung bei sich - von Kopf bis Fuß - und seine insgesamt 64 Teile passten alle in seinen ebenfalls schwarzen Rucksack. Das ist sicher nicht jedermanns Sache, aber bei ihm funktionierte es laut eigener Aussage - zumindest für seinen aktuellen Lebensabschnitt - sehr gut.

Gerade bei Mode bietet es sich an, insbesondere, wenn der Geldbeutel recht schmal ist, auch öfter durch Second Hand-Läden zu bummeln, Frauenkleiderbörsen zu besuchen, die Kleinanzeigen auf Ebay, Kalaydo und anderen Plattformen durchzusuchen oder auch mal durch Sozialkaufhäuser zu schlendern. Das ein oder andere schöne (oft sogar neue!) Teil zum Kombinieren findet man auch dort und das meist für sehr kleines Geld - und das gilt nicht nur für Kleidung, sondern für vieles im Haus, für Deko, Geschenke, CD's, Bücher.

Ernährung, Körperpflege und Wasserverbrauch

Übermaß an Hygiene und Körperkult

Angesichts der Wasserknappheit vielerorts, dem zunehmenden Mikroplastik in Meeren, das in Duschgels, Waschmittel, Peelings und Anderem enthalten ist, sollte man sich die Frage stellen, ob es wirklich nötig ist, täglich zu duschen (manche Menschen sogar mehrfach -morgens, nach dem Sport, nach der Arbeit....). Wirklich schmutzig ist man heutzutage oft gar nicht, eher verschwitzt und dafür reicht im Grunde genommen auch ein Waschlappen zum Reinigen der verschwitzten Körperstellen.

In vielen Regionen dieser Welt haben Menschen noch nicht mal Wasser zum Trinken, Kochen und für die tägliche Toiletten-Hygiene, geschweige denn zum Duschen und Baden. Einen lesenswerten Artikel dazu gibt es von der Welthungerhilfe.

Wasser wird zu einem immer kostbareren Gut und das machen sich leider auch Großkonzerne wie Nestle zu Nutze, kaufen in ärmeren Regionen mit dubiosen Versprechungen - Wasserquellen auf, um das eigentliche Allgemeingut Wasser für teures Geld und in Plastikflaschen zu verkaufen. Das trifft ganz besonders die Armen wieder stark und erzeugt eine weitere Flut an Plastikmüll. Ein absolut empfehlenswerter und sehenswerter Film ist "Bottled Life", der genau diese verwerflichen Praktiken aufgreift.

Deutschland zählt in Europa zum zweitgrößten Wasserverbraucher, direkt nach Grossbritannien, wobei es nicht das Trinkwasser ist, das mit 3 Litern pro Person/täglich zu vernachlässigen ist, sondern es ist das Wasser, was im Haushalt für Körperpflege, Haushaltsgeräte und Toilette verbraucht wird. Insgesamt liegt der tägliche Verbrauch bei 30-40 Litern.

Noch haben wir hierzulande in den meisten Regionen Wasser genug, aber wie lange noch? Die Klimaveränderung und Dürremonate wie 2019 haben landwirtschaftlichen Betrieben gerade im Norden des Landes arg zugesetzt und das sah im Jahr 2020 mit sehr heißen Perioden auch nicht besser aus. Auch die Zunahme der landwirtschaftlichen Massentierzuchtbetriebe erfordert eine gewaltige Menge an Wasser, nicht nur für die Tiere, sondern insbesondere für den Futteranbau.

Es wäre kein Wunder, wenn irgendwann der Wasserverbrauch limitiert würde, wie es das schon einmal in den 60er und 70er Jahren gab. Wie und wo man im Haushalt überall den Wasserverbrauch reduzieren kann, lesen Sie hier

Viel zu viel Plastikflaschen im Bad

Ist uns eigentlich bewusst, wie unökologisch wir seit Jahrzehnten leben? Für jede 250/500 ml-Flasche Duschgel, Körperlotion, Haarwaschmittel, Spülung, Reinigungsmilch und vieles Anderes wird eine Plastikflasche verwendet. Viele Menschen gehen auch recht großzügig mit dem Inhalt um und die Werbung (derzeit mit einer Tennisspielerin) demonstriert, dass man sich für seine Haare ruhig mal einen Mega-Schuss Haarwaschmittel gönnen darf. Im Nu ist so eine Flasche leer, landet im Müll und die nächste muss her. Das ist eine riesige Verschwendung, erzeugt eine Plastikflut, die wir schon heute weltweit nicht mehr beherrschen können und sollte nicht sein, ganz zu schweigen von den unsichtbaren Mikroplastikteilchen, die in vielen Produkten, enthalten ist.

Wenn immer möglich, sollte man Nachfüllbeutel oder eine größere Flasche kaufen und sie in kleinere umfüllen. Es darf auch durchaus mal wieder die gute alte Seife sein.. Es gibt heute sehr viele gute, nachfettende Seifen, auch für empfindliche Haut und Haare. Zur bakteriellen Abwehr ist die 'Arztseife' (fest oder flüssig) sehr gut geeignet.

Zum Putzen, für Kleinwäsche eignen sich auch hervorragend Kernseife, Schmierseife, Essigessenz und manch Anderes, das man früher gern im Haushalt benutzt hat. Wären sie nicht nützlich und gut, so gäbe es sie sicher schon lange nicht mehr zu kaufen. Zudem sind sie ökologisch, antibakteriell und preiswert.

Frühere Generationen waren in dieser Hinsicht wesentlich umweltbewusster, obwohl man darüber damals weniger nachgedacht hatte beziehungsweise man sich diesen Reinheitswahn gar nicht leisten konnte und es ja nur Seife gab. Man wusch sich, aber badete meist nur einmal in der Woche. An Allergien, empfindlicher Haut, Reizungen erkranken heute immer mehr Menschen. Zuviel Waschen/Duschen/Baden und ständiges Desinfizieren schädigt zudem den Säureschutzmantel und die meisten Produkte enthalten zuviel Chemie.

Braucht man denn wirklich Cremes für Augen, Gesicht (Tag und Nacht), Hals/Dekolleté, Bauch Beine, Füße, Hände, Enthaarungscremes und Wachse für jeden Winkel des Körpers, Haarfärbungen, Haartönungen in dem Ausmaß? Frühere Generationen kamen mit viel weniger aus, verwendeten Öle und selbst gemachte Cremes aus der Natur - ohne Chemie.

Milliarden Menschen weltweit können sich diesen Luxus der Vielcremerei gar nicht leisten und sehen dennoch natürlich schön aus. In asiatischen und afrikanischen Ländern bedient man sich viel mehr der Natur in Form von Ölen, Tinkturen, selbstgemachten Cremes. Zudem ist es eine Tatsache, dass eine gute, frische Ernährung, viel Trinken von Wasser und ein seelisches Gleichgewicht mehr für ein gutes Äußeres tun als Dutzende von Cremes.

Es reicht oft auch vollkommen, natürliche Pflegestoffe, Seifen, Cremes, Öle zu nehmen oder auch Babypflege, die natürlich ist und frei von Paraffinen, als die teuren Chemie-Produkte, die sowieso nie so tief in die Haut eindringen können, wie uns oft weis gemacht wird.

Neue Verkehrsmodelle (Radfahren und E-Mobile)

Fahrradfahren liegt seit Jahren voll im Trend und ist zudem sehr umweltfreundlich und gesundheitsfördernd.

Gerade im Corona-Jahr 2020 sind gefühlt hundertausende Menschen neu auf den Fahrrad-Geschmack gekommen. Noch nie sah man so viele E-Bikes durch die Gegend sausen. Gerade für Ältere sind E-Bikes eine große Erleichterung. Man muss sich so ein Teil allerdings auch leisten können. Es gibt sie inzwischen als Discounter-Angebote bereits für cirka 1.000 €, aber ein gutes E-Bike mit leistungsstarkem Markenmotor kostet doch schon 2.000 Euro - preislich nach oben offen. Inzwischen kann man sich E-Bikes und auch andere Fahrräder vielerorts leasen- eine gute Möglichkeit, solche Räder zunächst einmal auszuprobieren.

Senioren oder auch jüngere Menschen, die gern auch noch aktiv Fahrrad fahren möchten, sich aber auf einem Zweirad aufgrund Schwäche odere Gleichgewichtsstörungen/Schwindel eher unsicher fühlen, können auf die sogenannten Senioren Dreiräder zurückgreifen. Sie bieten mehr Standfestigkeit und außerdem sind sie optimal für größere Einkäufe aufgrund des hinteren, größeren Einkaufskorbes. Fahrräder dieser Art gibt es bereits ab ca. 300 Euro.

Die Zukunft des Fahrrads in Großstädten

Zu den fahrradfreundlichsten Städten gehören laut Kopenhagen Index Kopenhagen, Utrecht, Amsterdam, Strassborg, Malmö, Bordeaux und viele Andere. Berlin, München und Hamburg sind dabei auch recht weit vorn.

Jede Stadt auf der Welt war früher mehr oder weniger fahrradfreundlich, bis Verkehrsplaner und Verkehrsingenieure in den 60er Jahren mit dem Umbau der Städte hin zu autofreundlichen Strukturen begannen und Radfahrer, Fußgänger und Nutzer des ÖPNV zu drittklassigen Bürgern degradierten. Die Zeiten haben sich zum Glück, beziehungsweise aufgrund des nahenden Verkehrskollapses, inzwischen wieder geändert.


 

Wieviel Platz braucht man zum Leben? Leben im Tiny House, Wohnmobil, Wohnwagen

Die USA waren mal wieder Vorreiter, aber auch auch bei uns und europaweit haben die Tiny Houses oder Minihäuschen schon vielerorts Einzug gehalten.

Tiny Houses sind Wohnungen/kleine Häuschen auf Rädern, zumeist aus Holz, die sich gut von A nach B bringen lassen. Die meisten haben eine Wohnfläche von 15 qm, es gibt aber auch größere, wobei die Masse in Deutschland genau festgelegt sind. Inzwischen gibt es sogar schon zahlreiche Tiniy-House-Siedlungen.

Manche Menschen entscheiden sich dafür, weil sie bewusst vom Wohlstandsdenken weg und ökologischer leben wollen mit dem Gefühl von Freiheit und andere, weil sie in Großstädten einfach kaum noch bezahlbaren Wohnraum finden. Ein gewisses Eigenkapital-Polster sollte man dafür aber schon aufbringen können, da auch diese Winzighäuschen zwischen 30.000 und 50.000 Euro kosten.

Wer nicht fest an einem Ort leben oder urlauben möchte, wählt eher ein Wohnmobil, mit dem man ungezwungen durch die Welt touren kann. Auch hier hat die Corona-Pandemie im Jahr 2020 einen wahren Wohnmobil-Boom ausgelöst. Auslandsreisen waren schwierig oder unmöglich und so bllieb man lieber im eigenen Land, das ja auch viele schöne Regionen und Möglichkeiten zu bieten hat.

Nachteil aber auch hier wieder: die Preise für neue Wohnmobile (auch Womo genannt) sind aufgrund der Nachfrage extrem gestiegen und selbst gebrauchte Fahrzeuge werden oft zu überteuerten Preisen angeboten. Campingplätze sind schnell überfüllt und Voranmeldung ist nötig, Die Spontanität wird dadurch wieder etwas geschmälert.

Beliebt sind nach wie vor Kurz- oder Langzeiturwohnen/-urlaube im Wohnwagen, da sie erheblich kostengünstiger sind, wobei man eher an einen festen Ort oder Campingplatz gebunden ist.

Plastikmüll reduzieren, nachhaltige und weniger konsumieren

Recycling von Plastikmüll

Seit China 2018 den Import von europäischem Plastikmüll zwecks Recycling gestoppt hat, wird fast alles nach Südostasien oder in die Türkei verschifft. Auch wenn auf zahlreichen Produkten "recycelbar" steht, werden - laut Greenpeace 11/20) nur 20 Prozent des Mülls in deutschen Anlagen zu neuen Produkten verarbeitet. 

Ein Experiment des RTL-Reporters Jenke von Willmsdorff zeigte 2020, in welcher Plastik-und Müllflut man in Bangladesh, Indien, Malaysia und sogar auf der schönen Insel Mauritius lebt. Mit mehr als 180.000 Tonnen war Malaysia (laut Greenpeace) im Jahr 2019 sogar der Hauptabnehmer für deutsche Kunststoffabfälle. Die Gesamtmenge des verschifften deutschen Plastimülls nach Südostasien lag 2018 bei 1 Million Tonnen. Auch in den südostasiatischen Ländern landet der Abfall nicht immer in Recyclinganlagen. Oft wird er einfach unkontrolliert gelagert, verbrannt oder ins Meer entsorgt. Greanpeace ist dem europäischen Plastikmüll schon seit 2018 auf der Spur.

Westliche Länder machen es sich viel zu einfach. Hauptsache, dort ist es günstig und alles im Überfluss zu haben! Wer denkt schon bei uns an die Entsorgung und daran, wie andere Menschen leben müssen, damit wir es hier gut haben? Deutschland zählt nachweislich zu den 4 EU-Ländern mit dem höchsten Plastik-Verbrauch.

Der importierte Plastikmüll stellt für die dortige Bevölkerung zudem ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar. Greenpeace hat ein verschieden illegalen Deponien Proben genommen, die hohe Konzentrationen an Schwermetallen und anderen gefährlichen Substanzen aufwiesen. Die Schadstoffe sind zum Teil krebserregend, können das Nervensystem schädigen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen und bei Kindern entwicklungshemmend wirken.

Doch es geht nicht nur um das Plastik in Tüten, Verpackungen, Haushaltsartikeln, sondern auch um Baumwolle in Papiertüchern, Haushaltsrollen, Toilettenpapier, Watte, Binden, Windeln etc., die zwar meist aus Baumwolle gewonnen werden, doch für deren Produktion sind enorme Wassermengen erforderlich - Wasser, das in ärmeren Ländern zum kostbaren und raren Gut geworden ist.

Auch bei jedem Block Papier, jedem Blatt Druckerpapier, bei jedem Bon, jeder Quittung, jedem Formular (und davon haben wir in Deutschland ja genug) muss uns klar sein, dass dafür Bäume gerodet worden sind.

Jedes kurzlebige Elektrogerät, egal, ob Handy, Laptop, PC, TV, Kaffeemaschine und andere Haushaltsgeräte, erzeugt jede Menge Elektroschrott und Plastikmüll. Hersteller produzieren heute lieber billig und nur für ein paar Jahre Haltbarkeit als hochwertiger und langlebiger. Welches dieser Billig-Geräte lässt sich den heute noch reparieren? Nicht viele. Meist landen sie direkt im Müll oder werden auf Elektroschrott-Deponien in Afrika verschifft, auf denen Einheimische noch Metalle oder anders Nutzbares herausholen.

Plastik ist natürlich bequem, Plastik ist nützlich, aber Plastik schwimmt im Ozean, Plastik bleibt tausende von Jahren in der Umwelt bestehen. Kein anderes Material verkörpert die Scheuklappen unserer heutigen Konsumgesellschaft so sehr wie Plastik. Es ist höchste Zeit, einmal den eigenen Umgang mit Plastik im Alltag zu beleuchten und den Verbrauch drastisch zu reduzieren.

Weltweit werden jährlich zum Beispiel über 600 Milliarden Plastiktüten verbraucht, davon allein in Deutschland etwa sechs Milliarden. Nicht nur Tüten, auch PET-Flaschen, Plastikverpackungen und andere Einweg-Plastikprodukte lassen den Plastikmüll an Land und in den Meeren anwachsen.

Für Plastik, oft ein Wegwerfprodukt mit einmaliger Nutzung, werden wertvolle Ressourcen verbraucht und die Umwelt verschmutzt. Plastikinseln im Meer machen deutlich, dass schon viel zu iel dieses Zivilisationsmülls Land und Meer belastet. Sechs Millionen Tonnen Plastik sollen so global und jährlich im Meer landen. Die Meeresschutzorganisation Oceana nimmt an, dass weltweit stündlich 675 Tonnen Müll direkt ins Meer geworfen werden, wovon die Hälfte aus Plastik besteht.

Greenpeace hat weltweit zu Müllsammelaktionen aufgerufen, unter anderem in Thailand und Indonesien. Aktivisten haben so Strände von tonnenweise Einwegflaschen, Tüten und Kanistern befreit. Doch mit Aufräumen alleine ist es nicht getan. Greenpeace Deutschland hat darum einen Katalog mit 15 Forderungen an die Bundesregierung formuliert, die einen Weg aus der Plastikkrise aufzeigen. Eine einfache Lösung des Plastik-Problems gibt es nicht, dafür ist es zu komplex. Man muss an verschiedensten Stellen ansetzen und das Ganze global angehen.

Händler und Hersteller könnten verpflichtet werden, ihren Plastikmüll und nicht mehr funktionierende Produkte mit Plastikanteil zurückzunehmen und zu recyceln - die Politik weltweit ist hier gefordert!

  • Plastiktüten können verteuert oder gar verboten werden (erfolgt ja inzwischen mehr und mehr).Australien, Indien, Frankreich und Italien haben vorgemacht, dass es geht! Auch die EU hat die Plastiktüten sehr verteuert. Gratis gibt es sie fast nirgendwo mehr.

  • Den guten alten Jutebeutel; Korb, Netz, Trolley oder Falttasche mit zum Einkaufen nehmen. Ist sowieso viel schicker und individueller, als eine billige Plastiktüte, für die man zahlen muss, um dann noch Gratis-Werbung für das Unternehmen zu machen.

  • Anstelle von Frischhaltefolie sollte man lieber zum Pergamentpapier oder zu Mehrwegbehältern aus Blech, Glas und Keramik greifen.

  • Abgepackte Nahrungsmittel kann man vermeiden, wenn man vor allem frische Sachen in Bioläden, auf Märkten oder bei Bauern direkt einkauft und sie in mitgebrachten Beuteln, Dosen und Gläsern transportiert.

  • Partybesteck und Geschirr aus Holz, Pappe oder Maisstärke verwenden.

  • Anstelle von billigem Plastikspielzeug für Kinder sollte man gerade in diesem Fall auf Qualität aus Naturmaterialien achten.

  • Getränke aus Mehrwegplastikflaschen, Glasflaschen oder Tetrapacks sollten den Vorzug erhalten. Die allermeisten Einwegplastikflaschen oder to go-Becher landen auf dem Müll und nicht im Recycling.

  • Sein eigenes Wasser mitnehmen.
    In Deutschland ist Trinkwasser aus dem Wasserhahn das am besten kontrollierte Lebensmittel, mit viel strengeren Auflagen als für Flaschenwasser. Und billiger ist es auch.

  • Die Organisationen NABU, Deutscher Kanu-Verband, Deutscher Segler-Verband und Verband Deutscher Sporttaucher haben zusammen das Internetportal www.saubere-meere.de gestartet. Dort kann man Müllsichtungen melden oder sich über Reinigungsaktionen informieren. Das Portal soll außerdem dazu dienen, Informationen über die Abfallbelastung von Gewässern zu sammeln, weil das Wissen hierüber immer noch sehr gering ist.

  • Die Initiative Take3 ruft dazu auf, bei jedem Strandbesuch drei Teile Müll mitzunehmen. So wird ganz nebenbei etwas für den Schutz der Meere und gegen ihre Verschmutzung unternommen.

  • Zahlreiche andere Organisationen bemühen sich um saubere Meere und freuen sich über Spenden.


Bio-Kunststoffe

Biokunststoffe sind den meisten Verbrauchern wohl bisher nur in Gestalt von Tüten und als Sammelbeutel für Biomüll begegnet. Aber auch Gemüse, Obst, Eier und Fleisch oder Getränke und Molkereiprodukte werden darin verpackt. Als Biomasse für Biokunststoffverpackungen sind vor allem Mais, Kartoffeln und Weizen sowie Zuckerrohr und zukünftig wahrscheinlich auch Zuckerrüben relevant. Derartige Materialien sollen insbesondere einen Teil der bisher etablierten Kunststoffe Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polystyrol (PS) und Polyethylenterephthalat (PET) ersetzen.

Der deutschen Landwirt und Unternehmer, Hubert Loick, hat mit seinen Produkten eine neue Ära eingeleitet. So hat er in den letzten Jahren zahlreiche neue Produkte auf der Basis von Mais auf den Markt gebracht:

  • Verpackungs-Chips, Stylische Einweg-Schalen, -Teller, -Trinkbecher auf der Basis von Palmblättern, Zuckerrüben und Mais. Besonders daran ist, dass alle Produkte gut abzuspülen und daher mehrfach verwendet werden können.

    Bio-Kunststoff aus Mais, woraus Bestecke gefertigt werden, die viermal schwerer sind als Kunststoff, dafür aber kein Erdöl und andere Zusatzstoffe enthalten.

  • Kinderspielzeug ''PlayMais'' aus Maisgrieß. Die bunten Mais-Chips bestehen lediglich aus Maisgriess, Lebensmittelfarbe, Wasser und Luft, können durch Speichel oder Wasser leicht zusammengeklebt werden. Zu verdanken ist das der Wasser bindenden Maisstärke. Ein Grund, warum sie unter anderem auch in der Papier-, Verpackungs- und Textilindustrie zum Einsatz kommt. Alle neu Produkten sind vollständig biologisch abbaubar sind.

 



 

 

Warum nicht wieder kleinere Geschäfte im Viertel anstatt Event-Kaufhäuser, Discounter, Outlet-Center?

Ältere Leser erinnern sich gerne an die kleinen Lebensmittel-Geschäfte, kleinen Boutiquen und Kaufhäuser in den Innenstädten der 60er bis 90er-Jahre, in denen es noch entspannter zu ging, man freundlich bedient wurde, Kleidung in die Kabine und zurück gebracht wurde und man nicht überall mit lauter Musik oder Werbung beschallt wurde.

Es muss ja nicht gleich zurück zum Tante Emma-Laden sein, aber ein paar Nummern kleiner wäre schön. In fast allen Städten feht inzwischen die Nahversorgung "um die Ecke". Alte Menschen, Alleinerziehende, Menschen ohne Fahrzeug müssen sich da etwas einfallen lassen, denn die großen Supermärkte und Discounter liegen oft etwas abseits. Auf dem Dorf ist man schon dankbar, wenn es noch einen Lebensmittelladen gibt oder einen Lebensmittelwagen, der täglich oder mehrmals wöchentlich mit Ware vorbei kommt.

Was war denn so nett an diesen kleineren Geschäften? Man war schnell drin und schnell wieder draußen, wenn man nicht gleich das fand, was man suchte, man wurde haufig noch mit Namen begrüßt, kam an den Kassen gern mit anderen Kunden ins Plaudern und konnte auch schon mal etwas "anschreiben" lassen, wenn es zum Monatsende eng wurde. Das, was heute Payback heißt, waren damals Rabattmarken, die man in kleine Hefte einkleben musste.

Heute ist das Einkaufen für viele Menschen zum Stress geworden: Zunächst muss man auf riesige Parkplätze oder in kostenpflichtige Hochgaragen von Einkaufstempeln fahren, weite Strecken bis zum Geschäft zurücklegen, einen riesigen Einkaufswagen vor sich her schieben, auch wenn man nur wenige Teile benötigt und sich dann durch die vielen langen Gänge mit viel zu grosser Auswahl zu den Artikeln durchzwängen, die man grad benötigt.

An der Kasse wartet man mit seinen paar Teilen oft minutenlang, bis die Großeinkäufer ihre hundert Teile aufs Band gelegt, wieder eingepackt und bezahlt haben. Warten ist zur Regel geworden. Dennoch muss - durch das moderne Scannen an den Kassen - alles schnell, schnell gehen, man wird förmlich zum schnelleren Auflegen und Einpacken gedrängt und wenn man Glück hat, bekommt man am Ende das einstudierte "schönen Tag noch" mit auf den Weg. Von Einkaufserlebnis kann da nun wirklich nicht die Rede sein.

Warum gibt es eigentlich keine Kassen für Einkäufer von Mini-Mengen, wo man schneller durch ist? Es ist vernutlich so gewollt, dass wir mehr kaufen als wir wirklich brauchen und uns eigentlich gut tut,

 

Auswirkungen von weltweitem Minimalismus auf die Menschen der Dritten Welt

Es muss uns klar sein, dass unser westlicher Konsum zu Lasten der Menschen und der Umwelt in den Ländern der Dritten Welt und in China geht. Es gab und gibt immer wieder Dokumentationen, die die unerträglichen Arbeitsbedingen in dortigen Ländern zeigen, aber auch, wie erbärmlich und beengt die Menschen dort leben, dass Kinder Schwerstarbeit leisten müssen, ihnen Bildung aber versagt bleibt. Frauen arbeiten zu Hungerlöhnen in heruntergekommenen Textilfabriken, Männer sind giftigen Dämpfen und Farbstoffen in Jeansfabriken ausgesetzt. Sicherheitsvorkehrungen und soziale Absicherung sind meist Fremdworte. Was tut man nicht alles, nur um zu überleben?

Westliche Länder schwelgen im Konsumrausch. Noch nie wurde so viel und so billig "geschoppt" wie in den letzten Jahren, egal, ob Bekleidung oder Technik. Ein Geschäft unterbietet das andere und obwohl man weiß, dass das Ausbeutung von Arbeitskraft, Ressourcen und von Umwelt ist, ändert fast niemand seine Einstellung dazu. Viele europäische Hersteller verlagern ihre Geschäfte bewusst in den Osten oder importieren billig über China. Dasselbe gilt inzwischen auch für Lebensmittel.

Minimalisten ist das durchaus bewusst und dementsprechend ändern sie ihr Einkaufverhalten. Es ist völlig egal, wo man anfängt, ob mit lokalem Einkauf auf dem Markt oder beim Bauern, mit mehr Bio oder neuer Ernährungsform, wie Vegetarisch oder Vegan, wiederverwendbaren Materialien, weniger kaufen, Unverpackt-Läden, weniger Plastik, gebraucht statt neu - Hauptsache, man fängt irgendwo an!

Dass wir weltweit etwas verändern müssen, das sollte bei jedem Einzelnen inzwischen angekommen sein. In allen Medien wird darüber genügend berichtet, sei es die Landwirtschaft, die Vermüllung der Meere und der Umwelt, der Klimawandel mit seinen Folgen und die Endlichkeit der Ressourcen. Spätestens seit Greta Thunberg's "Fridays for Future"-Bewegung dürfte klar sein, dass wir es der Nachwelt schuldig sind, die Erde in einem besseren Zustand zu hinterlassen als sie es jetzt ist.

 

Neues Finanzierungsmodell (Croudfunding) für junge Starter, Minimalisten, Künstler

Mit Crowdfunding lassen sich Projekte, Produkte, Start-Ups und vieles mehr finanzieren. Das Besondere beim Crowdfunding ist, dass eine Vielzahl an Menschen – die Crowd – ein Projekt finanziell unterstützt und dadurch erst ermöglicht. Bankendarlehen, Sicherheiten, Auskünfte, Bürgschaften etcetera spielen hierbei keine Rolle. Klassischerweise werden Crowdfunding Projekte über das Internet organisiert.

Die User können dem Gründer Geld geben beziehungsweise spenden und bekommen dafür eine bestimmte, festgelegte Gegenleistung zurück. Bei den Gegenleistungen handelt es sich um Rechte, Sachleistungen, Danksagungen, Einblick hinter die Kulissen des neuen Unternehmens, aber auch um die spätere Rückzahlung des Geldes.

Um das Start Up letztendlich gründen zu dürfen, muss ein bestimmtes Mindestkapital durch die Anleger erreicht werden. Jeder Crowdfunder leistet hiervon nur einen kleinen finanziellen Anteil, der nicht belastet.

Durch crowd funding können Filme gedreht, Reportagen recherchiert, Medikamente entwickelt, Bücher gedruckt, soziale Projekte gefördert und Unternehmen gegründet werden, die sonst möglicherweise keine Chance zur Realisierung hätten. Crowdfunding kann Potenziale freilegen und gesellschaftliche Mehrwerte schaffen.

Falls die angestrebte Summe nicht erreicht wird, erhalten die Unterstützer ihr Geld zurück. Beim Crowdfunding geht es, neben dem finanziellen Aspekt, meistens auch um eine emotionale Beteiligung am Projekt. Viele Projekte scheitern häufig an mangelnder Finanzierung, obwohl das Ergebnis gesellschaftlich wünschenswert wäre. Die Mechanismen des Marktes versagen insbesondere bei sozialen, kulturellen, sehr visionären oder sehr forschungsintensiven Projekten.

Staatliche Förderung ist meist mit bürokratischem Aufwand verbunden, der die Energie der Projektinitiatoren von ihrer eigentlichen Aufgabe abzieht.

Um ein Projekt über Crowdfunding zu finanzieren, gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Plattformen, über die die Zahlungen abgewickelt werden können. Die Entwicklung der internationalen und deutschen Crowdfunding-Plattformen ist sehr vielversprechend.

Blogger - Facebook-Gruppen - Workshops zum Thema Minimalismus

Bücher und Ratgeber von Bloggern schiessen aus dem Boden. Man lässt Andere am eigenen Weg teilhaben, wie und was man verändert und/oder reduziert hat. Auch auf Facebook gibt es zahlreiche "Minimalismus"-Gruppen. Häufig laufen sie auch unter Namen wie "Spartipps", "Selbermachen", "Günstig kochen" und so weiter.

Es ist durchaus denkbar, dass es zukünftig auch mehr Workshops geben wird, in denen zum Beispiel vermittelt wird;

  • wie man natürliche Körperpflege herstellt oder Massagetechniken und Entspannungsmöglichkeiten für Zuhause gezeigt bekommt.

  • wie man selber preiswert kocht und selber macht anstatt teues Fastfood oder "to go-Artikel" zu kaufen oder zu einer veränderten Ernährungsform wie Vegetatisch, Vegan findet
    (zum Beispiel selber Herstellen von wertvollen Müslis, Aufstrichen, Wasseraufbereitung, Einkaufstipps für vollwertiges Essen, Gemüseanbau etc.)

  • was man wirklich braucht und was man oft nur besitzen möchte, um anzugeben, um wichtig zu sein, anerkannt zu werden? Man lernt, seine eigenen Bedürfnisse bewußt zu hinterfragen.

  • Nicht jede Kleider-und Möbelmode mitzumachen, dafür lieber seinen eigenen Stil zu finden mit Basisteilen, den richtigen Farben und auch mit Second Hand-Mode und Accessoires

  • Wie günstiges und erholsames Reisen aussieht ohne Massentourismus

  • Ob wirklich jede Versicherung nötig ist nicht auch ein paar wenige reichen

  • Ob es immer ein neues Auto sein muss oder ob es nicht günstiger, in Reparaturen zu investieren, ein Auto zu teilen, zu mieten oder ob es auch ein Fahrrad tut?

  • Wie man mit gezieltem Punktesammeln, Angeboten, Aktionen und Rabatten so Manches günstiger bekommen kann

  • Wie man sich Wissen günstig aneignet. Statt Bücher zu kaufen, sie lieber auszuleihen oder wenn neu, sie später günstiger weiter zu verkaufen. Man findet sie für kleines Geld in Büchermärkten (oft sozialen Tafeln angeschlossen) oder über Bücherstände auf Trödelmärkte zu stöbern, wo man jede Menge nicht mehr gebrauchter Literatur jeglicher Art findet. Eine prima Fundstelle sind auch die öffentlichen Bücherschränke.

  • Wie das mit Tauschen, Ausleihen, Verschenken, selber Gärtnern funktioniert.

  • Wahre Fundgruben zu finden: Internet-Marktplätze, Haushaltsauflösungen, Trödelmärkte

  • Sozialkaufhäuser zu unterstützen, die in erster Linie - aber nicht nur - für ärmere und bedürftige Menschen zugänglich sind. Hier finden sich prima kleine Geschenke, Deko und Schnäppchen, sogar Möbel - und man unterstützt mit seinen Käufen diese sozialen Einrichtungen beziehungsweise deren Mitarbeiter, die von den Einnahmen bezahlt werden. Natürlich sind diese Tafeln und Sozialkaufhäuser auch für Sachspenden dankbar. Wie viele Dinge oder Kleidung schlummern meist ungenutzt in der Wohnung.

Tipps und Anregungen für Veränderungen

Beim Veröffentlichen dieses Artikels befinden wir uns noch mitten in der Corona-Pandemie. Millionen Menschen weltweit merken gerade, wie es ist, auf das geliebte Shoppen, die Reisen, die Vergnügungen zu verzichten. An Leichtigkeit und Unbeschwertheit mangelt es gerade ziemlich und nicht jeder kann gut damit umgehen.

Man kann diese schwierige Zeit allerdings auch kreativ und sinnvoll nutzen und ein paar Monate lang mal herausfinden, was man aus sich alleine heraus machen kann, ohne Geld auszugeben, ohne Ablenkung von außen.

Da bietet sich zum Beispiel an:

  • Neue Rezepte ausprobieren, selber kochen
  • Selber etwas nähen, basteln, in der Wohnung verändern
  • Kleidung und Unnötiges aussortieren und später spenden oder verschenken.
  • sich zu Hause sportlich betätigen mit Kleingeräten, die oft eine große Wirkung erzielen, wie Gymnastikball, Physiobänder, Massagerollen, Trimmrad, Fitness mittels Video Trampolin etc.
  • Die Natur wieder neu entdecken. Noch nie waren so viele Menschen auf den Beinen und auf dem Rad unterwegs wie gerade in dieser Corona-Zeit.
  • Neue Hobbys ausprobieren, wie Malen, Schreiben, Lesen, Musik hören, Entspannungs-CDs hören, Meditieren, eine neue Sprache lernen, Gärtnern.

Man sollte sich vielleicht auch öfter mal fragen

  • ob man all die Technik im Haus wirklich benötigt oder ob ein großer Teil davon kaum oder gar nicht genutzt wird.
  • ob ein paar Stunden weniger arbeiten nicht wertvoller sind, weil man in dieser Zeit Vieles selber kochen kann, einem Ehrenamt nachgehen kann oder mehr Zeit für die Familie hat.
  • ob Geiz wirklich so geil ist oder ob es nicht sinnvoller ist, in gute, langlebigere Produkte zu investieren. Man erspart sich viel Zeit, Geld und Nerven und reduziert dadurch enorm den Müll.
  • Vieles lässt sich wiederverwenden, wie zum Beispiel schönes Geschenkpapier (kann man bügeln). Statt Klebestreifenm Dekoband oder Plastikschleifen kann man Stoffschleifen verwenden oder Geschenke auch in hübsche Tücher einwickeln und mit Kordel verschließen.
  • Geschenke auch mal selber machen, wie Schmuck, Eingemachtes, Cremes etc.

"Multitasking" galt früher als ein Synonym für Arbeitseffizienz. Heute weiß man, dass damit Qualitätseinbußen sowie Zeit- und Ressourcenverluste entstehen. Symptome wie Müdigkeit, Hunger und anderes werden im Alltagstrubel jedoch häufig ignoriert. Eine hilfreiche Gegenstrategie kann hier "Monotasking" sein. Durch Konzentration auf nur eine Aufgabe nach der anderen läßt sich der Alltag auch entschleunigen. Nehmen Sie zum Beispiel eine Mahlzeit aufmerksam ein statt zwischen Tür und Angel und versuchen Sie immer wieder zwischendurch bewusst und tief zu atmen. Das trägt sehr zur inneren Ruhe bei.

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In der schwierigen und belastenden Corona-Pandemie sind alle Menschen mehr oder weniger auf sich selbst zurück geworfen und es ist eine sinnvolle Gelegenheit, sein eigenes Denken, Tun und Handeln in Ruhe zu überdenken. Zeit und Musse dafür hat man ja gerade genug.

Wer einmal angefangen hat, minimalistischer zu leben, erkennt sehr schnell, wie gut dieser Schritt tut, wie er auch die Seele befreit, wie er das Leben erleichtert und wie positiv er stimmt.

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